Makrodaten zeigen Tempoverlust

Gestern früh brachen die europäischen Aktienkurse auf breiter Front ein. Als Anlass wurde die Veröffentlichung von schwachen Fertigungsdaten aus China und Europa angegeben.

Der Abwärtstrend der Privatwirtschaft der Eurozone hat sich im März nochmals leicht beschleunigt. Der Markit Flash Eurozone Composite Index Produktion ist im Monatsvergleich um 0,6 auf 48,7 Punkte gesunken. Damit liegt er den zweiten Monat in Folge unter 50, wo er auch zum sechsten Mal innerhalb der letzten sieben Monate notiert.

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Mit zwei Quartalen rückläufigen Wachstums hintereinander steckt die Eurozone damit in einer technischen Rezession.

Lediglich Deutschland kam noch auf ein geringfügiges Wirtschaftswachstum, der Markit Flash Deutschland Composite Index Produktion sank aber auch auf ein drei-Monatstief, und zwar gegenüber Februar um 1,8 Punkte auf 51,4 Punkte. Der Index hält sich den vierten Monat in Folge über der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird.

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Was die Einkaufspreise in der Eurozone insgesamt angeht, so wird nach der Erhebung von Markit ein Kostenauftrieb auf ein neun-Monatshoch gemeldet. Bei den Verkaufspreisen hingegen kommt es zum vierten leichten Rückgang in Folge.

Der „Flash China Manufacturing PMI“ sinkt auf 48,1 nach 49,6 im Februar – ein vier-Monats-Tief. Die Kontraktion beschleunigt sich, der Trend des Outputs wechselt in die Abwärtsrichtung. Zum Thema "harte oder weiche Landung" in China: "China: Kein Fest, das nicht zu Ende geht".

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Selbst im neuen Musterland der Konjunktur, den USA, zeigen sich Risse im Wachstumsbild. Zuletzt war z.B. gemeldet worden, dass der Produktionsindex im Februar wider Erwarten nicht weiter gestiegen ist.

Die Markit-Zahlen belegen klar die schwachen Perspektiven der Wirtschaft der Eurozone. Das Wachstum ebbt ab, aber Europa bräuchte genau das, um sich aus der Schuldenfalle herauszuarbeiten. Auch die Stütze des europäischen Wachstums, Deutschland, verliert weiter an Schwung. Und China, die Lokomotive der Weltwirtschaft, meldet nach Produktionsindex andauernde Kontraktion.

Ein Ende der europäischen Schuldenkrise ist da eher unwahrscheinlich, zumal das Draghi-Doping den Weg in die Realwirtschaft erst noch nehmen müsste. Selbst unter normalen, nicht-Krisen Umständen ist die Bereitschaft der Banken, ihre Kredite auszuweiten, in einer Situation einer sich gerade abzeichnenden Rezession gering – erst recht aber in der aktuellen, weiter von Finanzkrise und Überverschuldung geprägten Lage.

Äußerst spannend dürfte sein, was die "Märkte" aus dieser vorhersehbaren Makro-Enttäuschung machen: Sieht die Seitenlinie eine Gelegenheit zum Einstieg? Wird zumindest bis zum Quartalsende die Kursfahne noch hoch gehalten? Ich würde die zweite Frage mit "ja" beantworten. Ob allerdings übergeordnet aktuell mehr drin ist als ein Retest der zuletzt erreichten Hochs, erscheint mir zweifelhaft.

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