Bis in die 1980er Jahre erhielt ein amerikanischer CEO im Durchschnitt 30 mal so viel Gehalt wie sein typischer Angestellter. Heutzutage ist das Verhältnis auf 280 gestiegen, in großen Unternehmen sogar bis zu einem Faktor von 354. In derselben Zeitspanne hat ein amerikanischer Arbeitnehmer real in der Median-Betrachtung keine Gehaltserhöhung gesehen. Seit 2000 ist das Gehalt der Männer über alle Altersgruppen hinweg in derselben Betrachtung sogar um 10% zurückgegangen.
Die aktuelle Studie “Income, Poverty, and Health Insurance Coverage in the United States: 2012” gibt Aufschluss über die Details dieser Entwicklung. Über alle Rassen und Geschlechter hinweg liegt das reale Median-Haushaltseinkommen heute rund 9% unter dem Niveau von 2000.
Im Umfeld des offenen Ausbruch der Finanzkrise fällt auf, dass die Beschäftigung männlicher Arbeitnehmer deutlich stärker zurückgegangen ist als die weiblicher. In der Kategorie „männlich, Ganz-Jahres-Vollzeit“ (Male full-time, year-round workers) ist der Einbruch noch am wenigsten aller vier betrachteten Kategorien aufgeholt, was offenbart, dass viele "teure", "männliche" Vollzeit- durch Teilzeit-Arbeitsplätze ersetzt wurden.
Hierbei dürfte eine Hauptrolle gespielt haben, die Kosten des Produktionsfaktors Arbeit zu drücken. Frauen verdienen immer noch deutlich weniger (23,5%) als Männer.
Die Armutsrate liegt in den USA über alle Rassen und Altergruppen hinweg gerechnet aktuell bei 15%. Heruntergebrochen auf einzelne Altergruppen zeigt sich, dass sie bei den unter 18-jährigen mit 21,8% am höchsten und bei den über den 65-jährigen mit 9,1 % am niedrigsten liegt. Die Altergruppe der 18- bis 64-jährigen kommt auf 13,7%, ihre Rate lag 1970 noch bei rund 9%. Die höchste Altergruppe hatte 1970 eine Armutsrate von 25%, die der unter 18-jährigen kam seinerzeit auf 15%.
Die vorliegende Untersuchung ergänzt die Ergebnisse von Piketty in konsistenter Weise: Seit Dekaden stagnieren die realen Arbeitseinkommen bestenfalls. Das gilt mehr oder weniger für alle entwickelten kapitalistischen Länder.
Ein sozialpolitisch besonders schlechtes Zeichen ist die erhöhte Armutsrate unter den Jüngeren in der Bevölkerung. Denselben Effekt sehen wir in noch krasserer Form in der südlichen Peripherie der Eurozone.
Anmerkung:
Zum Thema passt auch "Armes Amerika.
Nachtrag:
(13.6.14) Die FAZ zitiert aus einer Studie des gewerkschaftsnahen Wirtschaftsinstituts Economic Policy Institute (EPI), wonach das Verhältnis zwischen den Einkünften amerikanischer Firmenchefs und den Gehältern normaler Arbeiter von 29,9:1 im Jahre 1978 auf 295,9:1 im vergangenen Jahr angestiegen ist.
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