Kein Krieg! Nachdenken, nicht kläffen…

Der Krieg Russlands muss sofort aufhören. Doch so wie Scholz, die EU und die USA agitieren, kann der Krieg noch viel schlimmer werden. Und für eine solche Eskalation ist eben keineswegs nur Putin verantwortlich, sondern auch der Westen, der sich aggressiv geweigert hat, eine Verhandlungslösung zu suchen.

Denken Sie noch manchmal an den „War on Terror“, der zuerst in den Krieg der USA gegen den Irak führte und dann in den Einmarsch einer westlichen Allianz nach Afghanistan überging?

Denken Sie noch manchmal daran, dass der damalige US-Außenminister Colin Powell vor der UNO für den Sturz von Saddam Hussein plädierte und dabei mit gefälschten Dokumenten zu beweisen versuchte, dass der Irak über Massenvernichtungswaffen verfügte? Denken Sie noch manchmal daran, dass der Irak-Krieg und die nachfolgenden Auseinandersetzungen wohl über eine halbe Million Tote gefordert hat?

Der Irak-Krieg war ein Angriffskrieg der USA. Die westliche Hemisphäre war sich einig, dass der islamistische Terror mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden muss. Der wurde als die uns alle bedrohende Gefahr hingestellt, deshalb wurde das nicht weiter thematisiert. Man war sich einig, der Zweck heiligt die Mittel. Es gab nur ein paar vereinzelte Stimmen, die Kritik am Vorgehen der USA anmeldeten.

Es gab auch Stimmen, die den "War on Terror" als Vorwand brandmarkten, die demokratischen Rechte einzuschränken. „Sicherheit oder Freiheit,“ das war damals die Antwort auf solche Kritik. Willst Du vom Terror überrollt werden oder nimmst Du das bisschen zusätzliche Kontrolle auf Dich, um sicher zu sein. Mittlerweile haben wir beides, den Terror und die Einschränkung der demokratischen Rechte.

Jetzt hat Russland einen völkerrechtswidrigen Krieg begonnen. Ich will das nicht auf Putin personalisieren, genauso wie ich den Angriffskrieg der USA seinerzeit nicht auf den damaligen US-Präsidenten zentriere.

Das Ziel der USA 2003ff war gut, das Ziel Russlands 2022 ist schlecht. Das ist die einfache Gleichung. Im Nu steht ganz Europa auf, lässt die Glocken läuten, macht das Licht aus, russische Waren fliegen aus den Regalen, russische Menschen werden bedrängt, verlieren ihren Job (siehe München).

Nachdenken – was ist das nochmal? Offenbar hat die „Pandemie“ ihre massenpsychologische Wirkung entfaltet. Große Teile der Bevölkerung gruppieren sich in Windeseile um ein neues Narrativ. Die Regierung gibt vor, wie zu denken ist, die Medien transportieren das. Bewährtes Mittel dabei – Angst schüren. Stand die Volksgemeinschaft der Bedrohten noch vor kurzem im Krieg gegen ein Virus, so steht sie jetzt im Krieg gegen den Russen.

Die westliche Politik bläst hysterisch zum Wirtschaftskrieg. Russland soll maximal isoliert werden. Und alle folgen. Nachdenken – Fehlanzeige.

USA und Nato haben jahrelang die Erweiterung Richtung Osten vorangetrieben, sie haben damit gegen den Geist der Vereinbarungen nach Ende des Warschauer Paktes verstoßen. Sie haben Forderungen Russlands nach Sicherheitsgarantien arrogant überhört. Ich habe das in diesem Artikel zusammengetragen: „Ukraine – Geschichte, Hintergründe“.

Die USA folgen seit vielen Jahrzehnten der Heartland-Doktrin, nach der unbedingt verhindert werden muss, dass sich Deutschland und Russland annähern. Denn das könnte die Vormachtstellung der USA in der Welt angreifen. Michael Hudson hat meiner Meinung sehr klar herausgearbeitet, dass es den USA aktuell hauptsächlich darum geht, die Verbündeten fest in der eigenen wirtschaftlichen und finanziellen Umlaufbahn zu halten: "Amerikas wahre Gegner".

Dazu ist den USA offenbar jedes Mittel recht. Sie hätten die Situation leicht entschärfen können, indem sie die Ausdehnung ihres Einflusses auf die Ukraine beendet und Russland entsprechende Sicherheitsgarantien gegeben hätten. 1962 wollten die USA keine Raketen vor ihrer Haustüre haben. Aber Russland wird das heute zugemutet.

Von Russland geht die militärische Aggression aus, die USA und die Nato sind aber ein bedeutender Teil der Vorgeschichte dazu. Jede militärische Aggression ist zu verurteilen, egal von wem aus und mit welchen Zielen auch immer. Darüber muss man sich empören, aber dabei, bitteschön, mit gleicherlei Maß messen. Der „Westen“ ist nicht per se „gut“.

Jetzt kläfft der europäische Hund bis zur Besinnungslosigkeit – an der Leine der USA.

Der einzige Weg ist der an den Verhandlungstisch. Der russische Krieg muss aufhören, der Krieg der Ukraine gegen die Donbass-Provinzen muss aufhören. Der westliche Wirtschaftskrieg gegen Russland muss aufhören. Offenbar hat die herrschende Politik in Ost und West die Lehren aus dem Kalten Krieg schon wieder vergessen.

Ein Gedanke noch:
Der Präsident der Ukraine sagt per Video-Botschaft, er kämpfe nicht nur für die Freiheit der Ukraine, sondern auch für die Neue Weltordnung. Das zweite lassen Sie besser, Herr Selensky.

Ergänzung:
Im solchen Situationen wie der aktuellen kommt mir immer wieder folgende Begebenheit in den Sinn: Der Nazi-Führer Hermann Göring bekannte 1946 im Gespräch mit einem amerikanischen Psychologen zur Frage bekannte, wie man ein Volk zum Mitmachen bringt: „Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten einen Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr.“ Massenpsychologie ist ein Werkzeug, das man überall anwenden kann, im Westen, wie im Osten, im Süden, wie im Norden.

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