Trau der Wissenschaft?

Ich möchte noch einige Gedanken nachschieben, die sich aus der „Westminster Declaration“ ergeben haben. Wie haben sich Rolle und Verhalten der Wissenschaft in den zurückliegenden Jahren verändert?

Die Verfasser der Erklärung nehmen Bezug auf die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ (AEMR) von 1948, die als Reaktion auf die Gräueltaten während des Zweiten Weltkriegs verfasst wurde. In Artikel 19 heißt es u.a.: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert zu äußern sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“

Wir erleben seit „Corona“ extrem verstärkt, dass dieser Artikel von der offiziellen Politik und den Quantitätsmedien mit Füßen getreten wird. Erst kürzlich verstiegen sich Lauterbach und Corona-Papst Drosten auf der „World Health Summit“ zu Aussagen, die vielleicht in Diktaturen üblich sind, niemals jedoch in Demokratien: Kritik an Maßnahmen in der nächsten Plandemie sollen offenkundig mit allen Mitteln unterbunden werden – mehr noch als in den Corona-Jahren.“

Die Einschränkung des Rechts auf freie Meinungsäußerung und die immer offener zutage tretende Zensur (Digital Service Act) steht im Einklang mit vielen anderen Bestrebungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffene weltanschauliche Basis zu zertümmern und durch autoritäre Strukturen zu ersetzen. Bezeichnend ist auch, dass die offizielle Wissenschaft die direkte, inhaltliche Auseinandersetzung mit konträren Meinungen scheut. Meist heißt es pauschal, das seien Wissenschaftsleugner, Verschwörungstheoretiker oder…

Im Juni 2019 ist in Nature eine Arbeit mit dem Titel „Effective strategies for rebutting science denialism in public discussions“ erschienen. Die Verfasser waren zum damaligen Zeitpunkt an der Universität Erfurt beschäftigt (h/t Steve Kirsch).

Sie vertreten die Kernthese: Botschaften des Wissenschaftsleugnens verursachen Schaden. Widerlegungsansätze vermindern den Schaden. Widerlegung ist auch bei gefährdeten Gruppen wirksam. Ihre wichtigste Schlussfolgerung ist diese: „Im Hinblick auf die Wirksamkeit von Botschaften in konventionellen Kontexten scheint es jedoch die schlechteste Wirkung zu haben, überhaupt nicht zur Diskussion zu erscheinen."

Und weiter:
"Wir haben keine Beweise dafür gefunden, dass … das Widerlegen von Wissenschaftsleugnern in öffentlichen Diskussionen nach hinten losgeht".
„Die Studien zeigten übereinstimmend, dass die Widerlegung der Leugnung zu besseren Ergebnissen führte.“
„In Anbetracht dieser Ergebnisse empfehlen wir, dass Befürworter der Wissenschaft in der Widerlegung von Themen und Techniken geschult werden. Beide Strategien waren gleichermaßen wirksam, um den Einfluss von Wissenschaftsleugnern in öffentlichen Debatten zu vermindern."

So sollte es sein.

Interessant finde ich, dass die für eine offene Diskussion eintretenden Verfasser stramme Anhänger des menschengemachten Klimawandels sind und ebenso entschlossen für die mRNA-Impfung gegen Covid-19 eintreten. Sie haben sich noch im Dezember 2022 (!) für das JITSUVAX Projekt der EU stark gemacht, das sich v.a. die psychologische Kriegsführung pro „Impfung“ auf die Fahnen geschrieben hat.

In „'Trust Me, I’m a Scientist'” schreiben die Wissenschaftsphilosophen Stefaan Blancke und Maarten Boudry im August 2022, „Moderne demokratische Gesellschaften neigen dazu, sich auf die Autorität der Wissenschaft zu berufen (…). Dennoch ist das Misstrauen gegenüber der Wissenschaft in der Öffentlichkeit nach wie vor weit verbreitet (…). Obwohl sie oberflächlich betrachtet ‚demokratisch’ ist, hindert eine solche Abwertung der Wissenschaft die demokratischen Gesellschaften daran, ihre Probleme wirksam anzugehen.“

Sie legen dar, warum „die Wissenschaft, auch wenn sie bei weitem nicht perfekt ist, unser Vertrauen und ihre besondere Stellung in modernen Gesellschaften verdient.“

Zunächst begründen die Autoren, warum auf die Meinung der normalen Bürger kein Verlass ist. Letztlich geht die Argumentation zurück auf Kahnemanns „Schnelles Denken, langsames Denken“. Kahnemann legt dar, dass das evolutionäre überkommene schnelle Denken über gelernte (grobe) Muster oft zu Trugschlüssen führt. Die Autoren fügen hinzu, dass das im täglichen Leben dennoch oft ausreichend gute Resultate zeigt, somit als Leitlinie für das Tagesgeschäft taugt.

