Facebook

Was da mittlerweile ans Tageslicht kommt bezüglich des Facebook-IPOs ist schon etwas Besonderes. Zu Handelsbeginn am zurückliegenden Freitag gab es offenbar massive technische Probleme der Nasdaq beim fortlaufenden Stellen von Kursen. Nur mit Mühe gelang es danach dem IPO-Konsortium, die Aktie nicht gleich am ersten Tag abschmieren zu lassen. Sie beendete den Handel mit einem mageren Plus. An den Folgetagen ging es dann kräftig abwärts.

Zum IPO-Preis von 38 Dollar war die Aktie heftig überbewertet, demnach war Facebook mehr als 100 Mrd. Dollar wert. Bei 33 Dollar Kurs sind es immer noch 90 Mrd. Dollar an Unternehmenswert – für eine Firma, die bisher kaum Gewinn abwirft. Siemens z.B. ist an der Börse knapp 62 Mrd. Euro wert.

Der wirkliche Skandal entwickelt sich aber gerade erst. Just als die Konsortialbanken die Aktien im Rahmen einer Road-Show platzierten, haben einige von ihnen klammheimlich ihre Umsatz-Prognosen nach unten revidiert. Dies teilten sie offenbar auch einigen (großen institutionellen) Interessenten mit, nicht aber kleinen Anlegern, die hofften, gemäß der „greater fool theory“ ein paar schnelle Dollars machen zu können.

Solche selektiv gestreuten Informationen sind zumindest unfair. Sie stellen aber wohl auch eine Verletzung geltender Rechtsvorschriften dar. Angeblich soll die SEC bereits Untersuchungen eingeleitet haben.

Der Kreis der in die Sache Verwickelten dürfte sich auf Facebook selbst ausdehnen. Ein Analyst der Konsortialbanken soll gesagt haben, dass er aus dem Unternehmen heraus den Hinweis bekommen hat, seine Schätzungen zurück zu nehmen. Unternehmensvertreter sollen sich zudem in privaten Roadshow-Meetings ähnlich geäußert und bestimmten Investoren signalisiert haben, dass die Anzeigen-Umsätze von Facebook nicht so schnell steigen würden wie das manche hofften.

Im Verlauf der Roadshow vor dem IPO hatte sich außerdem gezeigt, dass das Interesse von institutionellen Investoren zunächst hoch war, dann aber nachließ. Die Preisvorstellungen seien im Verlauf der Roadshow deutlich divergiert, heißt es. So wären institutionelle Investoren gegen Ende des IPO-Prozesses eher mit einem Ausgabepreis von 32 Dollar einverstanden gewesen, während kleinere Anleger und Trader auch noch bei 40 Dollar interessiert waren.

Mittlerweile gibt es bereits Zivilklagen wegen Aktienrechts-Verletzungen von Investoren gegen Facebook, Mark Zuckerberg, Morgan Stanley als Konsortialbank und andere.

Bei dieser Facebook-Geschichte interessiert mich die Frage nur wenig, wo der faire Preis der Aktie anzusiedeln wäre – vielleicht im Bereich 10 bis 15 Dollar. Und der sich dann ergebende Unternehmenswert von 30 Mrd. Dollar (plus/minus) ist immer noch sehr hoch – verglichen mit gestandenen Unternehmen.

Für mich ist die Sache erstens ein erneuter Beleg dafür, dass bestimmte Großbanken offenbar weiterhin meinen, sie könnten nach eigenem Gutdünken agieren. Und zweitens scheint es immer noch Anleger zu geben, die wenig Hirn, dafür aber viel Gier ihr eigen nennen. Dieser zweite Punkt ist eine wesentliche Bedingung dafür, dass der erste funktioniert.

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