Die “Bank of Japan” hat sich (wie erwartet) den massiven Forderungen von Premierminister Abe gebeugt. Sie hat ihr Inflationsziel auf 2% verdoppelt und setzt ein im nächsten Jahr startendes, zeitlich unbefristetes QE-Programm auf. Ab 2014 will die BoJ hierfür monatlich etwa 140 Mrd. Dollar einsetzen, um hauptsächlich lang laufende Tresuries, aber auch kurzfristige TBills und Schulden des privaten Sektors zu kaufen. Unter dem bisher laufenden QE-Programm wurden bisher 1,1 Bill. Dollar ausgegeben.
In einer gemeinsamen Erklärung kündigten Notenbank und Regierung einen entschlossenen Kampf gegen die Deflation im Land an. Die Entscheidung der Notenbank bricht mit der bisherigen Strategie, die Käufe von Anleihen schrittweise auszuweiten. Der seit wenigen Wochen amtierende Ministerpräsident Abe spricht von einem „Paradigmenwechsel“ in der makroökonomischen Strategie.
Die Deflation stellt die japanische Wirtschaft vor massive Probleme. Seit Ende der 1990er Jahre sind die Konsumentenpreise nur in wenigen Monaten um mehr als 2% angestiegen, häufig fielen die Preise. Deflation lässt Verbraucher auf künftig noch günstigere Angebote hoffen, wodurch sich eine Abwärtsspirale in Bewegung setzt. An einen schnellen Erfolg der geldpolitischen Lockerungen glaubt die Bank von Japan selbst nicht, sie sieht für das das im März 2015 endende Haushaltsjahr eine Teuerungsrate von lediglich 0,9% voraus.
Ministerpräsident Abe versprach bei seiner Wahl Mitte Dezember massive Konjunkturstützen und setzte die (formal unabhängige) Notenbank unter Druck, ihr Inflationsziel anzuheben und ihr Mandat (wie die Fed) auf die Förderung des Arbeitsmarktes auszudehnen. Das schickte umgehend den Yen auf Talfahrt gegen Dollar und gegen Euro.
Abe hat angesichts einer Staatsverschuldung von über 230% des BIP wenig Spielraum für weitere Konjunkturpakete. Er ist darauf angewiesen, dass die Notenbank mitspielt.
Wir hatten uns hier schon mit Japan beschäftigt und herausgestellt, dass die angebliche makroökonomische Neuerung des Herrn Abe auch nur ein weiteres Keynessches Anreizprogramm ist, das im Umfeld einer Liquiditätsfalle nur begrenzt wirkt. Es sind Strukturreformen erforderlich, die mit konjunkturell wirkenden Maßnahmen nicht zu erzielen sind.
Vielleicht hatte Japans Finanzminister Aso eine solche Strukturreform im Hinterkopf, als er jetzt an Pflegebedürftige appellierte, möglichst bald aus dem Leben zu scheiden.
Bundesbank-Präsident Weidmann warnte gestern, die Erosion der Unabhängigkeit der Zentralbanken könnte auf Währungsseite einen Abwertungswettlauf einleiten. Dieser hätte bis jetzt weitgehend vermieden werden können.
Von „Erosion“ zu sprechen, beschönigt die Situation. Die Zentralbanken haben ihre Unabhängigkeit bereits aufgegeben, wie wir u.a. hier und hier dargestellt haben.
Was den Abwertungswettlauf angeht: Euro/Yen stand Mitte November, als Neuwahlen in Japan bekannt gegeben wurden, bei rund 103, aktuell steht er 118,50. Dollar/Yen stand Mitte November bei 80, aktuell notiert er bei knapp 89. "Wenn es ernst wird, muss man lügen"-Juncker hatte vor einigen Tagen vor der Euro-Stärke gewarnt.
Der Nikkei ist im selben Zeitraum von 8700 auf 10700 gestiegen. Er wurde (und wird) als Investmentgelegenheit für Contrarians angepriesen.
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