Wissenschaft war gestern – zurück ins Mittelalter!

Der deutsche Bundestag hat das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet. Jetzt können wir alle unser Geschlecht frei wählen – wie schön! Die Meinung ausländischer Freunde dazu: Was ist los in Deutschland, seid Ihr jetzt total bescheuert? Offenbar.

In der Presse ist von der Hoffnung zu lesen, die Absurditäten dieses Projekts würden die Bürger und auch den Staat zwingen, die neuen Regeln nicht in letzter Konsequenz umzusetzen. Oder auch: Das Gesetz sei Ausdruck davon, sich an symbolischen Problemen abzuarbeiten.

Wenn es nur das wäre!

Im Grunde ist das Gesetz ein weiteres Zeichen dafür, dass sich unsere Gesellschaft, und nicht nur die deutsche, ideologisch in die Zeit vor der Aufklärung zurück bewegt. Die Aufklärung etablierte eine rationale Sichtweise, forderte zum selbstständigen Denken jenseits gesetzter Dogmen heraus. Es entwickelte sich unser modernes, kritisches Wissenschaftsverständnis.

Es ist eine biologische Tatsache, dass es in höher entwickelten Lebensformen nur genau zwei Geschlechter gibt. Sehr seltene Ausnahmen bestätigen die Regel. Die freie Wahl der eigenen Geschlechts-Zugehörigkeit negiert diese Tatsache. Mag sein, dass sich jemand mit dem angeborenen Geschlecht unwohl fühlt. Dennoch bleibt er/sie Mann/Frau. Wenn die eigene Befindlichkeit über die biologische Tatsache gestellt wird und der Staat das legitimiert, dann kommen wir im Wunschdenken an. Und wenn sich die eigene Befindlichkeit ändert, geht man ein Jahr später wieder zum Standesamt und lässt sich erneut umpolen…

Die Tendenz, Vorstellungen zu Tatsachen zu machen, zieht sich durch vieles durch. Dazu gehört auch der Glaube, mit der Dekarbonisierung der Energieerzeugung würden alle Probleme gelöst. Das Gegenteil ist der Fall, die geringe Energiedichte von Wind und Sonne muss durch enormen mehr-Verbrauch an Ressourcen kompensiert werden. Daraus resultieren gewaltige andere Probleme – ich hatte das immer wieder angesprochen. Die Dekarbonisierung bringt uns letztlich in Richtung Mittelalter, jedenfalls weg von einer effizienten industriellen Produktion zur Sicherung unserer Lebensverhältnsse.

Die Begründung für die Notwendigkeit der Dekarbonisierung hat ebenfalls etwas Vor-Aufklärerisches. Abgesehen davon, dass die Temperaturverschiebung sich bis heute nicht wesentlich aus dem Rahmen der natürlichen Klima-Variabilität heraushebt, versucht man einen Zusammenhang mit der CO2-Konzentration dadurch herzustellen, dass man neue Götzen schafft. Die heißen in diesem Fall Klimamodelle. Wer nicht an sie glaubt, ist ein Ketzer.

In ihrem sehr lesenswerten Buch „Klima: Unsicherheit und Risiko – unsere Reaktion überdenken“ befasst sich Judith A. Curry u.a. mit der Frage der Zuverklässigkeit dieser Modelle, die man so hindengeln kann, dass sie die Temperaturhistorie halbwegs nachbilden können. Aber der Schluss hiervon auf die Richtigkeit der errechneten Prognosen ist nicht zulässig, weil diese Modelle die Komplexität des Klimageschehens nicht einmal ansatzweise widerspriegeln.

Und ein weiterer Punkt ist unwissenschaftlich: Der UN-Klimarat geht immer wieder mit dem Argument hausieren, dass bis zu 97% der Klimawissenschaftler einer Meinung sind. Abgesehen davon, dass in dem Bereich eine enormer Anpassungszwang herrscht (wie u.a. das „Climategate“-Geschehen zeigt) entsteht wissenschaftliche Erkenntnis nicht im Konsens. Wenn dem so wäre, hätten die herrschenden Kreise des Mittelalters recht, die behaupteten, die Erde sei eine Scheibe. Sie haben ihre Auffassung mit vergleichbarem Zwang durchgesetzt, so dass sich jahrhundertelang niemand traute, dem zu widersprechen. Und trotzdem war die Erde immer schon eine Kugel.

