In Ergänzung zum Artikel "Neues zur Einkommens- und Vermögensverteilung" möchte ich nachfolgend noch einige Charts beisteuern, die die Aussage der äußerst ungleichmäßigen Verteilung von Einkommen und Vermögen untermauert und damit auch deutlich macht, dass die Gewinne aus der Globalisierung ungleich verteilt sind.
Der folgende Chart zeigt die Einkommensverteilung in den USA zwischen 1913 und 2015. Deutlich zu sehen, wie der Anteil der höchsten zehn wie ein Prozent in der Einkommensverteilung nach 1940 zunächst beständig sank und dann in den späten 1970er Jahren einen Boden bildete. Heute liegen die Anteile wieder so hoch wie Ende der 1920er Jahre. Bei den unteren 50% gab es Ende der 1960er Jahre ein lokales Hoch, seitdem sinkt die Zeitreihe kontinuierlich ab, der Anteil dieser Einkommen hat sich seitdem auf rund zehn Prozent halbiert.
Bei der Vermögensverteilung in den USA zwischen 1913 und 2014 zeigt sich bei den oberen zehn, bzw. ein Prozent zwischen Ende der 1970er und Mitte der 1980er Jahre eine Bodenbildung und seitdem ein nachhaltiger Anstieg. Die mittleren 40% in der Vermögensverteilung hatten ihren höchsten Anteil Mitte der 1980er Jahre, seitdem sinkt er (Chartquelle).
Für die Einkommensverteilung in Deutschland ergibt sich ein Bild, das dem der USA ähnlich ist. Seit 1940 nahm der Anteil der Topp-10%- und der der Topp-1%-Einkommen zunächst ab. Die Bodenbildung der Top-10% erfolgte um 1970, die der Topp-1% nach 1980. Daten zur Vermögensverteilung liegen nicht vor.
In diesem Artikel wird Bezug genommen auf die Elephanten-Kurve, die auf Arbeiten von Branko Milanovic basiert. Sie zeigt die weltweite Einkommensentwicklung in der Zeit von 1988 bis 2008 auf. Dabei wird deutlich, dass die unteren Einkommen v.a. in den Emerging Marktes, insbesondere in China, deutlich angestiegen sind. Die Mittelklasse in den entwickelten Ländern hat hingegen nur verhältnismäßig geringe bis keine Zuwächse ihres Realeinkommens gesehen. Die globale Elite, ohnehin schon von hohem Niveau ausgehend, kann auf über 60% Steigerung ihres Einkommens zurückblicken.
Damit kann der Schluss gezogen werden, dass die Einkommenverteilung Verhältnissen zustrebt, wie sie Ende der 1920er Jahre erreicht wurden. Zudem wird deutlich, dass die mittleren Einkommen in den industrialisierten Ländern seit 1988, also in der Kernzeit der Globalisierung, kaum partizipiert haben.
Nachtrag:
(22.1.17) Der Träger des Wirtschaftsnobel-Preises 2015 Angus Deaton sagte in einem Interview im September 2016, die Ungleichheiten haben seit den 1970er Jahren zugenommen, die Globalisierung hat bestimmte Teile der Bevölkerung hauptsächlich in den reichen Ländern getroffen. Phasen schwachen Wirtschaftswachstums verschärfen das Problem. Die Bailouts der Banken von 2008 zeigten zudem, wie die Regierungen enorme Summen an Steuergeld ausgegeben haben an einige der wohlhabendsten Leute, die es jemals auf Erden gegeben hat. Diese Leute seien für ihr Fehlverhalten reich belohnt worden. Wenn es nicht gelingt, breite Bevölkerungsteile von der Globalisierung profitieren zu lassen, sind wir in ernster Gefahr, sagte er. Die internationale Ordnung, die die internationale Verflechtung im Rahmen der Globalisierung in wünschenswerte Bahnen lenkt, ist aus Sicht von Deaton stümperhaft entwickelt. Für die EU gilt ähnliches: Sie sei an dem Punkt, wo die Leute denken, dass ihre Interessen nicht berücksichtigt werden.
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