Nachfolgend eine aktuelle Mitteilung des ifo Instituts – brisante Entwicklung gut auf den Punkt gebracht:
"Die Target-Kredite im Eurosystem explodieren geradezu. Nach aktuellen Berechnungen des Münchner ifo Instituts bezog in den ersten drei Monaten dieses Jahres die italienische Notenbank für 79 Mrd. Euro Target-Kredit aus dem Eurosystem und die spanische Notenbank für 77 Mrd. Euro. Davon entfielen 76 Mrd. Euro bzw. 41 Mrd. Euro auf den März. Seit Juli 2011 sind von den Notenbanken dieser Länder Target-Kredite im Umfang von 483 Mrd. Euro gezogen worden, um ihre Volkswirtschaften auf diese Weise mit billigen Krediten versorgen zu können. Das ist fast so viel wie nun zusätzlich von den Parlamenten als ESM-Hilfen gebilligt werden soll. {Anmerkung KS: Siehe Blog-Artikel Eine Firewall aus Papier(-Geld)}.
Leidtragende sind aus Sicht des ifo Instituts die Sparer der noch soliden Länder Europas, deren Vermögensanlage nun zur EZB umgelenkt wurde. Die marktgängigen Wertpapiere der Sparkassen, Banken und Lebensversicherer, durch die Ersparnisse dieser Länder normalerweise gedeckt sind, wurden ohne das Wissen oder die Zustimmung der Sparer in bloße Forderungen gegen die jeweiligen nationalen Zentralbanken verwandelt, die selbst wiederum nur durch Forderungen gegen die EZB und damit indirekt gegen die Zentralbanken Spaniens und Italiens gedeckt sind: Forderungen, die niemals fällig gestellt werden können und derzeit nur mit einem Prozent verzinst werden.
Pro Erwerbstätigen sind in Deutschland auf diese Weise bereits für 15.000 Euro Ersparnisse in Target-Forderungen verwandelt worden. In den Niederlanden sind 17.000 Euro und in Finnland gar 21.000 Euro verwandelt worden. Diese enormen internationalen Kreditsummen sollten nicht einfach durch das EZB-System und den EZB-Rat zur Verfügung gestellt werden, sondern bedürfen einer Entscheidung durch die Parlamente."
Haftungspegel/Haftungssummen für die Euroländer und der deutsche Anteil werden fortlaufend aktualisiert auf der Website des ifo-Instituts.
Die FAZ meldet: "Der Münchner Wirtschaftsstrafrechtler Bernd Schünemann hat den Vorstand der Bundesbank wegen Untreue angezeigt. Der Universitätsprofessor stützt sich dabei auf die Kritik von Wirtschaftswissenschaftlern wie Hans-Werner Sinn und des früheren Bundesbank-Präsidenten Helmut Schlesinger an der internen Verrechnung von Krediten zwischen den Notenbanken („Target-Salden“)." Schünemann wird von der "Stiftung Familienunternehmen" unterstützt.
Vor einigen Tagen hat Herta Däubler-Gmehlin, früher Justiz-Ministerin unter Schröder, eine BVG-Klage gegen ESM und Fiskalpakt angekündigt (Spiegel Online). Das Argument: Der permanente Charakter beeinträchtige die Souveränität der nationalen Parlamente. Diesen Punkt hatte das BVG bereits im Sep 2011 in einem Urteil herausgestellt.
Nachtrag:
(19.4.12) Chart der Bundesbank (Auslandsposition der Bundesbank im EZBS):
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