Die RKI-Files – welcher Wissenschaft folgen?

Das multipolar Magazin hat nach langem Rechtsstreit die RKI-Protokolle frei klagen können. Diese dokumentieren die Tätigkeit des Corona-Krisenstabs des Robert Koch-Instituts (RKI) vom 14.1.2020 bis zum 30.4.2021. Mehr als 1000 Passagen, auch ganze Seiten, sind geschwärzt, eine vom RKI engagierte Kanzlei liefert auf mehr als 1000 Seiten dazu akribisch die jeweilige juristische Begründung.

Gebetsmühlenartig wurde in der Corona-Zeit heruntergeleiert: Folge der Wissenschaft! Den Schwärzungen nach muss es sich dabei um eine Geheimwissenschaft handeln. Die Regierung verstieg sich sogar zu der in eine Diktatur passende Aufforderung an die Bürger: Fragen Sie nicht, folgen Sie einfach unseren Anweisungen!

Rückblende: Am 17.3.2020 verschärfte der damalige RKI-Chef und Veterinär Wieler die Risiko-Einschätzung hinsichtlich „Covid-19“ von „mäßig“ auf „hoch“. Er begründete den Schritt mit steigenden Fallzahlen. Aber nicht nur die Fallzahlen hatten sich im März verdreifacht, sondern auch die Anzahl der durchgeführten Tests. Wer viel testet, findet eben viel.

Diese Hochstufung wurde die Grundlage sämtlicher Maßnahmen einschließlich Lockdowns und Schulschließungen. Gerichte briefen sich fortan in ihrer Urteilsfindung darauf. Man ging von einer fachlichen Einschätzung der nach Infektionsschutzgesetz zuständigen Behörde, des RKI, aus. Die RKI-Files offenbaren jedoch: Die Hochstufung beruhte auf der politischen Anweisung eines externen Akteurs, wie multipolar schreibt. Wer das ist? Der Name ist geschwärzt.

Dies wird auch dadurch deutlich: Nachdem sich in den vorhergehenden Protokollen keine Änderung der fachlichen Bewertung abgezeichnet hatte, weil sich grundlegende Kennzahlen nicht maßgeblich geändert hatten, hieß es im Protokoll vom 16.3.2020 unvermittelt: „Es soll diese Woche hochskaliert werden.“ Man warte nur noch auf das „Signal“ zur Umsetzung der Hochstufung.

Der Widerspruch zwischen fachlicher Einschätzung und dem, wie sich das RKI nach draußen äußerte, zieht sich durch die Protokolle. So wurde etwa am 30.10.2020 vermerkt: „FFP2-Masken sind eine Maßnahme des Arbeitsschutzes“, es gebe keine Evidenz für die Nutzung von FFP2-Masken außerhalb davon. Und doch empfahl das RKI, das nach Infektionsschutzgesetz fachlich zuständige Amt, die Maskenpflicht. Wenn die Maske medizinisch keinen Sinn macht, dann sollte sie wohl ein äußeres Zeichen des Gehorsams oder ein Symbol für den Ernst der Lage sein. Und Angst schüren.

FFP2-Masken dürfen im Rahmen des Arbeitsschutzes nur unter strengen Auflagen zeitweilig getragen werden. Sie sind eben keineswegs harmlose Sinnbilder, sondern steigern über die Rückatmung die Konzentration von Krankheitserregern und CO2 im Körper des Trägers. Ein politisch befohlenes Symbol also mit schädlichen Nebenwirkungen. Kaum anzunehmen, dass das RKI das nicht wusste. Also wurde die mögliche Schädigung von Millionen Menschen in Kauf genommen. Und das gilt insbesondere für Kinder, deren Sauerstoffbedarf zur Entwicklung ihres Gehirns besonders groß ist.

Und dann kommt der Punkt „Schulschließungen“: Darüber haben die Experten des RKI lang und breit beraten, fast ausschließlich unter dem Gesichtspunkt, inwiefern Kinder die Pandemie antreiben können. Das folgt ganz der Linie des im Bundesinnenminsterium erstellten „Panik-Papiers“ von Mitte März 2020. Die beteiligten Wissenschaftler lieferten darin konkrete Vorschläge, wie sich „Angst und Folgebereitschaft in der Bevölkerung” bewerkstelligen lassen. Bezüglich Kindern wurde die Vorstellung propagiert, dass Enkel ihre Großeltern anstecken und so für ihren Tod verantwortlich sein könnten. Einer der Beteiligten, ein gewisser Soziologie-Professor Bude, rühmte erst kürzlich die erfolgreiche Verhaltensmanipulation per Sozialpsychologie und Angstkommunikation (siehe hier!).

