Die US-Arbeitsmarktdaten für Oktober kamen stärker herein als erwartet. Gleichzeitig wurde die Zahl der neu geschaffenen Stellen für August und September aufwärts revidiert.
John Williams von shadostats merkt dazu an: „Der jüngste Arbeitsmarktbericht ist schlicht nicht konsistent mit den veröffentlichten früheren Zahlen.“ Er vermutet Änderungen der saisonalen Anpassung, die nicht ausreichend dokumentiert wurden. „Benutzt man die jährlichen Änderungen der saisonal nicht angepassten Zeitreihe, würde eine Zunahme der Jobs im Oktober von 117.000 herauskommen statt 171.000, wie gemeldet.“ Andere Beobachter weisen auf Divergenzen zu anderen Beschäftigungsindices und Beschäftigungskomponenten anderer Makrodaten hin.
Auch mit den offiziellen, möglicherweise im Lichte des Präsidentschaftswahlkampfs aufpolierten Zahlen bleibt die Entwicklung des Arbeitsmarktes anemisch. Der Chart zeigt nach wie vor eine geringe, längerfristige Steigerungsrate, erkennbar an dem geringen Abstand der Zeitreihe von den blauen Referenzlinien jeweils gleicher Steigung im großen Chart und daran, dass die jährlichen Zuwachsraten weiter unter einer seit 1995 sinkenden Linie bleiben.
Zerohedge bringt noch einen anderen Aspekt ins Spiel: „America's Geriatric Work F(a)rce". Der folgende Chart zeigt, dass seit Obamas Krönung im Januar 2009 die Gruppe der 55- bis 69-jährigen fast vier Millionen Jobs neu bekommen haben, während alle anderen Altergruppen über 2,5 Millionen Jobs abgeben mussten. Macht netto einen Zuwachs von gut 1,4 Millionen – in fast vier Jahren.
Die jüngsten Arbeitsmarktdaten dürften Obama bei der anstehenden Präsidentschaftswahl unterstützen, heißt es. Das aber scheint für die „Märkte“ nicht gut zu sein, weil Obama es schwerer haben könnte mit einem zwischen Republikanern und Demokraten gespaltenen Kongress hinsichtlich der „fiscal cliff“ umzugehen.
Das dürfte ein Grund gewesen sein, warum die US-Aktienmärkte nach Verkündung der Arbeitsmarktdaten nur kurz "feierten", bevor sie im Minus endeten. Zum anderen gab es sogleich Befürchtungen, die Fed könnte bei einem sich nun anscheinend nachhaltiger verbessernden Arbeitsmarkt bis 2015 keine weiteren geldpolitischen Lockerungsübungen mehr veranstalten. Wo man sich doch so daran gewöhnt hat…
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