Preisaussichten bei Öl Brent

Jede größere militärische Aktivität, auch jede bedeutende geopolitische Unsicherheit im Nahen, bzw. Mittleren Osten beeinflusst die Öl- und Erdgasmärkte. Das ist kein Wunder, wie hier erklärt wird.

Im Jahr 2022 stieg die täglich geförderte Erdölmenge auf rund 93,85 Mio Barrel pro Tag (BPD), im aktuellen Jahr kommt sie auf 100,95 Mio. BPD und liegt damit wieder auf dem Niveau des Jahres 2018 (Chartquelle). Rund ein Drittel des weltweiten Rohölbedarfs wird durch den Nahen Osten gedeckt.

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Nach Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe, könnten die Preise bei einer Eskalation im Nahen Osten hinsichtlich Iran auf 150 Dollar pro Barrel hoch schießen. Das wäre das Allzeithoch aus Ende Juni 2008.

Die beiden folgenden Charts des Preisverlaufs von Öl Brent zeigen das große Bild ab 2006 und die Situation ab 2019 (Chartquelle).

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Vor der Hamas-Attacke vom 7. Oktober wurde am 27. September eine Preisspitze bei 97 Dollar erreicht. Es folgte ein Rückzug bis auf 85 Dollar. Mit der Hamas-Attacke begann ein neuer Anstieg auf aktuell 92 Dollar. Aus der Sicht des bisherigen Preisverlaufs spricht viel für weitere Steigerungen, etwa für einen raschen Anstieg in Richtung 110 Dollar.

Wie komme ich zu dieser Erwartung?
Der Rückgang des Preises von seinem lokalen Hoch aus März 2022 bei 129 Dollar pro Barrel wurde am 50er-Retracement des Aufwärtsimpulses aus Mai 2020 bei 75 gestoppt. Anschließend wurde Mitte Juli eine abwärts gerichtete Trendlinie überwunden. Dann hat der Preisverlauf Anfang September ein Golden Cross gebildet, bei dem die EMA50 die EMA200 von unten nach oben schneidet. Nimmt man als vorläufige Hypothese an, dass nach dem ersten Aufwärtsimpuls aus Ende Juni von von 75 auf 97 Dollar ein zweiter gleich langer folgt, käme man vom zwischenzeitlichen Rückzugsniveau (auch knapp das 38er-Retracement, wie auch die EMA50) bei rund 85 auf rund 107 Dollar.

Siehe auch: „Israel, die Hamas und 30 Millionen Barrel Öl“!

Nachbemerkung
(16.11.23) Bei jeder Preisprognose sollte man angeben, wann sie nicht mehr gilt. Das hatte ich versäumt. Die obige Analyse war bei Kursen unterhalb von 87 (38er-Retracement des Aufwärtsimpulses aus Mai 2020) in Zweifel zu ziehen und unterhalb von 85 aus kurzfristiger Sicht zu verwerfen. Aktuell notiert Öl Brent bei 77,50 und damit nicht mehr weit weg vom 50er-Retracement bei 74. Unter mittelfristigen Gesichtspunkten könnte sich dort eine Bodenbildung entwickeln.

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