Der Abwärtstrend der Privatwirtschaft in der Eurozone hat sich im März gemäß dem Markit Flash Eurozone Composite Index Produktion nochmals beschleunigt. Der Index fiel so stark wie zuletzt vor vier Monaten, er ist gegenüber dem Vormonat um 1,4 auf 46,5 Punkte gesunken. Bis auf ein minimales Wachstum im Januar 2012 schrumpft die Wirtschaftsleistung der Eurozone nun bereits seit September 2011.
Chris Williamson, Chief Economist bei Markit, kommentiert: „Die Vorabschätzungen deuten darauf hin, dass sich die Talfahrt der Eurozone im März wieder beschleunigt hat. Während sich die Schrumpfungsrate von 0,6% in Q4/2012 auf circa 0,3% in Q1/2013 verringert haben dürfte und bei vielen Marktteilnehmern – inklusive der EZB – die Hoffnung aufgekeimt sein mag, die Eurozone stabilisiere sich in Q2/2013 weiter, breiten sich nun wieder Krisenängste aus.“
Frankreich hat den stärksten Einbruch seiner Wirtschaftleistung seit März 2009 zu verkraften. Der Flash France Composite Output Index ist im März von 43,1 auf 42,1 Punkte gefallen, das ist ein vier-Jahres-Tief. Die Auftragseingänge und Auftragsbestände sinken beschleunigt, die Beschäftigung wird weiter reduziert.
Der Flash PMI für Deutschland kann noch mit einem unspektakulären Wirtschaftswachstum aufwarten. Der Index bleibt über 50, hat aber im März mit 51,0 gegenüber 53,3 im Februar Terrain eingebüßt. Die Entwicklung im Industriesektor ist erneut rückläufig.
Der Flash China Manufacturing PMI steigt im März auf 51,7 nach 50,4 im Februar. Das ist ein zwei-Monats-Hoch. Hongbin Qu, Chief Economist bei HSBC kommentiert: “Die Steigerung geht zurück auf einen stärkeren Auftragseingang und ein Wachstum der Produktion. Die chinesische Wirtschaft befindet sich weiter auf einem moderaten Erholungskurs. Die Inflation bleibt im Rahmen, was Raum lässt für eine weiter unterstützende Geldpolitik.”
Ob die sich abzeichnende Erholung in China Bestand hat, muss sich angesichts der konjunkturellen Schwäche der Eurozone, immerhin der zweitstärkste Abnehmerraum für in China hergestellte Produkte, noch zeigen. Wir hatten uns hier mit der Situation in China nach Installation der neuen Staatsführung beschäftigt.
Das Wall Street Journal berichtete vor einigen Tagen, der industrielle Ausstoß der Eurozone ist im Januar um 0,4% gesunken und wird wahrscheinlich das ganze erste Quartal hindurch negativ bleiben. Annualisiert ist die Industrieproduktion um 1,3% zurückgegangen. Sinkende Nachfrage gilt als Hauptgrund. Die Inflation ist in Frankreich zuletzt stärker zurückgegangen als erwartet, was den Abschwung dort unterstreicht. In Spanien hat sich die Teuerung hingegen beschleunigt wegen steigender öffentlicher Abgaben.
In 2012 wurden in Frankreich 100.000 Jobs abgebaut. Allein im vierten Quartal sind 44.600 Jobs verloren gegangen, mehr als mit 28.100 erwartet. Einmal mehr rückt damit die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone in den Fokus.
Fed-Chef Bernanke macht auf der Pressekonferenz nach der gestrigen FOMC-Sitzung eine Verbesserung am US-Arbeitsmarkt aus, die Arbeitslosigkeit sei aber weiter hoch. Zudem bleibe abzuwarten, ob die Verbesserungen am Arbeitsmarkt über mehrere Monate anhalten. Erst dann könnte das eventuell Konsequenzen für die Geldpolitik haben. Nach einer Pause Ende 2012 sei die US-Wirtschaft immerhin zu einem „moderatem Wirtschaftswachstum“ zurückgekehrt, sagte er weiter. Die Fiskalpolitik sei jedoch „etwas restriktiver“ geworden, wodurch das Wachstum und der Arbeitsmarkt belastet wird. Dies könne auch die Fed nicht ausgleichen. Die Notenbank senkte ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum im laufenden und in den beiden kommenden Jahren leicht. Man sehe weiter „Abwärtsrisiken“ für den wirtschaftlichen Ausblick, heißt es. Mittelfristige Inflationsgefahren werden nicht ausgemacht, die langfristigen Inflationserwartungen werden als stabil beurteilt.
Unter dem Strich lässt sich an diesem Punkt feststellen, dass die weltwirtschaftliche Erholung anemisch verläuft, in den USA weist der Trend leicht nach oben, in der Eurozone deutlicher nach unten.
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