Die Aktienmärkte hatten auch in der zurückliegenden Woche wieder einiges an Volatilität zu bieten. Der Dow meldet einen Wochengewinn von 1,2%, der S&P 500 kam auf +1,4%, der NDX auf +2,0%. Der DAX gewinnt auf Wochensicht 1,3%, steht damit auf Sicht der zurückliegenden zwei Wochen im Gegensatz zu den US-Indices im Minus.
Euro/Dollar im Wochenvergleich steigt um 0,9%, Euro und Dollar gegen Yen –0,9%, bzw. unverändert. Die Ölpreise stiegen wieder an, Öl Brent +2,7%, WTI Öil +4,1%. Auch der CRB-Rohstoffindex steigt: +1,5%. Gold (in Dollar) gibt nach einem kräftigen Vor-Wochengewinn von 6,5% in dieser Woche 0,6% ab.
Die US-Renditen sind noch leicht weiter unter Druck: Die 10yr-TNotes verloren 1,6% auf 3,376%, die 2yr-TNotes –1,2% auf 3,779%. Am 8. März, dem Tag vor dem Run auf die Silicon Valley Bank, lagen die Werte noch bei 3,992%, bzw. 5,070%. Die Rendite der 13wk-TBills steigt um 5,7% auf 4,649%. Die Zinstruktur zeigt am langen Ende einen zunehmenden positiven Spread. Am kurzen Ende weitet sich die Inversivität aus.
Die Fed hat die Leitzinsen am zurückliegenden Mittwoch um 0,25% hoch gesetzt. Das war auch erwartet worden. Vermutlich hätte eine Zinspause zu erheblichen Verwerfungen gesorgt, weil das als Hinweis für verborgene Risiken wahrgenommen worden wäre. Trotzdem reagierten die Aktienmärkte nach der Bekanntgabe negativ. Finanzministerin Yellen wollte keine Blanko-Versicherung für alle Bank-Einlagen geben, also auch für die über 250.000 Dollar.
Am Freitag kam die Aktie der Deutschen Bank stark unter Druck. Die Bank ist stark auf das Derivategeschäft ausgerichtet und wurde deshalb vor einigen Jahren einmal von der japanischen Bankenaufsicht als die gefährlichste Bank der Welt bezeichnet. Die Preise für Kreditausfall-Versicherungen (CDS) der Deutschen Bank stiegen stark an. Beobachter werten das als Test, nachdem sich mit dem Verkauf (oder dem Zusammenbruch…) der Credit Suisse der Fokus auf den Derivatemarkt gerichtet hat (siehe hier!).
Hiervon waren im frühen Handel am Freitag auch US-Aktien betroffen. Sie erholten sich jedoch von ihren Tiefs und schlossen im Plus als Nachrichten aufkamen, wonach das Finanzministerium von seiner ablehnenden Haltung gegen eine Ausweitung der Ausfallversicherung bei Bankeinlagen (etwas) abrücken könnte. Europäische Aktien bekamen die Wendung nicht mehr mit.
Die Flash-PMIs zeigen für die Wirtschaft der Eurozone einen weiter gültigen Expansionskurs, getragen allerdings nahezu ausschließlich vom Dienstleistungssektor. Für den privaten Sektor der USA wird der stärkste Anstieg der Wirtschaftstätigkeit im seit fast einem Jahr gemeldet. Die Auftragseingänge nehmen wieder zu, allerdings beschleunigt sich auch der Anstieg der Verkaufspreise.
Da weiß natürlich der geneigte Liquiditätssüchtige nicht, ob er lachen oder weinen soll. Lebhafte Wirtschaftstätigkeit ist ja gut, aber bitte mit fallenden Preisen und fallenden Zinsen. Das wird nichts…
Zur Bankensituation ist nachzutragen: Die Not-Ausleihungen über das Discount-Fenster der Fed waren zuletzt mit knapp 160 Bill. Euro so hoch wie noch nie. Im Ausbruch der Corona-Krise lag die Spitze bei 50 Bill. Dollar, der Rekordwert in der Finanzkrise lag bei 110 Bill. Dollar. Schon ab Ende 2022 war es Woche für Woche immer wieder zu Ausleihungen gekommen, normalerweise findet hier keine nennenswerte Bewegung statt. Auch im Vorfeld der Finanzkrise sahen sich Banken ab 2007 genötigt, hier Liquidität zu beschaffen (Chartquelle).
