S&P trifft auf SMA200

Die Fed hat den Jahresauftakt vermasselt, das hatte ich vor einigen Tagen schon geschrieben. Und seitdem ging es abgesehen von einem kleinen Hüpfer im S&P 500 nur bergab. Er schloss am Freitag 8,3% unter seinem ATH vom ersten Handelstag in 2022.

Den Nasdaq hat es schlimmer erwischt, er bewegt sich seit einigen Tagen schon im Korrektur-Terrain (mehr als 10% unter seinem ATH). Aktuell liegt er 14,2% unter seinem ATH. Der NDX bringt es auf –8,7%, der Dow auf -8,3%.

In einer Gleichgewichtsbetrachtung zwischen S&P 500 und der Referenz-Rendite der 10yr-TNotes trägt der S&P 500 bisher die Anpassungslast alleine. Der Gleichgewichtskurs des S&P 500 liegt jetzt bei rund 4100. Das wäre nach dieser Betrachtung in etwa das Ziel der laufenden Abwärtsbewegung. Wobei es dabei nicht bleiben muss, weil die Aktien-Akteure gewöhnlich „himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübe“ agieren. Ein Unterschwinger bis in den Bereich 3400 (aus Mitte August, bzw. Anfang November 2020) ist dann ohne weiteres möglich.

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Die Rendite zeigt bisher noch wenig Ambition, „mitzuspielen“. Sie ist allerdings per zurückliegenden Freitag an den wichtigen Pegel von 1,75% zurückgekehrt. Gemäß zyklischer Prognose der TimePatternAnalysis ist weiteres Abwärtspotenzial gegeben. Das würde das faire KGV wieder in die Höhe treiben. Wenn das aber keine nachhaltig unterstützende Funktion für den Verlauf des S&P 500 mehr hat, sollte man schreiend davon rennen.

Auch für die Rohstoffpreise, sowie für Öl gilt, dass eine weitere Abwärtsbewegung wahrscheinlich ist. Der Sub-Index der Preise im ISM-Index ist im Dezember um 14,2 auf 68,2 gefallen. Der US-PPI (PPIACO – Rohstoffpreise) steht per Dezember 2021 zwar 20,2% höher als vor einem Jahr und ist damit so stark gestiegen wie seit November 1974 nicht, aber auch hier dürfte zunächst die Luft raus sein. Trotzdem bleibt die Unsicherheit, was die Spannungen in den Lieferketten angeht.

Mit anderen Worten: Aktuell scheint sich der Preisauftrieb zu verlangsamen. Wichtig wird sein, wie die Fed auf ihrer FOMC-Sitzung am kommenden Mittwoch dies umsetzt. Wenn sie „unerschrocken“ weiter vorangeht mit der monetären Verknappung, könnte das die laufende Abwärtsbewegung bei Aktien beschleunigen. Per Entwicklung der Rendite der 2yr-TNotes scheinen die Akteure an den Finanzmärkten momentan keine weiter verschärfte Gangart zu erwarten.

Im großen Bild sollte man die Wortmeldung von Jeremy Grantham, Gründer des GMO-Fonds, ernst nehmen: „"Alle 2-Sigma-Aktienblasen in den Industrieländern sind wieder zum Trend zurückgekehrt. Doch bevor dies geschah, entwickelten sich einige wenige zu Superblasen von 3-Sigma oder mehr: in den USA 1929 und 2000 und in Japan 1989. In den USA gab es 2006 und in Japan 1989 ebenfalls eine Superblase am Immobilienmarkt. Alle fünf dieser Superblasen korrigierten sich wieder auf den Trend zurück, wobei der Schmerz viel größer und länger war als im Durchschnitt. Heute befinden wir uns in den USA in der vierten Superblase der letzten hundert Jahre."

Der S&P 500 notiert jetzt 2 Sigma über seinem exponentiellen Trend (seit 1871). Wie Grantham feststellt, wollen die Anleger nicht wahrhaben, dass eine Korrektur zur Umkehrung der massiven Übertreibung um 40-50% auf rund 2500 sehr wahrscheinlich ist. Alles, was es dazu braucht, ist der richtige Katalysator, der bisher noch nicht eingetreten ist.

Grantham hat vor einem Jahr schon einmal eine ähnliche Warnung losgelassen, war sich damals aber nicht ganz so sicher wie bei der Tech-Blase im Jahr 2000, bei der Japan-Blase oder bei der Immobilienblase im Jahr 2007. „Heute halte ich es für fast sicher," sagte er jetzt. Die Anzeichen, auf die Grantham achtet, sind kein Geheimnis: Das erste Anzeichen dafür, dass das Platzen der Superblase begonnen hat, kam im vergangenen Februar, als Dutzende der spekulativsten Aktien zu fallen begannen. Ein Stellvertreter, der ARK Innovation ETF von Cathie Wood, ist seitdem um 52% gefallen. Der Russell 2000, ein Index für mittelgroße Aktien, der in der Regel in einem Bullenmarkt besser abschneidet, blieb 2021 hinter dem S&P 500 zurück. In der Tat sind viele der Bubble Baskets, die stellvertretend für die Liquidität der Zentralbanken stehen, im vergangenen Jahr mit einigen wenigen Ausnahmen stark gesunken.

„Die Checkliste für eine Superblase, die ihre Phasen durchläuft, ist nun vollständig, und der wilde Tumult kann jederzeit beginnen", schreibt Grantham „Wenn der Pessimismus an die Märkte zurückkehrt, stehen wir vor dem größten potenziellen Vermögensverlust in der Geschichte der USA.“ Das Problem sei, dass Crashs erst langsam beginnen und sich dann überschlagen. Erst im Nachhinein werde der Katalysator offensichtlich, so Grantham.

Ich stimme Grantham insoweit zu. Allerdings macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, einen exponentiellen Trend über mehr als 100 Jahre als Referenz zu nehmen. Für mich liegt es näher, sich die Zeit seit März 2009 anzusehen. Der lineare Trend seitdem notiert aktuell bei ~3725, also 1075 unter dem ATH des S&P 500. Nimmt man als Ziel einer Korrektur den vollständigen Abbau der Übertreibung samt eines symetrischen Unterschwingers an, wäre als Ziel einer Korrektur etwa 2650 zu nennen.

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Der S&P 500 hat am Freitag an seiner EMA200 geschlossen. Knapp darunter liegt eine sekundäre Unterstützung. Bei ungefähr 4300 verläuft die EMA250 und ein bedeutender Support. Was das Korrekturthema angeht, so wäre das 62er-Retracement zu beachten, das bei knapp 3200 liegt. Der Bereich von 3000 wäre nach all den hier angestellten Überlegungen ein übergeordnetes plausibles Korrekturszenario (Chartquelle).

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Das kurzfristige Bild (obiger Chart, kleines Bild) zeigt einen für die zurückliegenden Tage einen sich beschleunigenden Absturz – kein gutes Omen. Es wird viel davon abhängen, was die Fed am kommenden Mittwoch verlautbart.

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