Laut der Hilfsorganisation Oxfam wird das reichste Prozent der Weltbevölkerung im kommenden Jahr mehr besitzen als die restlichen 99%. Die Schere zwischen Arm und Reich geht damit immer schneller auseinander.
Das reichste Prozent in der Welt besass bereits 2009 44% des gesamten Welt-Vermögens. Im vergangenen Jahr ist der Anteil auf 48% angewachsen. 2016 soll das eine Prozent der Superreichen laut Oxfam dann die Schwelle von 50% Anteil am Welt-Vermögen überschreiten. In der Gruppe der Reichsten verfügt jeder Erwachsene laut Oxfam über ein Vermögen von 2,3 Mill. Euro.
Das weltweite BIP lag 2004 bei 43 Bill Dollar, es stieg bis 2008 auf 62,3 Bill. Dollar. 2009 fiel es um 5,2% zurück, lag aber 2010 mit 64,52 Bill Dollar schon wieder über dem Stand von 2008. Aktuell (2014) steht es bei 77,61 Bill. Dollar. Das BIP gilt als wichtiger Indikator für die Wirtschaftskraft und den materiellen Wohlstand.
Die reichsten 85 Menschen auf der Welt besitzen laut Oxfam genauso viel wie die 3,5 Milliarden Menschen, die zur ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung gerechnet werden. Fast das gesamte restliche Eigentum liegt in den Händen von 20% der Weltbevölkerung. Das verbleibende Vermögen von etwa 5,5% teilen sich die übrigen 80% der Menschheit.
"Das Ausmaß der globalen Ungleichheit ist einfach erschütternd", urteilt die Oxfam-Direktorin Byanyima. Die Organisation veröffentlicht jedes Jahr kurz vor Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos ihren Wohlstandsbericht.
Oxfam fordert von den Staaten entschlossene Maßnahmen, um eine weitere Zunahme der Ungleichheit zu stoppen. So soll Steuervermeidung und Steuerflucht bekämpft und Kapital statt Arbeit besteuert werden. Außerdem sollen Mindestlöhne eingeführt und die öffentlichen Dienstleistungen verbessert werden. Die Regierungen müssten sich gegen Interessengruppen durchsetzen, "die einer faireren und gedeihlicheren Welt im Wege stehen", fordert Byanyima.
Die wachsende Ungleichheit gehört zu den Themen des diesjährigen Weltwirtschaftsforums, das morgen beginnt. Byanyima ist in diesem Jahr Co-Vorsitzende und will das nutzen, um den Forderungen ihrer Organisation Nachdruck zu verleihen.
Das Weltwirtschaftsforum ist jedes Jahr Treffpunkt all derer, die in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft Rang und Namen haben. Wenn sie am Samstag nach Abschluss der Veranstaltung wieder nach Hause fahren, haben sie viel schönes Stroh gedroschen und machen dann weiter wie zuvor.
Die diesjährigen Forderungen von Oxfam unterscheiden sich nicht von denen in den vorherigen Jahren. Man kann trefflich darüber streiten, ob die Besteuerung des Kapitals und die Einführung von Mindestlöhnen die richtigen Mittel sind. Die Diskussion soll an anderer Stelle fortgesetzt werden. Gedanken hierzu gibt es hier.
Es sei auf die ausführliche Untersuchung von Piketty aus dem zurückliegenden Jahr zum gleichen Thema verwiesen.
Nachtrag:
(21.1.15) In seiner zweitletzten Rede zur Lage der Nation griff US-Präsident Obama das Thema der Wohlstandsverteilung auf und entwarf einen Weg hin zu sozialdemokratisch geprägten europäischen Strukturen. Er sagte, solche Reformen verbesserten die Zukunftsaussichten des Landes, zudem könnten sich die USA dies wegen der wachsenden Wirtschaft leisten. Er weiß dabei sehr wohl, dass er keine Chancen hat, davon im Rest seiner Amtszeit aufgrund der schwachen Präsenz der Demokraten im Kongress auch nur einen kleinen Teil zu verwirklichen, erwähnte diesen Umstand aber nicht. Auch sonst schien er bemüht, seiner Amtszeit einen goldenen Anstrich zu verpassen. So zitierte er u.a. aus seiner 2004 in einer Rede skizzierten Vision eines politisch geeinten Amerikas. Viele US-Bürger sehen diese Vision wie auch andere Ziele seiner Amtszeit heute weiter weg als zu Begin der Ära Obama.
(25.1.15) Es gibt hinsichtlich Einkommenverteilung durchaus Parallelen zu der Zeit vor 1929 – siehe hier!
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