JP Morgan sagte, Einlagen über insgesamt 1,1 Bill. Dollar hätten die verletztlichsten Banken verlassen. Die Gewinner sind größere Banken und kurzfristige Staatsanleihen, sowie Geldmarkt-Fonds. Außerdem seien nahezu alle Banken gezwungen, die Zinsen um rund einen Prozentpunkt anzuheben, um Spareinlagen zu behalten. Die steigenden Kosten führen zu Einsparungen an anderer Stelle.
Die Fed signalisiert, dass sie für den Rest dieses Jahres einen Rückgang des realen BIP erwartet und dass die Inflation hoch bleiben wird. Aufgrund der jüngsten Bank-Insolvenzen werden die Bedingungen für die Kreditvergabe der Banken verschärft, was das Risiko einer Rezession erhöht – ein Risiko, das bereits zuvor hoch war. Rezession, langsames Wachstum und Inflation (oder Stagflation) stellen weiterhin übergeordnet Abwärtsrisiken für kapitalgewichtete Aktienindizes und Unternehmen im Allgemeinen dar.
Kurzfristig sieht es so aus, als hätten die Bären Zähne und Klauen verloren. Der Kanarienvogel Credit Suisse existiert nicht mehr, aus der UBS wird eine Bank, die zu groß ist, um von der Bananenrepublik Schweiz gerettet zu werden (siehe hier!). Bis zum nächsten Kanarienvogel, freigelassen z.B. durch platzende Kredite.
Wie sagte Finanzministerin Yellen jetzt? „Banken ‚sehr viel stärker’; eine weitere Finanzkrise unwahrscheinlich ‚in unserer Lebenszeit’.“ So etwas Ähnliches hat die Fed 2006 auch gesagt.
Der S&P 500 hat am zurückliegenden Freitag bei 3970,99 geschlossen, knapp unter der EMA50. Ein langer unterer Docht der Tageskerze zeigt nach der Achterbahnfahrt vom Vortag intraday Kaufinterese beim Wochentief von 3909,16 an. Der wichtige Pegel bei 3900 hat gehalten (Chartquelle).
Und jetzt? Kommen jetzt auch nochmal rund 15% drauf wie nach dem Tod des Kanarienvogels von 2008, Bear Stearns? Damals war es auch März, der Übernahmepreis nach Aktienkurs lag bei Bear Stearns damals bei 35% der letzten Notierung, der Übernahmepreis bei der Credit Suisse in diesen Tagen liegt bei 40%.
Ich denke, der S&P 500 wird sich in den nächsten Wochen (weiter) aufwärts orientieren. Wichtig ist, dass jetzt zügig die EMA50 (3976, waagerecht) genommen wird. Darüber verläuft die EMA200 (3998, waagerecht) – beides "in Reichweite". Dann kommt bereits der eminent wichtige Pegel bei 4150/4160 ins Visier. Hier war der Index Anfang Februar gescheitert. Als mögliches übergeordnetes Ziel der laufenden Bewegung kann ich mir bis in den Mai hinein ~4250/4300 vorstellen.
Die fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis zeigen sich expansiv, jedoch weiterhin mit hoher Volatilität – stabil ist anders. Die laufende Bewegung ist noch als Korrektur zur vorherigen Abwärtsbewegung zu sehen (Congestion).
Die Marktindikatoren zeigen von der Marktstruktur her ein abnehmend bärisches Bild. Die Marktbreite nach TRIN ist jetzt neutral (zuvor bärisch), die ADL-Linie, der Anteil der Zahl bullischer Aktien, tendiert bullisch. Die Volumenverteilung befindet sich jedoch weiter in Distribution, kippen in Akkumulation ist überfällig. Hinzu kommt, dass die technische Auswertung von einigen großen Indices („TQUAL") im bärischen Bereich bullisch gedreht hat.
Das sind alles bisher nur Tendenzen, der Status der Marktindikatoren ist noch mäßig negativ. Daraus resultiert, dass sich die Indikatorlage insgesamt noch im zweiten Quadranten des Entwicklungsdiagramms (kleines Bild links unten) befindet. Der Chart wird täglich auf der Startseite aktualisiert.
Der VIX, Angstmesser an Wall Street, hat am zurückliegenden Freitag knapp über seiner waagerecht verlaufenden EMA50 geschlossen, die wiederum unter der EMA250 notiert (EMA50w). Auch das unterstreicht die vermutlich noch anhaltende Volatilität in einer Phase abebbender Risikoaversion (sinkende VIX-Notierungen).
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