Japan: Abenomics im Test

Mit der Erwartung einer neuen wirtschaftspolitischen Ausrichtung Japans hat der Yen seit Mitte November 2012 gegen Euro und Dollar rund 30% an Wert eingebüßt. Dies beflügelt die Exportindustrie und so ist es nicht verwunderlich, dass die Industrieproduktion im April um 1,7% angestiegen ist.

Die nach Ministerpräsident Abe Abenomics genannte Politik hat die Exporte im April auf den höchsten nach-Lehman-Pleite-Wert ansteigen lassen. Auch der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes reflektiert die gute Stimmung in der Exportindustrie. Er ist im Mai weiter angewachsen – auf 51,5 von 51,1 im April.

Die Verbraucherpreise aber sinken im April den sechsten Monat in Folge. Das unterstreicht, dass die japanische Notenbank Schwierigkeiten hat, mit ihrer Geldpolitik die angestrebte Inflationrate von 2% zu erreichen. Die Binnenwirtschaft kommt offenbar bisher nicht in Gang.

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Nach Einschätzung des IWF wird das Land seine Deflationskrise aber dennoch bald hinter sich lassen, wenn Strukturreformen erfolgen und die japanische Binnenkonjunktur anspringt. Dann sei auch die Abschwächung des Yen nicht problematisch, heißt es. Der IWF rechnet für 2013 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,6%, für 2014 sollen plus 1,4% erreicht werden.

Der Höhenflug der japanischen Aktien stockt mittlerweile, die Kurse brachen am Donnerstag zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ein. Die Unruhe am Anleihemarkt wächst. Die Renditen für japanische Staatsanleihen sind zuletzt schnell angestiegen und notieren wieder so hoch wie vor einem Jahr.

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Nun drängt die BoJ die japanische Regierung, Maßnahmen zur Förderung des Wachstums zu ergreifen. Zuletzt hatte es in der Regierungspartei Überlegungen gegeben, die für April 2014 geplante Erhöhung der Konsumsteuern von derzeit 5 auf dann 8% auszusetzen, wenn die Wirtschaft in diesem Jahr nicht die erwartete Dynamik entfaltet. Die Steuererhöhung wird als Zeichen gewertet, dass die japanische Regierung ernsthaft daran geht, die Staatsfinanzen in den Griff zu bekommen. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist mit rund 240% des BIP verschuldet. Die BoJ argumentiert, ihre aggressive Geldpolitik kann nur dann sinnvoll weitergeführt werden, wenn die Märkte überzeugt sind, dass sie japanische Staatsanleihen aufkauft, um Japan aus der Deflation zu führen, nicht jedoch zur Finanzierung des Staatsdefizits.

Um die Renditen am Anleihemarkt in Schach zu halten, will die japanische Notenbank jetzt in häufigerer Frequenz Staatsanleihen kaufen. Das monatliche Volumen von sieben Bill. Yen (54 Mrd. Euro) soll dabei aber nicht verändert werden. Die Bank von Japan will die Geldbasis in einem Zeitraum von zwei Jahren verdoppeln.

Nachdem die weitere Entwertung des Yen ins Stocken kam, ist der Nikkei zuletzt stark eingebrochen. Die Finanzmärkte unterziehen die Wirtschafts- und Fiskalpolitik des Landes einem ersten Test.

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