Wie hängen Inflation, Vertrauen und Verschuldung zusammen? Die drei Elemente beeinflussen sich gegenseitig, ab einem bestimmten Punkt kann sich ein Teufelskreis entwickeln und eine Schuldenkrise die Wirtschaft in den Abgrund stoßen.
Die Abwertung des Realeinkommens durch Inflation ist für Verbraucher schmerzhaft, insbesondere für ärmere Familien mit ihrem höheren Anteil an Ausgaben für Lebensmittel und Wohnung. Die schädlichen ökonomischen Auswirkungen der Inflation sind immer wieder beschrieben worden. Ihre Auswirkung auf die Moral hat jedoch wenig Beachtung gefunden, wie Jon Miltimore schreibt.
Henry Hazlitt, Autor von „Economics in One Lesson“, sah einen klaren Zusammenhang zwischen Inflationspolitik und Korruption (sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich). Neuere Studien bestätigen das, wie etwa die der Harvard-Forscher Miguel Braun und Rafael Di Tella aus dem Jahr 2004: Ein höheres Maß an Preisschwankungen führt demnach tendenziell zu mehr staatlicher Korruption und weniger Kapitalinvestitionen.
Korruption ist eine Möglichkeit, die öffentliche Moral zu messen. Die Kriminalitätsrate ist eine andere. So ist etwa die Kriminalität in der Hyperinflation der Weimarer Zeit in Deutschland stark angestiegen. Mehr noch – der Kern der bürgerlichen Werte, insbesondere Regelmäßigkeit, wirtschaftliche Ordnung und Berechenbarkeit, kam unter die Räder und machte einem weit verbreiteten Zynismus Platz.
Man sollte also die Ausweitung der Geldmenge auch im Zusammenhang mit der Erosion der privaten und öffentlichen Moral sehen. Endlose Kriege, öffentliche Korruption und fragwürdige, vom Steuerzahler finanzierte Initiativen – all das sind Ursachen für Inflation. Und die tritt ab einer bestimmten Größenordnung und Dauer zusammen mit Unmoral in Erscheinung. Inflation erodiert an der wirtschaftlichen Basis die unausgesprochenen, gemeinsamen moralisch-ethischen Werte, wie etwa Vertrauen in Ordnung und Verlässlichkeit. Die Wirtschaftssubjekte sehen sich zunehmend in eine Rolle gedrängt, in der sie den anderen, die Gesellschaft, als Bedrohung wahrnehmen und dann „asozial“ handeln.
Vertrauen wird häufig in Verbindung mit unserem FIAT-Geldsystem gebraucht. Dieses funktioniert nur so lange, so lange die Wirtschaftssubjekte daran glauben, dass der Zettel namens Geld in ihren Händen oder die Zahlen auf ihrem Konto werthaltig sind. Wenn das nicht mehr der Fall ist, geht es schnell ans Eingemachte. Inflation ist ein anderer Ausdruck für enttäuschtes Vertrauen.
Bei Schulden ist das Thema Vertrauen noch sensibler. Es geht nicht nur um den Werterhalt des Geldes, sondern auch darum, dass der Schuldner in der Zukunft zurückzahlt. John Mauldin schreibt: „Vielleicht mehr als alles andere ist die Unkenntnis der Unsicherheit und Unbeständigkeit des Vertrauens der Schlüsselfaktor, der das This-time-is-different-Syndrom hervorruft. Das gilt vor allem in den Fällen, in denen große kurzfristige Schulden ständig verlängert werden müssen [siehe die aktuelle Situation in den USA].
Hoch verschuldete Regierungen, Banken oder Unternehmen können über einen längeren Zeitraum fröhlich vor sich hin dümpeln, bis das Vertrauen zusammenbricht, die Kreditgeber verschwinden und eine Krise ausbricht. (…) Wirtschaftswissenschaftler haben keine besonders gute Vorstellung davon, welche Arten von Ereignissen das Vertrauen verändern und wie man die Anfälligkeit für Vertrauensverluste konkret bewerten kann. (…) Wenn schuldengetriebene Vermögenspreisexplosionen zu schön erscheinen, um wahr zu sein, sind sie es wahrscheinlich auch. Aber der genaue Zeitpunkt ist oft sehr schwer zu erraten, und eine Krise, die unmittelbar bevorzustehen scheint, kann manchmal erst nach Jahren ausbrechen."
Inflation, übermäßige Verschuldung und schwindendes Vertrauen sind ein Hexengebräu. Inflation wird gerne als Lösung, bzw. Entlastung für überschuldete Schuldner und Volkswirtschaften gesehen, sie beschädigt aber zugleich das Vertrauen, das gerade in Zeiten hoher Schuldenquoten dringend gebraucht wird, damit die wirtschaftlichen Akteure an ein gutes Auskommen glauben.
Diejenigen, die die Gefahr aus übermäßiger Verschuldung abtun, verweisen gerne auf Japan. Und darauf, dass der Nikkei-225 seit geraumer Zeit stark läuft – mittlerweile auf einem 34-Jahres-Hoch. Also ist dieses Mal alles anders, sagen sie, das Beispiel Japan zeige es doch: Der Sandhaufen der Schulden in Japan wächst und wächst, aber die Finanzmärkte signalisieren „alles ist gut“. Die Situation ist jedoch nicht so ohne weiteres übertragbar. In Japan gab es keine umfassende Vertrauenskrise. Das dürfte bei der Entwicklung eine wichtige Rolle gespielt haben – siehe hier!
In Zeiten abnehmenden Vertrauens ufert der Kontrollwahn aus, insbesondere die staatliche Bürokratie. Wir erleben das gerade hautnah. Nach einer Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) arbeiteten in 2022 insgesamt 4,8 Millionen Menschen als Beamte oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Das waren gut 584.000 Menschen mehr als zehn Jahre zuvor. Rechnet man Beschäftigte von Zweckverbänden oder öffentlichen Unternehmen in privater Rechtsform wie der Bahn hinzu, ergibt sich im gleichen Zeitraum ein Anstieg der Beschäftigtenzahl um 943.000 oder 16% auf 6,7 Millionen.
Kontrollwahn und Bürokratie sind kein Ersatz für Vertrauen. Ganz im Gegenteil, wie Nikolai Wenzel in „Bidenomics and the Slippery Erosion of Economic Freedom“ eindrucksvoll darlegt. Kontrollwahn und Bürokratie sind eine Kampfansage an den mündigen Bürger. Vertrauen entsteht dadurch gewiss nicht, Initiative und eine positive Einstellung dem Gemeinwesen gegenüber auch nicht.
Ergänzung
Hier wird das Thema Inflation aus einer etwas anderen, ebenfalls nicht-ökonomischen Perspektive behandelt: Eine Regierung die (zu viel) Inflation zulässt, verstößt gegen den impliziten sozialen Pakt, auf den sie ihre Autorität stützt.
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