Colin Twiggs, Incrediblecharts, schreibt in seinem heutigen Marktkommentar: “Der kurze Rückzug des S&P 500 an 1750 ist ein bullisches Zeichen, das eine Bewegung Richtung 1800 unterstreicht. Der steigende ‚21-Day Twiggs Money Flow’ zeigt Kaufdruck. (…) Der Dow Jones Industrial Average bereitet sich auf einen Test des Widerstands bei 15700 vor, ein Ausbruch würde ein Ziel von 16600 eröffnen.“
Der S&P 500 markiert mittlerweile Allzeithochs fast schon in Serie, der Dow Jones Transportation Index produzierte zuletzt sieben Allzeithochs in Folge. Der DAX hat zum Ende der zurückliegenden Woche Luft oberhalb von 9000 geschnuppert, der Rückenwind seitens Wall Street war aber nicht stark genung, um ihn darüber zu halten.
Das FOMC-Komitee der Fed wird am Mittwoch dieser Woche verkünden, wie es mit der Geldpolitik weitergeht. Die überwiegende Mehrheit der Beobachter rechnet nicht mit einer Kursänderung, insbesondere die Drosselung der QE-Maßnahmen wird frühestens im Frühjahr 2014 erwartet. Damit ändert sich an der Grundlage der gegenwärtigen Kursbewegung zunächst nichts.
Saisonale Faktoren geben zusätzliche Argumente für einen bullischen Bias inmitten einer Rallye, die von steigendem KGV in einem eher verhaltenem Wachstumsumfeld gekennzeichnet ist. Das Shiller-KGV stößt aktuell in den Bereich vor, der zwischen 2003 und 2007 erreicht worden war. Und als Ergänzung zur Diskussion der jüngsten Flash-PMIs: Der Verlauf des US-BIP zeigt „gefühlte“ Ähnlichkeit zu Mitte/Ende 2007 – siehe insbesondere den gleitenden Mittelwert im folgenden Chart.
Auch wenn sich am Fed-Kurs zunächst nichts ändert – wann werden die Aktienmärkte beginnen, eine Kurs-Änderung vorwegzunehmen?
Der VIX, der „Angstmesser“ an Wall Street, macht es sich unter 15 gemütlich und zeigt damit an, dass die Marktteilnehmer das Marktrisiko als gering einschätzen. Neben dieser statischen Sichtweise wird im Rückblick auf den Verlauf der jüngsten zwei Wochen deutlich, dass der VIX immer noch signifikante Unsicherheit anzeigt. Das Verhältnis SPX zu VIX steht kurz unter einem 15-monatigen Extremwert, eine obere Umkehr warnt vor signifikanten Rückzugsbewegungen des S&P 500.
Die Auswertung des Put-/Call-Verhältnisses zeigt eine weit fortgeschrittene bullische Positionierung in Indexoptionen an (obere Kurve, helles türkis). Auch hier warnt eine obere Umkehr vor nachhaltigen Kursverlusten.
Die Auswertung der Zahl der bullischen Aktien als Prozentsatz der Gesamtzahl der täglich gehandelten Aktien ist aktuell ebenfalls an ein bullisches Extrem vorgestossen (blaue Linie). Dieser Indikator hat normalerweise einen Vorlauf von fünf bis zehn Tagen gegenüber der Entwicklung des S&P 500. Obere Wenden warnen vor anstehenden Kursverlusten.
Die Volumenverteilung im S&P 500 zeigt demgegenüber eine seit einigen Tagen nachlassende Distributionsbewegung. Ein Umspringen auf Akkumulation ist in der Regel per se eine bullische Indikation, weil der Anteil des auf steigende Aktien entfallenden Handelsvolumens im Zeitablauf ansteigt.
Die Volumenverteilung zeigt an, dass sich Marktteilnehmer im Vorfeld der FOMC-Entscheidung auf bullischem Terrain eingraben. Ansonsten ist die technische Lage in bullischem Sinne kurzfristig klar überzogen. Das steigert die Wahrscheinlichkeit eines „technischen Betriebsunfalls“ mit kurzfristig deutlich sinkenden Kursen, angeheizt durch Auflösung dieser „bullischen Vorposten“. Dem Alternativ-Szenario, einem bullischen Blowoff, würde ich gegenwärtig eine Wahrscheinlichkeit von etwa einem Drittel zuordnen.
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