Am zurückliegenden Wochenende setzte Bill McGuire X/Twitter mit einem Tweet in Brand, in dem er die „Ausmerzung der menschlichen Bevölkerung" als „einzig realistischen" Weg zur Bewältigung des Klimawandels voraussah – ein Tweet, den er später wieder löschte.
McGuire ist emeritierter Professor für Geophysik und Klimagefahren am University College London. Ich hatte mich auf diesen Vorgang schon hier bezogen. Roger Pielke jr von The Honest Broker hat diesen unglaublichen Vorgang publik gemacht und stellt das Thema „Überbevölkerung" in einen größeren Zusammenhang: In der Gemeinschaft der Klimawissenschaft sei es seit langem präsent, werde aber in der Öffentlichkeit selten in der von McGuire gewählten drastischen Form diskutiert.
„Überbevölkerung“ ist in Kreisen der „Eliten“ seit langem ein Thema. Die „wissenschaftliche“ Grundlage lieferte vor 300 Jahren ein gewisser Malthus, der behauptete, die Armen würden sich so schnell vermehren, dass die Nahrungsmittel-Produktion nicht hinterher komme. Die Hungerperspektive schreckte die damaligen (und heutigen) „Eliten“ offenbar so sehr, dass sie immer wieder neue Möglichkeiten propagierten, den Bevölkerungs-Zuwachs zu bremsen. In den USA spielte vor 100 Jahren die American Birth Control League eine wichtige Rolle bei der „Eugenik“. Prinz Philipp wünschte sich einmal, als Virus wiedergeboren zu werden, um so die Menschheit (natürlich nicht seinesgleichen) dezimieren zu können. Und auch der Herr Gates sprach von der Möglichkeit, durch Impfung die Weltbevölkerung um zehn Prozent zu reduzieren.
Anlässlich der widerlichen Äußerung von McGuire hat sich Roger Pielke jr umfassender mit dem Thema der Bevölkerungsentwicklung befasst. Die Ansicht, dass der Klimawandel in Wirklichkeit mit Überbevölkerung zu tun hat, sei unter Klimaforschern gar nicht so ungewöhnlich, schreibt er.
In seinem Artikel „Birth Dearth or Baby Boom?“ nimmt er Bezug auf einen Beitrag im Wall Street Journal: „Die Welt steht vor einem verblüffenden demografischen Meilenstein. Irgendwann in naher Zukunft wird die globale Fruchtbarkeitsrate unter den Punkt fallen, der notwendig ist, um die Bevölkerung konstant zu halten. Möglicherweise ist dies bereits geschehen. Die Geburtenrate geht fast überall zurück, und zwar bei Frauen aller Einkommens- und Bildungsschichten sowie der Erwerbsbeteiligung. Die sinkenden Geburtenraten haben enorme Auswirkungen auf die Art und Weise, wie die Menschen leben, wie die Volkswirtschaften wachsen und welche Position die Supermächte der Welt einnehmen.“
Das International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) hat jüngst hingegen seine Bevölkerungsprognose in seinem "middle of the road"-Szenario für das Jahr 2100 um mehr als eine Milliarde Menschen erhöht. Die Weltbevölkerung würde demnach 2080 mit 10,13 Milliarden Menschen ihren Höchststand erreichen und danach langsam zurückgehen. Die in der Klimaforschung (IPCC – Weltklimarat) verwendeten Szenarien stützen sich auf die ursprüngliche IIASA-Prognose aus 2013 mit 9,4 Milliarden Menschen in 2070 als Höhepunkt. Wann schwenkt das IPCC auf die neue Prognose des IIASA um?
Der folgende Chart stellt Prognosen der Entwicklung der Weltbevölkerung aus unterschiedlichen, im Chart benannten Quellen dar. Die Szenarien der IIASA sind mit "SSP2" gekennzeichnet (Chartquelle).
Im WSJ-Artikel wird eine Studie von Jesús Fernández-Villaverde von der University of Pennsylvania zitiert, aus der hervorgeht, dass die Fertilität weltweit immer schneller sinkt. Die jüngsten Erkenntnisse aus Ländern in Asien und Lateinamerika (Latam) sind recht erstaunlich. Derzeit liegt die Fruchtbarkeitsrate in fast allen lateinamerikanischen Ländern UNTER der der USA, in Extremfällen wie Chile sogar bei 1,1 (und wird 2024 wahrscheinlich unter 1 liegen). Brasilien oder El Salvador weisen niedrigere Fruchtbarkeitsraten als Kalifornien auf.
