Die chinesische Regierung hat am zurückliegenden Wochenende mitgeteilt, dass die Industrieproduktion im November gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,1% angestiegen ist. Das ist das stärkste Wachstum seit März. Das BIP Chinas war im dritten Quartal mit immerhin noch plus 7,4% Jahreszuwachs so wenig gewachsen wie seit drei Jahren nicht. Ein sich verlangsamendes Exportwachstum, geringe Binnennachfrage und der sich abkühlende Immobilienmarkt gelten als die hauptsächlichen Ursachen.
Die neuesten Daten interpretieren viele Analysten als Einleitung einer möglichen Wende. Der Einzelhandelsumsatz hat im Jahresvergleich um fast 15% zugelegt, die Anlageinvestitionen stiegen seit Jahresbeginn ebenfalls deutlich an, was auch den gewaltigen Infrastrukturprojekten zuzuschreiben ist, die die Regierung im Laufe dieses Jahres angestoßen hat.
Die jüngsten Daten der Entwicklung des chinesischen Produktmanager-Index zeigen ebenfalls eine Verbesserung.
Die Regierung strebt für 2013 ein Wachstumsziel von 8,5% an, „bescheiden“ im Vergleich zu früheren zweistelligen Zuwachsraten. In diesem Jahr wird mit einem Wachstum von 7,7% gerechnet. IWF und Weltbank gehen davon aus, dass Länder der Emerging Markets deutlich überdurchschnittliche Wachstumsraten benötigen, um sich entwickeln zu können. Bezogen auf die Weltwirtschaft insgesamt rechnet man allgemein, dass ein jährlicher Zuwachs von 3,3 bis 3,6% bereits auf eine stagierende globale Wirtschaft hindeutet.
Wie die meisten Makrodaten aus China so sind auch die Arbeitslosenzahlen mit besonderer Vorsicht zu genießen (was nicht heißt, dass man die der westlichen Welt ohne Vorbehalte schlucken kann). Experten weisen darauf hin, dass die offizielle Arbeitslosenquote der Regierung nur die Stadtbewohner einbezieht, die Arbeitslosengeld erhalten. Wanderarbeiter z.B. werden in der Regel nicht berücksichtigt. Offiziell ist von rund 4% Arbeitslosigkeit die Rede, in Wirklichkeit rechnen Experten mit mehr als dem Doppelten.
Die Inflationsrate unterliegt starken Schwankungen. Für 2012 und 2013 wird mit rund 3% jährlicher Preissteigerung gerechnet.
Chinas Handelsbilanzüberschuss stieg im Oktober den zweiten Monat in Folge deutlich an. Das bestärkt die Zuversicht in die wieder erstarkende chinesische Wirtschaft. Die Exporte wuchsen im Oktober um 11,6% gegenüber dem Vorjahresmonat, im September waren es plus 9,9%. Während die Importe im September und Oktober noch deutlich hinterher liefen, stiegen sie im November kräftiger an als die Exporte.
Nachtrag:
(12.12.12) Hierzu passt der folgende Chart. Der Shanghai Composite Index testet gegenwärtig seinen seit zwei Jahren etablierten Abwärtskanal.
(14.12.12) Der PMI-Index (Flash) für China ist im Dezember auf 50,9 gestiegen nach 50,5 im November. Das ist ein 14-Monats-Hoch und bestätigt nach Auffassung Hongbin Qu, Chief Economist bei HSBC, dass Chinas Wachstumserholung Fahrt aufnimmt. Allerdings sei der Fall der Exportaufträge ein Hinweis auf aus dem Ausland kommenden Gegenwind. Daher ruft er Peking auf, weiterhin konjunkturunterstützend zu agieren, sprich weitere geldpolitische Lockerungsübungen zu veranstalten.
(Chart von Markit)
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