Die Bank of Japan (BoJ) hat heute bekannt geben, mit welchen Mitteln sie das Land innerhalb von zwei Jahren aus der Deflation führen und eine Teuerungsrate von 2% erreichen will.
Die BoJ hält gegenwärtig japanische Staatsanleihen in einem Volumen von 138 Bill. Yen, bis Ende diesen Jahres soll der Bestand auf 200 Bill. Yen steigen. Ende 2014 sollen es 270 Bill. Yen werden. Die durchschnittliche Laufzeit der von der Notenbank gehaltenen Anleihen soll von drei auf sieben Jahre erhöht und so die Wirtschaft über sinkende langfristige zusätzlich stützen. Auch in Immobilienfonds und andere Asset-Klassen will die Bank stärker investieren.
Der vor zwei Wochen neu gewählte Gouverneur der BoJ, Kuroda, hat zudem auf der ersten geldpolitischen Sitzung unter seinem Kommando die sogenannte „Banknotenregel“ „vorübergehend“ außer Kraft gesetzt, wonach die Notenbank nicht mehr japanische Staatsanleihen halten darf als Bargeld im Umlauf ist.
Die BoJ erfüllt die hochgesteckten Erwartungen an die neue Führung und betreibt eine Monetarisierung der Staatsschulden in großem Stil.
Die Rendite der zehnjährigen japanischen Staatsanleihen ist in einer unmittelbaren Reaktion auf unter 0,43% gefallen – ein neuer Tiefstand. Der Nikkei stieg um weitere 2,2% auf 12.628,10, der Abstand zwischen Tageshöchst- und Tagestiefstkurs betrug gewaltige 550 Punkte. Dollar und Euro steigen gegen Yen um über 2%. Der Dollar-Index steigt zur Mittagszeit um 0,7% auf über 83,30, so hoch wie zuletzt Anfang August 2012.
Die BoJ erwartet, dass ihre Aktivitäten nicht nur über solche Transmissionskanäle wie längerfristige Zinsen und Asset-Preise auf die Realwirtschaft einwirken. Auch die Erwartungen von Marktteilnehmern und Wirtschaftssubjekten sollen hiermit drastisch beeinflusst werden, um die seit mehr als 15 Jahren wirkende Abwärtsspirale aus deflationierenden Preisen und sinkender Nachfrage zu stoppen.
Die folgende Chart-Auswahl zeigt die desolate Situation in Japan.
Überschlägig gerechnet bläht sich die Basisgeldmenge innerhalb der nächsten beiden Jahre um mehr als den Faktor zwei auf, während die Staatsschuldenquote in diesem Zeitraum um etwa 15% ansteigt. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist die externe Verschuldung Japans relativ gering (s.o).
Die angebliche makroökonomische Neuorientierung des Mnisterpräsidenten Abe und seines BOJ-Chefs ist zunächst auch nur ein weiteres Keynessches Anreizprogramm, das im Umfeld einer Liquiditätsfalle nur begrenzt wirkt. Das ist auch die Lehre aus den ganzen Flutungsmßnahmen von EZB und Fed. Neu ist lediglich der gewaltige Umfang. Letztlich sind jedoch umfangreiche Strukturreformen erforderlich, um das Land wieder in Schwung zu bringen. Allein mit konjunkturell wirkenden Maßnahmen ist das nicht zu erzielen, höchstens ein Strohfeuer.
Nachtrag:
(11.4.13) Die Bank of Japan wird mit ihren QE-Maßnahmen ihre Bilanz auf 60% der japanischen BIPs verlängern. Die Fed-Bilanzsumme erreicht hingegen "nur" etwa 25% des US-BIPs. Die "unerwarteten und perversen" Effekte auf die internationalen Finanzmärkte dürften sich erst im dritten Quartal 2013 voll bemerkbar machen, schreibt Guggenheim.
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