Ukraine – wie wäre es mit Verhandlungen?

Die deutsche Außenministerin Baerbock erklärte am Dienstag in Straßburg vor der Parlamentarischen Versammlung des Europarates: „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland, nicht gegeneinander.“ Gleichzeitig hat Kanzler Scholz in Berlin die Entscheidung zur Lieferung von Leopard-2-Panzern an die Ukraine bekannt gegeben. Da Scholz bis heute der Feststellung von Baerbock nicht widersprochen hat, ist er offenbar derselben Meinung.

Die Grünen haben im Bundestagswahlkampf 2021 eine feministische Außenpolitik unter der Parole „Keine Waffenlieferungen in Krisengebiete“ versprochen. Jetzt wissen wir, was gemeint war. Die Freigabe der Leopard-Panzer wurde vom kriegshetzerischen Jubelschrei der Grünen Görung-Eckhardt begleitet (übersetzt): „Der Leopard ist frei.“ Aber sogleich kam das Echo aus Kiew von Ex-Rüpel-Botschafter Melnyk, dem bekennenden Verehrer des ukrainischen Faschisten Bandera, jetzt würden aber auch noch Kampfflugzeige benötigt.

Der Ruf nach Flugzeugen ist der Ruf nach direkter Kriegsbeteiligung von Mitgliedsstaaten der Nato. Denn diese Flugzeuge können nur von jahrelang geschultem Personal geflogen werden. Das existiert in der Ukraine nicht. Damit hat Baerbock mit ihrer Aussage nur das vorweggenommen, was dieses Land will, das in den Augen westlicher Medien und Regierungen in kürzester Zeit von einem Musterland der Korruption zu einem der Demokratie mutiert ist.

Begründet wird die Lieferung von allen möglichen Panzern damit, den Krieg gegen Russland zu gewinnen. Abgesehen davon, dass ein paar westliche Panzer im Vergleich zu dem, was Russland noch auffahren könnte, nicht kriegsentscheidend sind – wie stellen sich Baerbock & Co den Sieg über Russland vor?

Wird Russland sich eines Tages klammheimlich zurückziehen und sagen: „War alles nicht so gemeint.“ Oder führt der Versuch einer militärischen Lösung, also eines Sieges über Russland, nicht viel eher zu einer weiteren Eskalation? Diese könnte auch gleichzeitig die letzte sein, der Einsatz von Atomwaffen.

Überall heißt es im Wertewesten, man solle sich von einer Atom-Drohung nicht einschüchtern lassen. Entweder sind sie in ihrem Hass gegen Russland blind oder sie sind hochmütig in der Phantasie ihrer vermeintlichen Stärke. Oder beides. Eine solche Gemütsverfassung hatte schon zum Ausbruch des ersten Weltkriegs geführt. Kräfte in den USA taufen Atomwaffen schon als gerechtfertigten Verteidigungsakt um.

Derjenige, der als erster auf den roten Knopf drückt, muss sich angesichts des Gleichstands im Vernichtungspotenzial darüber im Klaren sein, dass der Gegenschlag ihn mindestens genauso trifft. Dies wird er nur dann tun, wenn die Lage für ihn aussichtslos ist. Auf den Endsieg zu setzen, endet in der Katastrophe.

Die Hybris (oder Dummheit, was oft dasselbe ist) des ersten Weltkriegs führte zu neun Millionen Toten. Er legte die Voraussetzungen für den Zweiten Weltkrieg mit 50 Millionen Toten. Wird sich im nächsten Weltkrieg die Zahl der Toten erneut verfünffachen? Auf dann 250 Millionen?

Im Herbst 1962 war die Sowjetunion dabei, auf Kuba nahe vor der Küste der USA atomare Abschußbasen zu errichten. Die heutige Situation ist vergleichbar. Dieses Mal rücken USA/NATO nahe an Russland heran. Damals gab es den US-Präsidenten J. F. Kennedy, der sich letztlich nach Seeblockade und Atomdrohung über seine militärischen Berater hinwegsetzte und im direkten Kontakt zu Kreml-Chef Chrustschow eine Lösung der Kuba-Krise erreichte. Das ist vom aktuellen US-Präsidenten nicht zu erwarten, er scheint willfähriges Werkzeug von Blechköpfen im Pentagon zu sein.

Die elitären Davos-Leute von WEF & Co, die größten Eigner der Produktionsmittel (v.a. aus den USA), geben à la John Kerry vor, unseren Planeten retten zu wollen. War auf der diesjährigen Tagung des WEF auch nur eine Stimme zu hören, die Verhandlungen im Ukraine-Konflikt forderte?

Im Interesse der Erhaltung ihrer Macht zetteln sie Kriege an, profitieren davon. Große Kriege reduzieren die Zahl der Menschen auf eine überschaubare Größe, unnütze Esser werden beseitigt. So stehen ihnen die nicht erneuerbaren Ressourcen länger zur Verfügung, aus deren kapitalistischer Verwendung sie ihren Profit und aus jenem ihre Macht beziehen. Und streben über die Ukraine nach russischen Rohstoffen.

Niemand will Krieg. Sahra Wagenknecht hat recht: Wenn die Politiker den Wahnsinn nicht stoppen, müssen wir es tun. Die Weltuntergangsuhr zeigt 90 Sekunden vor Zwölf. Wie wäre es mit Verhandlungen?

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Nachtrag:
(29.1.23) Ich hatte gefragt: War auf der diesjährigen Tagung des WEF auch nur eine Stimme zu hören, die Verhandlungen im Ukraine-Konflikt forderte? Eine gab es, es war die per Video zugeschaltete Stimme von Henry Kissinger, Ex-Außenminister der USA. Sie verhallte ohne nennenswerte Resonanz. Er hatte schon das ganze Jahr 2022 hindurch Gespräche zwischen den Kriegsparteien angemahnt.

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