Wall Street mit stärkstem Selloff seit Juni 2020, titelt die Financial Times. Als Auslöser wird ein für August höher als erwartet ausgefallender CPI angegeben. Die Inflation kam auf 8,3%, 0,2% mehr als erwartet. Im Vergeich zum Juli gingen die Preise um 0,2% zurück.
Die Zinsangst wird neu entfacht. Gerade hatte man sich noch gemütlich eingerichtet und einen weiteren Zinsschritt von 0,75% auf dann drei Prozent „eingepreist“. Und jetzt? Die Rendite der 2yr-TNotes steigt im Vergleich zum Freitag um 0,184% auf ein neues Jahreshoch von 3,745%. Diese Rendite ist ein relativ zuverlässiger Indikator für die Entwicklung der Leitzinsen. Die ganz große Überraschung kann die CPI-Nachricht nicht gewesen sein – die Rendite war schon am Vortag gegenüber dem Schlusskurs der Vorwoche angestiegen.
Die Chartbilder der großen US-Indices zeigen allesamt das Bild eines klaren Reversals. Alle fallen mit einer Abwärtslücke unter ihre EMA50 zurück. Die Woche hatten sie noch mit einer Aufwärtslücke begonnen. Die intraday-Gegenbewegungen hielten sich in Grenzen. Die Bewegung des VIX spiegelt das, was bei den Kursen geschah, invertiert wider. Er sprang über seine EMA50 und schloss auf der Höhe der Maxima seit Ende August. Hier, bei 27, liegt ein längerfristig recht bedeutsamer Pegel.
Es scheint so, als sehen wir jetzt den Volatilitätsausbruch, der seit einigen Tagen zu erwarten war. Noch kann man die Bewegung im S&P 500 als einen erneuten Test des 62er Retracements des Aufwärtsimpulses aus Mitte Juni ansehen. Bietet dieser Pegel (3890) Support, kann man das Ganze als eine Bärenfalle betrachten. Aber die Volumenseite und die Marktbreite legen nahe, dass dieser Pegel letztlich nicht halten wird. Und so ist es wahrscheinlicher, dass die Kurssteigerungen der zurückliegenden Tage eine Bullenfalle sind (Chartquelle).
Mancher Beobachter sieht, dass sich die Parallelität zwischen 2008 und 2022 weiter durchsetzt. Dann wäre mit einem Kurs zum Jahresschluss im S&P 500 bei knapp 3000 zu rechnen. Das entspräche dem „historical target“ von Michael Hartnett, das er für Oktober erwartet (Chartquelle).
Ein weiteres Zeichen für Schwäche bei der Entwicklung der Verbraucher-Nachfrage: Der schwedische Hersteller von Haushaltsgeräten Electrolux AB kündigt ein Sparprogramm an, die Nachfrage nach den Produkten sei in den USA und in Europa deutlich zurückgegangen. Der nach Whirlpool zweitgrößte Hersteller von Haushaltsgeräten sagt, die Nachfrage habe sich im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal inmitten von hoher Inflation und niedrigem Verbrauchervertrauen deutlich verschlechtert. Hohe Lagerbestände bei den Einzelhändlern hätten den Effekt auf das eigene Geschäft noch verstärkt.
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