Eurokrise – im fünften Jahr

Anfang Mai – da war doch was? Vor vier Jahren nahm die Eurokrise ihren Anfang. Griechenland musste seither mehrfach gerettet werden. Doch Grundlegendes geändert hat sich seither nichts – weder in Griechenland, noch in der Eurozone insgesamt.

Die Staatsschulden in der Eurozone liegen per Ende 2013 bei 8,9 Bill. Euro, so hoch wie nie zuvor. Griechenlands Haushalt ist weiter in den tiefroten Zahlen. Die Neuverschuldung und der Gesamtschuldenstand steigen – allen von der Bevölkerung zu tragenden Sparanstrengungen zum Trotz. Die Gesamtverschuldung erreicht 175,1% des BIP, rund 18% mehr als 2012. Doch die EU lobt den ersten „Primärüberschuss“ seit vielen Jahren. Der kommt aber nur zustande, wenn man die Methoden kreativer Statistik anwendet. Rechnet man „normal“, so liegt es mit 8,7% des BIP noch weit im negativen Bereich.

Die Prognosen der EU-Kommission hinsichtlich der Entwicklung in Griechenland hatten sich in den vergangenen Jahren stets als irreführend erwiesen. Das gilt für die BIP-Entwicklung seit 2008, wie der folgende Chart zeigt.

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Auch die vorhergesehene Entwicklung der Verschuldung zeugte nicht gerade von Realitätssinn, wie der folgende Chart vom Mai 2010 zeigt.

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Aber egal wie falsch die Kommission auch in der Vergangenheit lag, an ihrem „Optimismus“ hat sich nichts geändert. Das zeigt der folgende Chart zur griechischen Staatsverschuldung, der von seinem angenommenen Verlauf her dem vorherigen zum Verwechseln ähnlich sieht.

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Der Optimismus der Kommission schlägt nicht direkt auf die Bevölkerung der Eurozone durch. Im Gegenteil – das jüngste Eurobarometer mit den Ergebnissen einer Befragung im November 2013 zeigt, dass das Vertrauen in die EU mittlerweile auch in Frankreich und Italien unter die 50%-Marke gesunken ist. Dass die griechische Bevölkerung hier das Schlusslicht bildet, verwundert nicht besonders.

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Betrachtet man die zusammengefassten Ergebnisse im Zeitablauf, so wird deutlich, dass das Vertrauen in die Institutionen der Europäischen Union seit dem Spitzenwert aus Frühjahr 2007 (57% Zustimmung) mittlerweile auf 31% zurückgegangen ist. Die Kommission kann sich damit trösten, dass das Vertrauen in die nationalen Parlamente und Regierungen ebenfalls deutlich abgenommen hat. Ein schwacher Trost…

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Nachtrag:
(7.5.14) ifo Präsident Hans-Werner Sinn hat der EU vorgeworfen, die öffentlichen Finanzen in Griechenland erneut schönzurechnen. „Die europäische Statistikbehörde hat vor wenigen Tagen die üblichen Angaben zum Primärsaldo Griechenlands (Staatsdefizit ohne Zinszahlungen) aus Ihrer Datenbank entfernt“, kritisiert Sinn. „Damit fahren europäische Institutionen vor den Europawahlen die Strategie, die finanzielle Lage der Krisenländer gesundzubeten. In Wahrheit ist Griechenland weit von einer Sanierung entfernt. Die Entfernung der Daten geschah, unmittelbar, nachdem das ifo Institut der EU-Kommission bereits eine Irreführung der Öffentlichkeit vorgeworfen hatte.“ …weiter…

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