Gold: Langfristige Stabilisierung möglich

Das gestern Abend veröffentlichte Protokoll der jüngsten FOMC-Sitzung unterstützt die Edelmetall-Preise, schreiben die Analysten der Commerzbank. Es lasse die Fed deutlich weniger falkenhaft erscheinen, als dies noch im vergangenen Monat schien.

„Der Goldpreis hat somit den dritten Tagesgewinn in Folge eingefahren, was zumindest in Teilen auch durch Sorgen über die Lage in der Ukraine begründet sein dürfte. Folgerichtig zur Preisentwicklung von Gold ließ auch der Verkaufsdruck bei den Gold-ETFs nach, die gestern zum ersten Mal seit Ende März keine Nettoabflüsse mehr zu verzeichnen hatten“, schreiben die Commerzbank-Analysten weiter.

Die FAZ hatte gestern noch in nicht zu überbietender Dramatik zu berichten gewusst, dass Spekulanten gerade gegen das Todeskreuz im Goldpreis-Chart ankämpfen. Das zeige sich im fast täglichen Wechsel zum „goldenen Kreuz“. Der Autor kommt zu dem Schluss: „Das einzige, was momentan für einen steigenden Goldpreis spricht, ist die unsichere geopolitische Lage in der Ukraine.“ Ansonsten gäbe es keine Gründe auf der Nachfrageseite, die einen Goldpreisanstieg erklären könnten.

Die erwähnten „Kreuze“ gibt es tatsächlich. Am 19. März hat der gleitende Durchschnitt über die zurückliegenden 50 Tagesschlusskurse den über die jüngsten 200 Tage von unten nach oben gekreuzt. Dieses sogenannte goldene Kreuz gilt unter Charttechnikern als Signal für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung bei Kursverläufen. Das umgekehrte Signal, das Todeskreuz, wurde zuletzt am 19. Februar 2013 generiert, es folgte ein Fall von rund 1570 auf unter 1180 Dollar per Mitte Dezember 2013.

Seit Jahresbeginn hat sich der Goldpreis gefangen, er konnte auf über 1380 steigen, bevor er in wenigen Tagen über 100 Dollar abgab und sich kürzlich dann in der Supportzone 1.273/1.278 fing.

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Zur Stunde notiert Gold knapp über 1320 Dollar – ob wegen oder trotz „Ukraine“ ist relativ uninteressant. Bei etwas oberhalb von 1320 verläuft ein statischer und in Form einer Aufwärtslinie aus Dezember ein dynamischer Widerstand. Bei 1350 ist der nächste Widerstandspegel auszumachen, oberhalb verläuft eine Abwärtslinie aus Oktober 2012. Darüber, bei rund 1420, liegt ein weiterer Widerstandspegel. Charttechnisch gibt es also noch einige Hürden zu überwinden, bis die Goldbullen im längerfristigen Sinne etwas aufatmen können.

Auf den Goldpreis haben u.a. die folgenden Faktoren einen bedeutenden Einfluss:

  • Die nominale „Referenz“-Rendite zehnjähriger Treasury-Notes TNX spielt eine Rolle als Opportunitätskostenfaktor. Zwischen Mitte 2011 und März 2012 gab ihr Sinken dem Goldpreis Unterstützung. Seitdem scheint TNX einen Boden auszubilden. Ab Mai 2013 zog die Rendite an, der Verfall des Goldpreises beschleunigte sich. Aktuell herrscht zwischen beiden Kursreihen zum ersten Mal seit einem Jahr wieder ein Gleichgewicht, das neutrale Band verläuft seitwärts.

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  • Ganz ähnlich sieht es in der Beziehung von Gold zur realen Rendite der zehnjährigen Treasury-Notes aus. Auch hier herrscht gegenwärtig ein Gleichgewicht. Ab der zweiten Jahreshälfte 2011 hatte die in den negativen Bereich rutschende reale Rendite dem Goldpreis bis September 2012 noch Unterstützung gegeben. Im Mai 2013 endete die Phase der finanziellen Repression, bedingt durch steigende nominale Zinsen und geringen Preisauftrieb.

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  • Die Inflationserwartungen sinken seit einem Jahr, der Goldpreis sank im Vergleich dazu stärker. Mittlerweile scheint sich die Situation umzukehren. Die Inflationserwartungen laufen seitwärts, in der Beziehung hierzu zeigt der Goldpreis leichte relative Stärke.

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Aus den diskutierten Intermarket-Beziehungen resultiert zwar keine klare Entwarnung für den Goldpreis, aber die Chancen sind aktuell so gut wie lange nicht, dass er sich weiter stabilisiert.

Siehe auch: Gold: Boden erreicht?

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