Tricksereien drüben wie hüben

Die US-Arbeitsmarktdaten weisen für Juni 288.000 neue Jobs aus, die Arbeitslosenquote ist auf 6,1% zurückgegangen. So steht es überall zu lesen.

John Williams kommentiert, das sei weit weg von der Realität, die Daten seien verzerrt durch massive, verdeckte Verschiebungen in den saisonalen Anpassungen. Diese würden jeden Monat geändert, das grenze schon an Betrug. Zudem füge das “Birth-Death”-Modell füge durchschnittlich monatlich 62.000 Jobs zu den berichteten Zahlen hinzu. Zusätzlich unterstellt das Bureau of Labor Statistics (BLS), dass nicht berichtete Job-Verluste wegen Konkursen ausgeglichen würden durch nicht berichtete neue Arbeitsstellen bei Startups. Williams schließt, dass bei den aktuellen BLS-Berichten alles zusammen leicht 200.000 neue Jobs monatlich mehr ausgewiesen werden als der Realität entspricht.

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Die monatlichen Arbeitslosenquoten sind nicht vergleichbar, so dass unklar ist, ob die Quote nach U3 nun steigt oder fällt. Zudem werden diejenigen nicht mehr als arbeitssuchend gezählt, die in den zurückliegenden vier Wochen nicht aktiv einen Job gesucht haben. So sinkt diese Quote automatisch, wenn Arbeitssuchende ihre Suche aufgegeben haben. Die selten berichtete Arbeitslosenquote nach U6 berücksichtigt Personen ohne Job, so lange sie noch in den zurückliegenden 12 Monaten gesucht haben. Die Quote ist mit 12,4% mehr als doppelt so hoch wie die nach U3.

Würden alle Arbeitssuchende berücksichtigt, also auch die, die seit mehr als einem Jahr nicht mehr “offiziell” suchen, käme die Arbeitslosenquote auf 23,1% – fast vier mal so hoch wie die offzielle Zahl (siehe Chart, Schätzung von ShadowStats!). Das Verhältnis zwischen Beschäftigung und Bevölkerung ist von 63% vor dem 2008er Abschwung auf aktuell 59% zurückgegangen.

Unterstellt, die 288.000 neuen Jobs habe es im Juni wie gemeldet tatsächlich gegeben, so wurden davon gerade einmal 16.000 oder 5,5% in der Fertigung geschaffen. 82% der neuen Jobs entstanden bei privaten Dienstleistern, die nicht ins Ausland verlagert werden können. Die Löhne sind in diesen Bereichen niedrig. In Einzel- und Großhandel entstanden 55.300 neue Jobs. Versicherungen haben 8.500 Leute eingestellt (Obamacare?). Geschäftliche Dienstleister haben 67.000 Jobs geschaffen. Erziehungs- und Gesundheitswesen stehen für 33.700, Barkeeper und Bedienungen kommen auf 32.800. Das ist dasselbe Bild wie seit vielen Monaten, es zeugt nicht von einer deutlichen Belebung der heimischen Fertigungsindustrie, geschaffen werden gering qualifizierte Stellen im niedrig-Lohn-Bereich.

Gleichzeitig wurden 275.000 unfreiwillig neu in Teilzeit beschäftigt, das ist der höchste Stand in mehr als zwei Jahren. John Williams schreibt dazu, dass im Juni 523.000 Vollzeit-Jobs verschwunden und 800.000 Halbtags-Jobes entstanden sind. Auch das lässt darauf schließen, dass es weiterhin viel mehr Arbeitssuchende als neue Arbeitsstellen gibt.

Um Gerechtigkeit walten zu lassen: Tricksereien gibt es nicht nur in den USA. Für die Eurozone erinnert Prof. H.-W. Sinn daran, dass das wahre Ausmaß der Schuldenkrise vernebelt wird. So hatte die EU-Kommission kürzlich (vor den Europawahlen) behauptet, Griechenland habe 2013 einen Primärüberschuss von 0,8% vom BIP erzielt. Die EU-Statistikbehörde Eurostat hatte hingegen ein Primärdefizit von 8,7% ausgewiesen. Als das ifo Institut dies öffentlich machte, entfernte Eurostat am gleichen Tag die Variable „Primärdefizit“ sämtlicher EU-Länder aus seiner Datenbank. Weitere Beispiele für Tricksereien zeigt Sinn in einem Beitrag für die WirtschaftsWoche auf.

Nachtrag:
(8.7.14) Im Macroblog der Atlanta Fed stellen Dave Altig und Pat Higgins heraus, dass das hohe Niveau der unfreiwilligen Teilzeitarbeit ein Schlüsselfaktor bei der Dämpfung der Lohn-Inflation ist. Das wäre insofern eine gute Nachricht, als es Druck von der Fed nimmt, die Geldpolitik frühzeitig zu straffen, um einem zu starken Ansteig der Preise entgegen zu wirken.

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