Fernández-Villaverde argumentiert auch, dass das BIP unter der Dynamik des demografischen Übergangs hin zu einer alternden Bevölkerung als Indikator für die Wirtschaftsleistung weniger nützlich bis zunehmend irreführend wird. Der auffälligste Fall ist Japan. Wenn man das BIP pro Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter oder das BIP pro Arbeitsstunde misst, hat Japan seit 1999 alle fortgeschrittenen Volkswirtschaften der Welt übertroffen. Es gibt demnach keine „japanische Stagnation", nur weniger japanische Arbeitnehmer. Keine gute Nachricht für die Rückzahlung der Staatsschulden, aber die Geldpolitik oder das Ausbleiben aggressiver Wirtschaftsreformen sind nicht der Grund für irgendetwas Schlechtes in Japan, so Fernández-Villaverde.
Generell ist es laut Pielke derzeit äußerst plausibel, dass sich die Welt in der Anfangsphase eines demografischen Übergangs hin zu niedrigeren Fruchtbarkeitsraten und einem langsameren Bevölkerungswachstum befindet, was früher als erwartet zu einem globalen Bevölkerungshöhepunkt und -rückgang irgendwann in der Mitte dieses Jahrhunderts führen wird. Wir sollten für unsere langfristige Politik und Planung daher zunehmend Szenarien in Betracht ziehen, die sich von allen Prognosen unterscheiden, die ein fortgesetztes Bevölkerungswachstum bis zum Ende des Jahrhunderts vorsehen, schreibt Pielke.
Solche Szenarien des Bevölkerungsrückgangs werden auch geringere künftige Einflüsse auf das Klima mit sich bringen. Die Gemeinschaft der Klimaszenarien ist derzeit jedoch weit von den Bevölkerungsprognosen entfernt, die die weltweit abnehmende Fertilität zur Grundlage haben. Abgesehen davon sind die Szenarien, die die gesamte Klimaforschung und -politik beeinflussen, viel zu wichtig, als dass sie von einer einzigen Institution und einer kleinen Gruppe von Forschern allein erstellt werden könnten, so Pielke.
Andere Probleme werden mit dem Ausblick auf einen früheren Hochpunkt bei der Bevölkerungsentwicklung wichtiger, wie etwa die Begleichung der Staatsschulden, die Aufrechterhaltung des Wirtschaftswachstums und die Deckung der sozialen Sicherheitsnetze und Renten.
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wenn man den Balken im eigenen Auge nicht sehen will…
(ideologische Voreingenommenheit, die gerne den GRÜNEN vorgeworfen wird.. )
https://climatereanalyzer.org/clim/t2_daily/?dm_id=world
Bei der Temperaturentwicklung geht es doch um
(1) das Ausmaß
(2) die hauptsächliche Ursache
(3) die Maßnahmen
Was das Ausmaß betrifft, so stellt Judith A. Curry in ihrem aktuellen Buch meiner Meinung zu recht fest, dass sich das bisher nur wenig aus der natürlichen Klima-Variation heraushebt. Aktuell nimmt der El Niño-Effekt ab (wärmere Ozeane), der El Niña-Effekt zu (Abkühlung). Zu beachten ist auch der Ausbruch des Hunga Tonga im Januar 2022, der über höhere Wasserdampfkonzentration noch weiter erwärmend wirkt. Wasserdampf ist ein erheblich stärkeres "Treibhausgas" als CO2.
Was die Ursache angeht, so liegt der Einfluss dessen, was menschengemacht ist, bei nicht höher als 5%. Ozeane und Vulkanismus stellen die hauptsächliche Ursache dar (hier gibt es eine Wechselwirkung zu "menschengemacht"). Bei Vulkanismus – Ausbruch des Hunga Tonga im Januar 2022 (s.o.!). Die Entwicklung der Weltbevölkerung spielt auch eine Rolle, darum ging es in dem Artikel (und darum, dass nicht wenige Klimahysteriker daraus menschenfeindliche Konsequenzen ableiten). Und darum, was eine verminderte Prognose eben an Konsequenzen nach sich zieht.
Was Maßnahmen angeht, so beziehe ich mich auch auf das Buch von Judith A. Curry. Sie schlägt dort ein sehr diffenziertes, abgewogenes Vorgehen vor, lehnt die Dekarbonisierung in der aktuellen Form ab. Sie warnt vor einseitigen und übertriebenen Maßnahmen. Sie schreibt auch, dass der Verlauf der "Stark-Wetter-Ereignisse" dazu keinerlei Anlass geben. Das deckt sich mit zahlreichen Aussagen anderer Wissenschaftler.
Abgesehen davon: Meiner Meinung ist das Hauptproblem nicht das "Klima", sondern der Ressourcenverbrauch insgesamt. Und der wird mit der Dekarbonisierung der aktuellen politischen Richtung noch exorbitant gesteigert (und damit eben auch die menschengemachte CO2-Produktion).