Es kam wie von vielen Seiten erwartet – die Wahl zum US-Präsidenten erbrachte bis jetzt kein eindeutiges Ergebnis. Amtsinhaber Trump hat sich vorschnell zum Sieger ausgerufen und will gerichtlich durchsetzen, dass die Auszählung der Briefwahlstimmen abgebrochen wird. Bei den gleichzeitig erfolgten Wahlen zum Kongress dürfte es beim Status quo bleiben – die Republikaner haben im Senat die Mehrheit, die Demokraten im Repräsentantenhaus.
Die Aktienmärkte sind sehr fest in die Wahl hineingegangen und stehen weiterhin sehr stark da. Die Ölpreise hatten zum Wochenschluss ein Tief markiert und steigen seitdem deutlich an. Die Renditen bekamen gestern einen Schwächeanfall, am Montag und Dienstag dieser Woche zeigten sie sich richtungslos. Der Dollar zeigt markante Schwäche. Die Preise von Gold und Silber zeigen Stärke, nachdem sie zum Wochenschluss noch unter Druck gekommen waren.
Die Kurse der bekannten großen Tech-Gruppe (FAANG & Co) lieferten vor dem Wahltermin zunächst eine relativ schlechtere Performance, zeigen sich aber aktuell besonders stark. Vor dem Wahltermin entwickelten sich Wachstumswerte schlechter als ihr Gegenstück, die Value-Aktien. Jetzt scheint sich deren Verhältnis wieder umzukehren. Das wird allgemein als Indiz für eine gewisse Risiko-Orientierung gesehen.
Was lässt sich aus all dem ableiten?
Die Finanzmärkte sind mit dem Ausgang der Wahl zufrieden. Entscheidend ist offenbar, dass die Patt-Situation im Kongress weiter besteht. Das bedeutet insgesamt, dass große, möglicherweise umwälzende Gesetzesvorlagen kaum eine Chance haben. Sie werden (wie bisher) so lange zerredet, bis nicht mehr viel davon übrig bleibt. Das gilt auch im Hinblick auf die großen Tech-Konzerne, hier ist nun weiterhin kaum zu erwarten, dass es zu größeren Regulierungen kommt. Angesichts des Patt im Kongress spielt es eine untergeordnete Rolle, wie der nächste Präsident heißt.
Die unklare Situation hinsichtlich der Wahl des Präsidenten mit wahrscheinlich lang anhaltenden (juristischen) Querelen macht es unwahrscheinlich, dass es rasch zu einem weiteren staatlichen Konjunkturprogramm zur Linderung der Folgen der „Anti-Corona“-Maßnahmen kommt. Damit richtet sich der Fokus auf die Fed. Man erwartet wohl, dass sie jetzt mit einem neuen Liquiditätsprogramm in die Bresche springt.
Die perfekte Mixtur: Ein politisches Patt unter irgendeinem US-Präsidenten und die Aussicht auf weiteren Geldsegen, sprich Treibstoff für Kurse und Preise von Assets.
Heute Abend ist eine Pressekonferenz des Fed-Chefs anberaumt. Zuvor tagt das FOMC-Komitee.
Nachtrag:
(10.11.20) Noch steht der neue Präsident nicht fest, wie hier erläutert wird. Und um die Unsicherheit perfekt zu machen: Die Sitzverteilung im Senat könnte sich noch zugunsten der Demokraten verschieben, im Januar wird es Stichwahlen für einige Senatoren-Sitze geben.
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