Erinnern Sie sich noch an den Herbst 2017? Damals begann die Fed nach jahrelanger Geldflut damit, die Liquidität wieder einzusammeln, vornehm „quantitative tightening“ genannt.
Der Vorgang startete von einem Pegel der „Total Assets“ in der FED-Bilanz bei 4,47 Bill. Dollar per Oktober 2017. Die Phase endete im September 2019 bei 3,76 Bill. Dollar, es wurden 710 Mrd. Dollar eingesammelt – sterilisiert, wie man auf Zentralbank-Chinesisch so schön sagt (Chartquelle).
Dann erfolgte die überraschende Kehrtwendung – die Fed machte die Schleusen auf und innerhalb von drei Monaten fluteten gut 410 Mrd. Dollar in die Wirtschaft. Der Pegel von gut 4,17 Bill. Dollar hielt sich bis Ende Februar 2020. Dann kam „Corona“ und bis Ende schwoll die Flut um weitere 3 Bill. Dollar an. Die Wirtschaft schwamm in Liquidität. Und die Flut hob alle Boote.
Im April 2022 startete die Fed erneut ein „quantitative tightening“. Von einem Pegel von fast 9 Bill. Dollar aus holte die Fed bis Anfang März 660 Mrd. Dollar „heim“. Mit der Banken-Krise riss die Fed den Geldhahn wieder auf und heraus kamen bis zum 22. März, also innerhalb von zwei Wochen, fast 400 Mrd. Dollar (Chartquelle).
Eine solche Flutung in solch kurzer Zeit gab es selbst in, bzw. nach der Finanzkrise nicht. Relativ gesehen war jedoch die Aktion der Fed im Herbst 2019 größer als aktuell, die Liquidität stieg damals um 11% gegenüber aktuell 4,8%. Zugegeben – damals dauerte es 12 Wochen, jetzt waren es zwei.
Beide Ereignisse verblassen gegenüber der Aktion der Fed in der zweiten Jahreshälfte 2008, dem Beginn der Finanzkrise. Anfang September 2008 noch bei 905 Mrd. Dollar lagen die „Assets“ Mitte November 2008 bei 2,2 Bill. Dollar, ein Anstieg um fast 1,3 Bill, Dollar oder um gut 140%.
Die Fed-Bilanz im Überblick von 2008 bis heute (Chartquelle):
Was bedeutet das? Grundsätzlich zeigen solche plötzlichen Wendungen am Geldhahn der Fed immer Stress im Finanzsystem an. Die extreme Reaktion auf den nach außen hin kleinen „Vorfall“ mit der Silicon Valley Bank zeigt, dass da mehr im Busch ist und dass die Fed mit aller Macht den aufkommenden Brand schon im Keime ersticken will. Auch der Vorgang vom Herbst 2019 warnte zu Recht schon Monate vorher, dass im Finanzsystem etwas im Argen lag. Die Fed redete sich anfangs mit temporären Lquiditätproblemen in Zusammenhang mit dem Wechsel des Geschäftsjahres per Ende September heraus. Das erwies sich alsbald als „Notlüge“ (siehe hier!).
Jetzt sieht es wieder ähnlich aus: Auf ein vergleichsweise kleines Ereignis wird die große Keule geschwungen. Was folgt?
Klar ist, dass die Banken auf faulen Krediten en masse sitzen dürften. Die lange Periode der Niedrigstzinsen verleitete zu unproduktiven Investitionen. Bei fälligen Refinanzierungen tritt das zutage, mit dem aktuellen Zinsniveau sind diese unrentabel. Die Banken verschärfen gleichzeitig ihre Richtlinien für die Kreditvergabe. Also werden immer mehr solcher Kredite fällig gestellt. Wachstumsschwache Unternehmen sind zur Rückzahlung nicht in der Lage – die Pleitequote wird in den nächsten Monaten deutlich ansteigen. Und die Banken kommen in Bedrängnis (siehe auch hier!).
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