Die so genannte künstliche Intelligenz hat so gesehen auch etwas Unwissenschaftliches. Sie generiert ihr „Wissen“ durch einen Prozess des Lernens aus Massendaten, auch eine Art Konsens-Verfahren. Ob diese Massendaten aber letztlich nahe oder fern einer rationalen Erkenntnis sind, ist nicht Gegenstand des Lernprozesses. ChatGPT hätte die Erde im Mittelalter auch für eine Scheibe gehalten. So geht Intelligenz heute… (siehe z.B.: „Ich habe ChatGPT gefragt…“).

Und weiter geht es mit dem Zug Richtung Mittelalter: In der vergangenen Woche stellte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte fest, dass die Schweiz Verpflichtungen zum Klimaschutz verletzt hat. Das Eine ist, dass die gängige Behauptung alles andere als wissenschaftich gesichert ist, der Mensch verursache eine kurz bevorstehende Klima-Katastrophe. Das andere ist: Das Urteil setzt jahrhundertealte Rechtsprinzipen außer Kraft und ist damit ein Anschlag auf die Demokratie. Juristen treiben die Exekutive vor sich her, die Gewaltenteilung wird mit Füßen getreten.

Es kommt ein weiterer Punkt hinzu. Judith A. Curry schreibt in „There is no human right to a safe or stable climate“: In der universellen Erklärung der Menschenrechte von 1948 (UDHR) werden 30 Menschenrechte aufgezählt. Die Wörter „Klima“ oder „Umwelt“ kommen dabei nicht vor. Das gilt auch für die Europäische Menschenrechts-Konvention. Auch im Pariser Klima-Abkommen wird ein solches Recht weder explizit noch implizit erwähnt.

Zudem, schreibt Curry, bleibt die natürliche Klimavariabilität mit einem Todesfall-Risiko auch dann, wenn man in 2050 tatsächlich das Netto-Null-CO2-Ziel erreichen würde. Sie verweist weiter auf die seit Jahren sinkenden Sterblichkeitkeits-Statistiken in Zusammenhang mit Wetter und Klima (siehe z.B. hier!), was die Ansprüche dieser geklagt habenden Seniorinnen zusätzlich infrage stellt. Und sie fragt: Zählen Tote nur, wenn sie der globalen Erwärmung zugeschrieben werden, nicht aber, wenn sie etwa Hungers sterben, weil sie z.B. keinen Zugang zu sicheren Brennstoffen zum Kochen hatten? Zählen mögliche Klimatote also mehr als die, die an vielen anderen Ursachen gestorben sind?

Demnächst könnte eine Seniorentruppe, die mit ihrer Zeit nichts Besseres anzufangen weiß, vor den Kadi ziehen und von der Regierung verlangen, besser gegen Krebs geschützt zu werden. Oder gegen Heuschnupfen…

Das in jeder Beziehung Unrechts-Urteil ist auch eine Einladung an unsere „Letzte Generation“, es den paar alten Schweizer Klägerinnen gleichzutun und Deutschland vor das europäische Menschenrechts-Tribunal zu bringen. Wenn schon die Schweiz mit vier Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr verurteilt wird, dann ist der Ausgang eines Verfahren gegen Deutschland mit seinen doppelt so hohen Emissionen wohl klar.

Nachtrag
Vor 300 Jahren, am 22. April 1724, wurde der deutsche Philosoph Immanuel Kant in Königsberg geboren. Er hat das philosophische Denken der Neuzeit entscheidend geprägt. „Sapere Aude“ – er rief auf, den eigenen Verstand zu gebrauchen und die von den Herrschaftscliquen aufgestellten Dogmen in Frage zu stellen. Menschsein heißt für ihn, Verantwortung für sich selbst und für andere zu übernehmen, sich nicht als Spielball anderer Kräfte zu begreifen. Dieser Jahrestag ist auch eine Mahnung, für Demokratie, persönliche Freiheit und die Freiheit der Wissenschaft zu kämpfen – und gegen ein verblödetes grün-wokes Bildungsbürgertum. Damit wir weltanschaulich nicht in die Zeit vor der Aufklärung zurückfallen, die Kant entscheidend geprägt hat.

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