VDMA: China, Export und Schelte aus Brüssel

Der Auftragseingang im Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland lag im Januar 2014 um real 6% über dem Ergebnis des Vorjahres. Das Inlandsgeschäft stieg um 2%, das Auslandsgeschäft lag um 7% über Vorjahresniveau. Das teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Frankfurt mit.

Die Export-orientierte Maschinenbaukonjunktur ist damit gut in das neue Jahr gestartet. Für Verunsicherung sorgten aber die immer wieder aufkommenden Hiobsbotschaften aus einigen Schwellenländern und ganz aktuell die Krise auf der Krim, heißt es.

China ist mit einem Volumen von rund 17 Mrd. Euro der größte Exportmarkt des deutschen Maschinenbaus. Das Umsatzvolumen des deutschen Maschinenbaus lag insgesamt bei 248 Mrd. Euro (Zahlen aus 2012). Der VDMA geht für 2014 von einem deutschen Umsatzzuwachs am Standort China von 7% aus.

Bei den Exporten hat China stark aufgeholt und ist mit einem Anteil von 11,1% an den weltweiten Maschinenausfuhren inzwischen auf den dritten Platz vorgerückt, knapp hinter den USA (11,9%). Deutschland war mit einem Anteil von 15,9% an den weltweiten Maschinenexporten auch 2012 die Nummer eins.

Die gesamten deutschen Lieferungen nach China sind zwischen 2003 und 2012 um den Faktor 3,7 gestiegen, die Lieferungen des Maschinenbaus stiegen im selben Zeitraum um das 2,8-fache von 6,12 auf 17,05 Mrd. Euro. Der Anteil des Maschinenbaus am gesamten Warenverkehr nach China ging von 33,9% auf 25,6% zurück.

Insgesamt ist die Maschineneinfuhr Chinas im genannten Zeitraum um den Faktor 2,2 von 39,13 auf 87,63 gestiegen, der deutsche Anteil daran wuchs von 18,8% auf 21,4%.

Das chinesische Gesamtvolumen des Maschinenmarktes ist alleine in der Zeit zwischen 2008 und 2012 von 271 auf 678 Mrd. Euro angewachsen. Machte der gesamte Maschinen-Import nach China 2008 mit 59,32 Mrd. Euro noch fast 22% des gesamten chineschen Maschinenmarktes aus, so ist der Anteil der Importe in 2012 auf 12,9% geschrumpft (Chartquelle).

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China hat im 12. Fünfjahresplan das Ziel ausgegeben, “High-end Produktionsausrüstungen” zu entwickeln. „Diese Entwicklungen müssen wir sehr ernst nehmen,“ erklärte VDMA-Präsident Dr. Reinhold Festge anlässlich der Vorstellung der Studie der Impuls-Stiftung des VDMA „Strategien des chinesischen Wettbewerbs und Implikationen für den deutschen Maschinenbau”.

In der Studie heißt es dazu: „Die Chinesen bewerten den Technologieabstand zum deutschen Maschinenbau realistisch – dennoch: Im wachsenden mittleren Marktsegment und im Service sind sie stärker – und das mittelfristig nicht nur in China. Darin liegt der Kern ihrer Internationalisierungsstrategie, auf die die deutsche Industrie Antworten finden muss.“

Laut Studie planen mehr als die Hälfte der Chinesischen Wettbewerber einen gezielten Ausbau der Exportaktivitäten in den nächsten fünf Jahren. In der „ersten Welle“ stehen südostasiatische Exportmärkte und Indien im Fokus. In einer „zweiten Welle“ sollen ab 2015 auch Europa und Amerika mit Maschinentechnologien aus dem mittleren Marktsegment penetriert werden.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das größte Potenzial für den deutschen Maschinenbau in China in eben diesem mittleren Technologiesegment liegt. Das kann auch einmal Mut zu "Good enough" erfordern, sagte der VDMA-Präsident. Genau mit dieser Stratgie konnten sich chinesische Hersteller im mittleren Marktsegment erfolgreich positionieren und sich hier auch gegenüber technologisch hochwertigeren Maschinen und Anlagen ausländischer Hersteller behaupten.

Die Technologielücke zum oberen Marktsegment ist für den Großteil der chinesischen Marktteilnehmer nach wie vor zu groß, um in naher Zukunft erfolgreich eine valide Marktposition zu erreichen, so das Ergebnis der Studie. Das sei zwar beruhigend, aber die deutschen Unternehmen dürften sich nicht an die Spitze der Technologiepyramide abdrängen lassen, weil der Markt dort zu klein ist, warnt der VDMA-Präsident. Der chinesischen Bottom-up-Strategie müsse eine Top-down-Strategie entgegengesetzt werden. Auch im Service überlassen die deutschen Maschinenbauer noch zu viel Potenzial dem lokalen Wettbewerb, so die Studie. „Wir sind nicht schnell genug mit bedarfsgerechten Lösungen zu wettbewerbsfähigen Preisen beim Kunden“, erklärte der VDMA-Präsident.

Der VDMA verteidigt die deutsche Exportstärke nach China und anderswo gegen den EU-Bericht über makroökonomische Ungleichgewichte. Statt nach immer neuen Wegen zu suchen, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen zu schwächen, sollte die EU ihr Augenmerk besser darauf richten, wie Unternehmen anderer Mitgliedstaaten ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen können, wird gefordert.

In einem Punkt treffe die Kritik aus Brüssel allerdings zu: In Deutschland wird zu wenig investiert. Höhere Investitionen in Deutschland wären auch der beste Weg, um die Ungleichgewichte innerhalb Europas in der Leistungsbilanz auf ein erträgliches Maß zurückzuführen. Die Schuld für diesen Missstand liegt aber nicht bei den Unternehmen, sondern bei der Politik, die für einen Investitionen und Innovationen begünstigenden Rahmen sorgen muss. Die große Koalition gebe in ihrem Regierungsprogramm aber zu wenig Impulse für private Investitionen. So wäre z.B. die unbefristete Wiedereinführung der degressiven Abschreibung für die Unternehmen ein wichtiges Signal gewesen. Auch staatliche Eingriffe in die Lohnfindung wie der geplante Mindestlohn mache den Standort Deutschland für Investitionen keineswegs attraktiver.

Auch Empfehlungen seitens der Politik, die Binnennachfrage durch überzogene Lohnsteigerungen zu stimulieren erklärte der VDMA eine Absage, weil das die über Europa hinausgehende internationale Wettbewerbsfähigkeit schwäche. Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau trage als weltweit führender Maschinenexporteur maßgeblich zum Wachstum Deutschlands bei. Drei von vier Arbeitsplätzen verdankten ihre Existenz dem Export.

Wenn ich mir die Zahlen und Trends zum Geschäft des deutschen Maschinenbaus in/mit China ansehe, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es nicht einfach werden wird, die Stellung auch nur zu behaupten – von einem Ausbau ganz zu schweigen.

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