Gold auf 15-Wochen-Hoch

Der Preis für die Feinunze Gold ist mittlerweile auf ein 15-Wochen-Hoch gestiegen. Die geopolitischen Spannungen hinsichtlich Syrien sorgen auch hier für weiteren Auftrieb. Allerdings ist das eher ein verstärkender Faktor, nicht die Ursache des Anfang Juli gestarteten Anstiegs.

Nach Bloomberg haben Rohstoff-ETFs ihre Goldbestände in dieser Woche erneut gesteigert. Gold gilt als sicherer Hafen. Neben der erwarteten Militäraktion der USA und anderer Staaten wegen des dem syrischen Assad-Regime zugeschriebenen Giftgasanschlags in der vergangenen Woche treiben auch schwache US-Makrodaten den Goldpreis. Zudem kommt die Schuldenproblemaktik der USA wieder ins Visier, weil der Schuldendeckel bei 16,7 Bill. Dollar im Oktober erneut erreicht werden dürfte.

Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sind im Juli um mehr als 7% eingebrochen. Eine schwache Wirtschaftsentwicklung wird als Hinweis darauf angesehen, dass die Fed die Reduktion ihrer QE-Maßnahmen nach hinten verschiebt. Das stützt den Goldpreis, weil mit QE weiterhin eine inflationäre Entwicklung verbunden gesehen wird, gegen die Gold schützen soll.

Nach IWF haben Länder wie Russland, Kasachstan und die Türkei ihre Goldbestände im Juli weiter erhöht. Der World Gold Council (WGC) rechnet für dieses Jahr mit einem Anstieg der Goldbestände der Zentralbanken um 350 Tonnen. 2012 waren die Bestände um 534,6 Tonnen angestiegen, das war der stärkste Zuwachs seit 1964.

Die Nachfrage nach Gold ist gemäß WGC im zweiten Quartal auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren gefallen. Trotz eines starken Interesses an Goldschmuck ging der Bedarf um 12% auf 856 Tonnen zurück mit. Als Grund werden Abflüsse von 402 Tonnen aus börsennotierten Produkten mit physischer Hinterlegung angegeben. Außerdem reduzierten die Zentralbanken ihre Käufe um 93,4 Tonnen.

Die Nachfrage nach Barren, Münzen und Schmuck ist auf den Rekordstand von 1083 Tonnen gestiegen, nachdem der Goldpreis im April um 200 Dollar abgesackt war. Das war der stärkste Einbruch in den zurückliegenden 30 Jahren. Der WGC rechnet damit, dass der Bedarf der Verbraucher aus den beiden größten Nachfrageländern China und Indien in diesem Jahr auf einen Rekordstand von jeweils 1000 Tonnen steigt.

Die Goldkäufe deutscher Anleger sind nach WGC-Angaben im zweiten Quartal deutlich angestiegen. Sie fragten knapp 41 Tonnen Gold nach, im Vorjahresquartal waren es knapp 19 Tonnen gewesen. Das ist ein Mengen-Anstieg um nahezu 120%, wertmäßig waren es plus 88%. Damit ist Deutschland im zurückliegenden Quartal auf den dritten Platz bei der weltweiten Nachfrage nach Gold zu Investmentzwecken aufgestiegen. Die ersten beiden Plätze belegen China und Indien.

Der Goldpreis ist seit dem Tief im Juni kurzzeitig um mehr als 20% angestiegen. Technische Käufe von Hedgefonds könnten folgen und den Preis weiter nach oben treiben. Bei rund 1450 Dollar liegt der nächste wichtige Widerstand in Form einer Abwärtslinie vom Hoch aus September 2011, bei rund 1350 liegt ein wichtiger statischer Supportpegel.

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Der Hedge-Fonds von John Paulson, größter Investor im SPDR Gold Trust ETF, hat im zweiten Quartal seine Goldbestände auf 10,2 Millionen Anteile halbiert. Per Ende März hatte er noch 21,8 Millionen Anteile gehalten. Zur Begründung der erstmalig seit 2011 erfolgten Verringerung der Bestände wird auf einen reduzierten Hedging-Bedarf hinsichtlich Währungsentwertung verwiesen. Paulson hatte Anlegern im Juli geraten, Gold zu besitzen.

Die Assets im SPDR-Fonds sind in 2013 um 32% auf den niedrigsten Wert seit Februar 2009 geschrumpft.

Am 12. April hat Gold mit einem Preisverfall von mehr als 20% gegenüber dem Hoch aus August 2011 bei 1.891,90 Dollar Bärenmarkt-Territorium betreten. Mit einem Anstieg von 20% gegenüber dem intraday Tief aus Ende Juni bei 1.182 Dollar hatte der Goldpreis gestern mit einem Anstieg über 1420 kurzzeitig Bullenmarkt-Terrain zurückerobert.

Die eigentliche Bewährungsprobe für die Goldpreis-Entwicklung dürfte noch vor uns liegen.

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