Die Ergebnisse dieses schnellen Denkens sind oft konträr zu denen des analytischen, langsamen Denkens der Wissenschaft. Das aber sollte unter Einhaltung bestimmter Regelen und Beachtung bestimmter Werte zu objektiven Erkenntnissen führen, heißt es. Nehmen wir besser "objektiver".

Wissenschaftler sind neugierig, wollen wissen, wie die Dinge funktionieren. Sie versuchen, Dinge zu verbessern. Erkenntnistheoretische Werte wie Konsistenz und Sparsamkeit regeln, was Wissenschaftler für akzeptabel halten. Darüber hinaus haben sie eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, ihren Mitbürgern keinen Schaden zuzufügen. Wissenschaft ist wie eine Kultur, die sich an bestimmte Normen wie Universalismus und organisierten Skeptizismus hält, oder wie ein moralisches System, das von bestimmten Tugenden wie Neugier und Ehrlichkeit abhängt und diese fördert.

Wissenschaftler verpflichten sich zu einer dynamischen Sammlung von Werten, Normen und Institutionen. Die so ermöglichte „Konstitution des Wissens" baut auf den Regeln auf, dass niemand die letzte Autorität hat und dass Menschen immer empirische Beweise oder rationale Argumente vorbringen sollten, um andere zu überzeugen.

„Die ‚realitätsbasierte Gemeinschaft’, die durch diese Verfassung geregelt wird und zu der die Wissenschaft einen wichtigen Teil darstellt, legt großen Wert auf Werte wie Höflichkeit, Verantwortlichkeit und Pluralismus. Gerade weil die Wissenschaft diese Werte einbezieht, liefert sie uns außergewöhnlich vertrauenswürdige Überzeugungen über die Welt.“

Durch all das verdient die Wissenschaft einen Vertrauens-Vorschuss. „Vertrauen ist jedoch nicht gleichbedeutend mit blindem Vertrauen,“ schreiben die Autoren. Wissenschaftler sind Menschen, sie machen unweigerlich Fehler.

Alle möglichen Voreingenommenheiten und Vorurteile können sich auf ihre Arbeit, manchmal sogar auf ein ganzes Forschungsprogramm oder eine wissenschaftliche Disziplin auswirken; „und sie könnten versucht sein, ihre Standards zu senken oder sogar aus allen möglichen Gründen zu betrügen, z.B. um ihre Karriere oder ihren Ruf zu fördern, Geld zu gewinnen oder sozialem oder finanziellem Druck nachzugeben.“

Das ist es in der Corona-Zeit, wie auch beim Thema der „menschengemachten Klima-Erwärmung“: Der von den Regierungen ausgehende finanzielle Druck korrumpiert die hehren Prinzipien der Wissenschaft. Und deshalb senkt sie ihre Standards, wie die Autoren schreiben, ohne sich offen auf die aktuelle Situation zu beziehen.

„Trust the Schience“ – tausende Male gehört in den zurückliegenden Jahren. Eine Wissenschaft, die sich einer öffentlichen, inhaltlichen Diskussion über ihre Ergebnisse verweigert, ist per se verdächtig und verdient keinen Vertrauens-Vorschuss. Wenn sie sich auf der richtigen Seite wähnte, würde sie die Erkenntnis beherzigen, „dass die Widerlegung der Leugnung zu besseren Ergebnissen führte.“ (s.o.!)

Sie stellt sich damit und mit dem inhaltsleeren Geblubber (Wissenschafts-Leugung, Verschwörungstheorien usw.) außerhalb der von Höflichkeit, Verantwortlichkeit und Pluralismus getragenen ‚realitätsbasierten Gemeinschaft’. Und stellt sich mit ihrem Absolutheitsanspruch außerhalb einer demokratischen Verfassung.

Da es bisher nicht gelang, die Stimme alternativer Wissenschaft vollständig zu unterdrücken, werden nun offene Zensur-Maßnahmen ergriffen.

Dazu passt: „Pfizer-Zulassungsstudie: Kein Vertrauen in die Wissenschaft".

Das könnte Sie auch interessieren:

Ihre Stimme, bitte.
Please wait...
blank
Schlagwörter: ,