Was völlig fehlte bei der Erörterung des Komplexes „Kinder und Schule“ und was jetzt so schwerwiegend auf die gesamte Gesellschaft zurückfällt: Die psychosozialen Folgen von Schulschließungen für Millionen Kinder wurden seinerzeit im RKI nicht einmal ansatzweise diskutiert. Heute weinen die Politiker Krokodilstränen ob der Kollateralschäden bei der Jugend. Immerhin kam das RKI am 9. Dezember 2020 zu der Erkenntnis, Schulschließungen seien wenig geeignet, um die Pandemie einzudämmen. Kinder spielen generell bei der Verbreitung von Atemwegserkramkungen eine eher untergeordnete Rolle. Es war die Politik, die sich darüber hinwegsetzte und somit verantwortlich ist für die Folgen. Anfang Dezember 2020 verschärfte sie die Gangart, es gab einen neuen Lockdown – mit ausgeweiteten Schulschließungen.

In der vorliegenden Form ist der Wert der RKI-Files für eine kritische Aufarbeitung des Geschehens eingeschränkt. Auch und gerade weil ganze Kapitel etwa auch in Zusammenhang mit der Impfung geschwärzt sind. Völlig zu Recht rät der Virologe Hendrik Streeck dazu, die Schwärzungen aufzuheben (hier!). multipolar klagt dagegen.

Was die Schwärzungen ganz grundsätzlich angeht: Laut der vom RKI beauftragten Kanzlei gehe es um geschützte Rechte. Ja, die Rechte von vielleicht 20 Personen sollen geschützt werden. Diese haben in der Corona-Zeit mit ihrer Tätigkeit andauernd und schwerwiegend in die verfassungsmäßigen Rechte von über 80 Millionen Bürgern eingegriffen. Stehen die Rechte der 20 höher? Haben die Bürger kein Recht zu erfahren, wer dafür gesorgt hat, dass sie unter den beschlossenen Maßnahmen leiden mussten? Noch dazu vor dem Hintergrund, dass diese Leute offenbar immer wieder wissenschaftlich halbwegs begründet intern das eine sagten, aber in der Wirkung nach außen für das andere plädierten. Was die Politik dann begierig aufgegriffen hat.

Aufarbeitung tut not, dieser schon lange erhobenen Forderung schließen sich mittlerweile alle Parteien an. Jetzt tönte es sogar von den Grünen: „Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wäre es gut, wenn es mit etwas Abstand eine Aufarbeitung der Corona-Politik gäbe.“ Die Grünen waren in der gesamten Corona-Zeit die besonderen Scharfmacher, die Maßnahmen konnten ihnen gar nicht weit genug gehen. Die SPD stellt sich gegen eine Enquetekommission im Bundestag, es gebe geeignetere Formate für die Aufarbeitung (siehe hier!). Welche? Man darf gespannt sein auf die Rollen rückwärts.

Die Quantitätsmedien glänzten hinsichtlich der von multipolar freigeklagten RKI-Protokolle zunächst einmal mit Stillschweigen. Nach einem erfreulich sachlichen Beitrag im ZDF am zurückliegenden Samstag begann am nächsten Tag schon wieder das alte Lied: Der Beitrag wurde an entscheidenden Punkten nachträglich in die richtige Richtung frisiert, u.a. wurde multipolar als „rechts“ betitelt (siehe hier!). Diese Fassung war dann geeignet, um von anderen Medien übernommen zu werden. Jedes hatte dabei noch etwas draufzusatteln, um multipolar weiter zu diffamieren. Anscheinend meint man, damit das Thema erledigen zu können – kein gutes Omen für eine gründliche Aufarbeitung.

Bisher wurde ja immer gesagt, man habe es nicht besser gewusst. Die RKI-Protokolle zeigen aber, dass das nicht stimmt. Abgesehen davon galt es vor 2020 als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis, dass Maßnahmen wie Masken und Lockdowns, die sogenannten nicht-pharmazeutischen Interventionen (NPI), bei Atemwegserregern keine wirklich zielführenden Mittel sind („war alles bekannt…" – siehe etwa hier!). Dies wurde auch danach in zahlreichen Studien immer wieder bestätigt.

Genauso war klar, dass systemische Impfungen eine Verbreitung der Erreger von Atemwegserkrankungen nicht verhindern. Dies hatte, wie kürzlich bekannt wurde, nochmals eine Studie vom Herbst 2022 unter Mitwirkung des früheren „Gesundheits-Papstes“ Fauci bestätigt, der 40 Jahre lang US-Präsidenten beraten und an zentraler Stelle die US-Gesundheitspolitik bestimmt hat (siehe „Wie die Fauci-Gates-Allianz das globale Gesundheitswesen kaperte"!). Das hinderte die Politik aber nicht daran, eine mögliche Impfpflicht gerade auch mit dem Schutz vor Ansteckung zu begründen.

Nein, meiner Meinung nach gab es im Wesentlichen keine Fehler aus Unwissenheit. Es galt die Linie, Angst zu verbreiten und Gehorsam einzufordern. Der wurde und wird als Solidarität verkauft, mithin waren alle die unsolidarisch, die anderer Meinung waren (zu Recht wie sich immer deutlicher zeigt). Das, und nichts anderes führte zur Spaltung der Gesellschaft, die heute so „bitter“ von den Verantwortlichen beklagt wird.

