Die Warnzeichen nehmen zu, heißt es auf Marketwatch – der nächste Crash findet gegen Jahresende statt. Der Verfasser beruft sich auf Vorhersagen von „Gurus“.
- Warren Buffett hat vor vier Jahren eine neue Blase und eine neue Rezession “garantiert”. Kurz nach dem 2008er Crash wurde er gefragt, ob er glaubt, dass es eine weitere Blase geben wird, die zu einer starken Rezession führt. Er antwortete: „Ja, das kann ich garantieren.“
- Peter Schiff, Euro Pacific Capital, und Autor von “The Real Crash: America’s Coming Bankruptcy” beharrt auf seinem Untergangsszenario. Er sieht eine “no-win” Situation: „Entweder stoppt die Fed QE und beginnt mit Verkäufen von Treasurys und Hypothekenpapieren aus ihrer Bilanz und löst so eine Rezession aus oder aber sie sieht sich einer unausweichlichen Währungskrise gegenüber.“ Die Idee, dass sich die US-Wirtschaft erholt, beruhe ausschließlich auf nur deshalb steigenden Asset-Preisen, weil die Zinsen so tief sind. Sobald die Zinsen aber steigen, werden die Asset-Preise sinken. In der zurückliegenden Woche legte er noch eins drauf: “Ich bin mir zu 100% sicher, dass die kommende Krise viel schlimmer wird als die, die wir 2008 hatten.”
- Bill Gross, Pimco, schreibt, eine “Kredit-Supernova” mache aus dem 2013er Bullen einen großen Bären. Das Investment-Banking sei beherrscht von gehebelter Spekulation und Schneeball-Finanzierung (Ponzi). Endloses, billiges Geld destabilisiere die Balance zwischen Kredit-Expansion und realem Wirtschaftswachstum. Das führe zu sinkenden Erträgen und schließlich zu Insolvenzen in Serie.
- Gary Shilling sagt voraus, dass die große Entkopplung (“grand disconnect”) zwischen Asset-Preisen und Konjunkturentwicklung vor Jahresende einen „Schocker“ triggert. Investoren würden den schwachen Volkswirtschaften in der Welt zu wenig Beachtung schenken und sich stattdessen auf die Geldflut konzentrieren. Aktien würden hoch getrieben, von den niedrigen Zinsen würden Junk-Bonds und andere Shulden geringer Qualität profitieren. Wall Street blase eine häßliche neue Blase auf, es wiederhole sich, was 2008 zum Crash geführt hat.
- Jeffrey Gundlach, CEO von Doubleline Capital, sieht einen Knall kommen. Die erste Phase des kommenden Debakels bestand in einem 27 Jahre währenden Aufbau von Schulden von Unternehmen, Konsumenten und Staaten. 2008 stürzte das billige Geld die Weltwirtschaft in eine Rezession und veranlasste Regierungen und Zentralbanken, Billionen von Dollar auszugeben, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Jetzt komme die ominöse dritte Phase, ein großer Crash, dessen Folgen viel weiter gehen als das, was 2008 angerichtet hat. Er rät zum Kauf von „harten Assets“ und zum Halten von Cash, um auf Ausverkaufspreise zu warten.
- Vor einigen Monaten hat InvestmentNews in großen Lettern aufgemacht “Tick, tick … boom!” und die 90.000 Leser, allesamt professionelle Berater, gefragt, wie wohl die Portfolios ihrer Kunden aussehen, wenn die Bond-Bombe hoch geht. Dass sie hoch geht, sei nicht die Frage, lediglich der Zeitpunkt sei noch unklar.
- David Stockman, Reagans Budget-Direktor, sieht eine Apokalypse kommen, genährt von einer verantwortungslosen Zentralbank und dem Wall Street Kasino, die Sparer an ein Kreuz aus null Zinsen nageln und über steigende Nahrungsmittel- und Energiepreise den Lebensstandard von Main Street erodieren. Er rät, aus den Finanzmärkten zu flüchten und in Cash zu gehen. Diese große Blase habe sich in Jahrzehnten aufgebaut. Politiker hätten keinen moralischen Kompass mehr, der Kapitalismus habe sich in ein Monopoly verwandelt, bei dem einer reichen Elite dienende Politiker die Regeln bestimmen. Der Wettbewerb sei zu einem Witz verkommen.
- Nouriel Roubini schreibt, man sollte sich auf einen “perfect storm“ in einer Welt voller Instabilität vorbereiten. Unsere Welt sei mit einem Dominospiel vergleichbar, jeder Stein könne eine Kettenreaktion auslösen, sei es die Eurozone, China, die BRICs, Iran, der Mittlere Osten, Pakistan oder die Ölmärkte. Jeder dieser Steine könne die Weltwirtschaft für sich alleine in eine neue Rezession stürzen.
- Jeremy Grantham schreibt, mit Amerikas Wirtschaftswachstum sei es für immer vorbei. Vor der industriellen Revolution habe das Wachstum bei unter einem Prozent gelegen, bis 1980 habe es volle hundert Jahre lang 3,4% p.a. ausgemacht und den amerikanischen Traum angetrieben. Aber seit 1980 lasse das Wachstum wieder nach und werde allmählich zu dem einen Prozent Jahreszuwachs wie vor der industriellen Revolution zurückehren.
Der Autor des Artikels kommt zu dem Schluss, die Wahrscheinlichkeit eines Aktien-Crashs zum Jahresende hin liegt bei 87%.
Vergessen wir die Pseudo-Genauigkeit von 87%, nehmen die Stimmen als Warnzeichen und beziehen die technische Regel von Investment-Legende Bob Farrell ein: Übertreibungen in die eine Richtung führen zu Übertreibungen in die andere.
Nachtrag:
(9.6.13) Die NZZ fragt "Was sind Aktien, Gold oder Immobilien in einer Post-«QE»-Zeit noch wert?".
Der Wohlstandsverlust, den die amerikanischen Haushalte in der Rezession erlitten haben, wird in einem Bericht der Federal Reserve Bank von St. Louis auf 16 Bill. Dollar geschätzt wird. Trotz stimulierender Fiskal- und expansiver Geldpolitik konnten bis jetzt davon 45%, also weniger als die Hälfte, zurückgewonnen werden. "Der Schluss, dass der finanzielle Schaden, den Krise und Rezession angerichtet haben, weitgehend repariert wurde, ist nicht gerechtfertigt," heisst es in dem Bericht.
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