S&P 500 – "goldener Oktober"?

Der S&P 500 verlor in der zurückliegenden Woche noch etwas weiter. Sicher spielte das Quartalsende dabei eine Rolle, weil die großen Akteure umschichten, um ihre Fonds und andere Vehikel gut aussehen zu lassen. Der Index kam am Freitag auch deswegen nicht vom Fleck, weil die von der Fed beachtete PCE-Kernpreis-Inflation zwar unter 4% rutschte, aber im Monatsvergleich weiter anstieg.

S&P 500 und NDX zeigten den größtem Monatsverlust in 2023. Der Dow war im Wochenverlauf besonders schwach, NDX und Nasdaq Composite zeigten sich gut behauptet. Gold und Silber konnten sich nicht länger gegen steigende Renditen behauptetn und verloren auf Wochensicht deutlich. Die Ölpreise entwickelten sich uneinheitlich, Brent verlor, WTI legte zu. Auch der CRB-Rohstoffindex lief die zweite Woche in Folge schwächer.

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Die US-Renditen zeigten ein unterschiedliches Bild, die der 10yr-TNotes stieg weiter an auf einem Niveau wie seit 16 Jahren nicht. Die Rendite der 2yr-TNotes hingegen gab ab, wie auch die der 13wk-TBills. Der Dollar bleibt die elfte Woche in Folge fest, das drückt Euro/Dollar weiter und stützt das Währungspaar Dollar/Yen. Das steht jetzt knapp an der Schwelle von 150, wo viele Beobachter ein Einschreiten der BoJ erwarten.

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Unter der Oberfläche großer Aktien-Indices: Der KBW-Index regionaler Banken steigt auf Wochensicht um 1,5%. Der „Globalisierungsindikator“, der Dow Jones Transport Index, knapp behauptet. Der „Technologieindikator“, der Halbleiterindex SOX, dreht und steigt um 2,1%.

Das „Puzzle“ der Einzeldaten zusammengefügt: Der Spread der Rendite der 2yr-TNotes zur eff Fed Funds Rate wird wieder stärker negativ, der Spread am kurzen Ende des Zinsspektrums nähert sich von unten der Nulllinie an, das gilt auch für den am langen Ende. Beim Spread über alle Laufzeiten hält die posotive Tendenz an. Offenbar wird nun darauf gesetzt, dass der Zinsauftrieb zunächst ausläuft.

Der Abverkauf bei Aktien betraf v.a. den Dow. Die in der Vorwoche gerissene Abwärtslücke bleibt bestehen, die großen US-Indices notieren unter ihren EMA50-Linien. Der DAX mit einem Wochenverlust von 1,1% hat am zurückliegenden Freitag eine Aufwärtslücke gerissen. Das zog Anschlusskäufe nach sich, die im späteren Handelsverlauf wieder glatt gestellt wurden. Hier ist erhebliche Unsicherheit im Markt.

Die großen Akteure bei Aktien scheinen sich allmählich darauf einzustellen, dass die Leitzinsen in den USA länger höher bleiben. James Dimon, CEO und Chairman von JPMorgan Chase & Co, sagte vor einigen Tagen, das auch ein Leitzins von 7% nicht aus der Welt ist. Das kam gar nicht gut an. Vielleicht wollte er günstig nachkaufen…

Der PCE-Kernpreis-Indikator (PCEPILFE) ist im August mit 3,9% zwar erstmamls wieder unter die Marke von vier Prozent gerutscht, steigt aber im Monatsvergleich weiter an. Der Indikator wird von der Fed besonders beachtet. Der die Preise für Lebensmittel und Energie ausschließende CPI-Kernpreisindex zeigt an, wie sich die reale Kaufkraft der Konsumenten nach (lebens-)notwendigen Ausgaben entwickelt. Zudem spiegelt er wider, wie weit ein Inflationsimpuls durch die Wirtschaft gelaufen ist. Die Überlegungen spiegeln sich im folgenden Chart wider, der so generierte „effective CPI“ (gelb, auch im kleinen Chart) steigt seit Juli wieder an.

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Die Kernpreisinflation liegt seit März über der Inflation des Headline-CPI. Das bedeutet, dass das reale Konsumpotenzial ex Lebensmittel und Energie abnimmt. Zudem steigt die Headline-Inflation seit Juli wieder an. Dies alles zeigt, dass das Inflationsthema noch nicht ausgestanden ist.

Die US-Makrolage zeigt sich wenig verändert. Die finanziellen Bedingungen (weißer Punkt im folgenden Chart) haben sich im August in der kurzfristigen Tendenz verbessert. Bei den Fundamental-Indikatoren (Blauer Punkt) und denen für die Stimmung (grün) bleibt es bei einer positiven Tendenz, aber ein längerfristiger Trend zeichnet sich nicht ab. Die Rezessionswahrscheinlich kommt aus dieser Sicht auf ein (von drei).

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Die Rendite der 10yr-TNotes hat im Wochenchart die obere Grenze eines Aufwärtskanals aus Mai erreicht. Ein Überschießen hatte keinen Bestand. Jetzt dürfte es zu einem Test der Kanal-Unterseite kommen. Hier entscheidet es sich, ob der Abverkauf von Anleihen vorerst sein Ende findet. Kommt es dazu, dann dürfte sich Erleichterung breit machen nicht nur hinsichtlich der Zinsthematik, sondern v.a. auch hinsichtlich der stark gesunkenen Buchwerte solcher Papiere in den Bilanzen von Banken, Versicherungen usw.

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Der S&P 500 hat am zurückliegenden Freitag bei 4288,05 geschlossen. Er hatte im Laufe der Woche seine EMA200 getestet (4265, waagerecht), ist aber bei dem Versuch gescheitert, sich über dem eminent wichtigen Pegel bei 4300 festzustzen (siehe hier!).

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Die Marktindikatoren geben noch keine Entwarnung. Die Volumenverteilung ist vor einigen Tagen in Distribution gekippt, die Marktbreite ist nicht bullisch. Der TQUAL-Indikator (Auswertung der viel beachteten Stochastik, RSI und MACD bei verschiedenen großen Aktienindices) hatte Mitte September an der Grenze zum sehr bärischen Bereich gedreht. Aktuell lässt eine bärische Tendenz erwarten, dass der Boden nochmals getestet wird.

Die fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis sehen weiter abnehmende bullische Merkmale, bärische nehmen zu. Allerdings ist hier mittlerweile eine bärische Übertreibung auszumachen, bullische Merkmale sind kaum noch existent. Daher sollte von hier aus damit zu rechnen sein, dass die Bullen bald wieder das Heft in die Hand bekommen.

Die Volatilität bei Aktien sollte zuächst anhalten. Die Chance für eine Wiederaufnahme bullischer Stärke hat sich verbesert. Die technische Lage bleibt noch fragil, ein erneuter Test der EMA200 im S&P 500 ist nicht auszuschließen. Entscheidend ist auch, dass der Index die Abwärtslinie aus Ende Juli respektiert und es zügig schafft, sich über 4300 festzusetzen.

Auf der Oberseite ist von Bedeutung, dass das vor sieben Handelstagen gerissene Gap-down geschlossen wird. Das fällt in etwa zusammen mit der EMA50. An der Unterseite: Fällt die EMA200, wäre die nächste Etappe 4150/4160 und darunter das 62er Retracement bei 4115. Der strategische Vorteil läge dann bei den Bären.

Vielleicht wird es ein „goldener Oktober“ für die Bullen.

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