Zur Aufarbeitung würde auch gehören, all die zu rehabilitieren, die die Härte des Corona-Regimes besonders getroffen hat. Ich denke da z.B. an all die Mediziner, die verurteilt wurden und zum Teil nicht mehr praktizieren dürfen, weil sie etwa Maskenatteste ausgestellt haben. Ich denke auch an all die, die sich den Maskenvorschriften widersetzt haben und dafür bestraft wurden. Oder an die, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, weil sie sich nicht impfen lassen wollten. Ich kann nicht alles aufzählen, aber ich möchte auch an den Fall des Stephan Kohn erinnern.

Zur Aufarbeitung gehört weiter, zu erkennen, dass die Wissenschaft gleich geschaltet wurde und dazu diente, die politisch gewollten Einschränkungen der Grundrechte mit wissenschaftlich scheinenden Begründungen zu unterfüttern.

Dementsprechend muss das Ergebnis dieser Aufarbeitung sein, dafür Sorge zu tragen, dass so etwas nicht wieder geschehen kann. Dazu gehört, die Freiheit der Wissenschaft wiederherzustellen. Dazu gehört vor allem aber, die im Corona-Rahmen erfolgten Einschränkungen der Grundrechte rückgängig zu machen.

Wenn ich daran denke, dass der Bundestag im Mai vor einem Jahr in einer Meinungsbildung seine grundsätzliche Zustimmung zu den Bestrebungen der WHO signalisiert hat, die Maßnahmen im Falle einer „Pandemie“ international zu zentralisieren, dann muss ein weiteres Ergebnis dieser Aufarbeitung darin bestehen, die von der WHO beabsichtigten Änderungen eben nicht zu ratifizieren. Und damit der „Verlockung" zu widerstehen, sich eines wichtigen Teils der Verantwortung in der Gesundheitspolitik zu entledigen.

Um den Bogen zur Überschrift zu schlagen: Welcher Wissenschaft folgten RKI und Politik in der Corona-Zeit? Waren es die medizinischen Erkenntnisse hinsichtlich des Umgangs mit einer verbreiteten Atemwegs-Infektion? Oder war es die Wissenschaft von der Verhaltensmanipulation per Sozialpsychologie und Angstkommunikation? Zu welchem Zweck?

Ergänzung
Cicero: Masken: Die Nichtevidenz war bekannt – „Nach der ersten Aufregung um die freigeklagten RKI-Protokolle ist es an der Zeit, die Dokumente einer wissenschaftlichen Analyse zu unterziehen. Was etwa sagen sie über den Sinn der Maskenpflicht? Zwei ausgewiesene Experten haben sich die Protokolle angeschaut – und kommen zu einem verheerenden Ergebnis."

Nachtrag
(28.3.24) Norbert Häring: Geheimer Verhandlungsstand zu den Internationalen Gesundheitsvorschriften veröffentlicht – „Die Vorgänge in Genf, wo verschärfte Internationale Gesundheitsvorschriften (IHR) und ein Pandemievertrag im Geheimen verhandelt werden, strafen Behauptungen der ganz großen pharmakonzernfreundlichen Koalition im Bundestag Lügen, nach denen alles ganz harmlos und transparent sei."
(28.3.24) The Epoch Times: „Im Mai will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über den Pandemievertrag abstimmen lassen. Welche Risiken er für Deutschland beinhaltet, erklärt Dr. Beate Pfeil im Interview mit Alexander Zwieschowski. Was bedeuten die für Mai geplanten Pandemieverträge der WHO? Ist die Kritik begründet, dass Deutschland Teile seiner Souveränität hierdurch verliert? Welche Auswirkungen hat es auf den einzelnen Bürger und auf den wissenschaftlichen Diskurs? Werden individuelle Freiheitsrechte eingeschränkt oder sind gar medizinische Zwangsbehandlungen zu befürchten?
(28.3.24) Welt: „In der Not flüchtet sich Lauterbach in Verschwörungstheorien"
(2.4.24) Fassadenkratzer: Fünf Corona-Lügen des RKI auf politische Weisung – analysiert von Prof. Homburg – „Der Finanzwissenschaftler Prof. Dr. Stefan Homburg zeigt in fünf wesentlichen Punkten der Corona-Krise präzise, wie ausweislich der herausgeklagten Protokolle das staatseigene Robert-Koch-Institut auf politische Weisung gegenüber der Öffentlichkeit das Gegenteil von dem vertreten hat, was es eigentlich intern als wissenschaftliche Wahrheit erkannt hatte. Damit wurde den totalitären Maßnahmen des Staates eine scheinwissenschaftliche Begründung verliehen, um die Menschen zu täuschen und zur Folgsamkeit zu bringen. Selten sind Verbrechen des Staates und eine von ihm beherrschte und korrumpierte Wissenschaft so bloßgelegt worden.
(17.4.24) Es war keine Unwissenheit!
(17.4.24) Die Corona-Aufarbeitung droht im Konsenskitsch unterzugehen. Die Verantwortlichen für die damaligen Fehlentscheidungen bringen die immer gleichen Ausreden vor: Man hätte es ja nicht besser wissen können. Doch, man hätte. Jetzt ist es Zeit, auch tatsächlich Verantwortung zu übernehmen. Der Mediziner Matthias Schrappe fordert: Schluss mit den Corona-Mythen!

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