Sentiment der Kleinanleger – ein Kontraindikator?

Die FAZ berichtet über das Sentiment am Aktienmarkt anhand von Daten des Verbands der amerikanischen Privatanleger. Der AAII macht seit 1987 eine wöchentliche Umfrage bei seinen Mitgliedern, um ihre Stimmung zu erfassen. Die hat sich seit Anfang des Jahres deutlich aufgehellt. Zuletzt rechneten fast 44% mit weiteren Kurssteigerungen. 25% erwarteten fallende Kurse. Der langfristige Durchschnitt liegt bei 39% Bullen und 30% Bären.

Die Mitglieder gehören mehrheitlich zu einer gutsituierten Schicht in der amerikanischen Gesellschaft, gebildet, männlich, Ende 50. Und sie haben Aktien-Erfahrung: Die Hälfte der Verbandsmitglieder besitzt ein Wertpapierdepot von mehr als 500.000 Dollar. Und „dennoch“ – Wayne Thorp, Finanzanalyst des AAII, sagt: „Die Geschichte zeigt uns, dass sich der Markt öfter gegen die Mehrheit der Anleger bewegt als andersherum.“ Das Verhalten der Kleinanleger ist häufig ein Kontraindikator für einen aktuellen Trend. Denn ihre Stimmung ändert sich synchron zu den Aktienkursen. Der S&P 500 ist in diesem Jahr um über 7% gestiegen, also wird die Stimmung besser.

Ist das für den Aktienmarkt ein Warnsignal? Nach Thorp befinden sich die Umfragedaten noch nicht auf einem extremen Niveau. Erst dann kann auf eine bevorstehende Trendwende geschlossen werden. Er veranschlagt statistisch mindestens die doppelte Standardabweichung vom Mittelwert, 60% beim bullischen und über 50% beim bärischen Sentiment.

Der nachstehende Chart zeigt, dass die Auswertung des AAII-Sentiments in den zurückliegenden Jahren nicht immer gute Signale lieferte. Sie scheint besser bei der Anzeige eines Bodens zu funktionieren (übermäßig bärisches Sentiment). In einigen Fällen, z.B. im Januar 2011, legte eine bullische Stimmung bei über 60% eine abwärts gerichtete Wende nahe, die aber nicht kam. Auf der anderen Seite reagiert das Sentiment manchmal, etwa im April 2010, kaum auf Ereignisse wie damals den ersten Akt der Griechenland-Pleite.

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