Den französischen Staatspräsidenten Macron kannte vor einigen Jahren kaum jemand. Ihm gelang ein komentenhafter Aufstieg quasi aus dem politischen Nichts.
Dies war seiner Fähigkeit zuzuschreiben, die Leute mitzureißen, er ist eloquent, ein Demagoge. Er entwarf Visionen, die Franzosen ließen sich von ihnen begeistern. Er gewann schließlich die Stichwahl zum Staatspräsidenten gegen die Rechtsnationale Marine Le Pen. Das Ergebnis war nicht sehr solide, wenn man die hohe Anzahl derjenigen einbezieht, die nicht zur Stichwahl gingen.
Macron war angetreten, im Falle seiner Wahl eine neue Epoche jenseits der alten Rechts-Links-Fronten einzuleiten. Das entsprach dem Wunsch vieler Franzosen.
Einmal Staatspräsident hielt er prophetische Reden zu Thema Europa, die ihm besonders jenseits Frankreichs Grenzen den Ruf eines Heilsbringers einbrachten. Man fühlte sich an Obama erinnert, der auch außerhalb seines Landes besonders viel Sympathie verbuchen konnte.
Die ersten von Macron angekündigten Reformen im Arbeitsmarkt konnte er durchziehen. Doch dann senkte er die Vermögenssteuer auf Immobilien. Und kümmerte sich ansonsten besonders um die Außenpolitik. Verbale Ausrutscher verrieten zunehmende Geringschätzung der einfachen Leute und ihrer Belange. Schließlich verkündete er eine Erhöhung der Benzinsteuer.
Das brachte das Fass zum Überlaufen. Die Bewegung der „Gelbwesten“ entstand und zwang die Regierung schließlich zu einer Kehrtwende und zu verspäteten Wahlgeschenken im Gesamtwert von rund zehn Mrd. Euro.
Der Visionär Macron ist auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Es ist klar geworden, dass er im Interesse seiner Kaste, der französischen Oberschicht, handelt. Blumige Reden aus seinem Mund werden ab sofort nicht mehr zählen. Er hat den Ruf eines Erneuerers weitgehend eingebüßt. Auch seine eigene Partei steht nicht mehr geschlossen hinter ihm. Er hat die Reform der unterschiedlichen Rentensysteme noch vor sich, von ihnen profitieren viele Franzosen. Auch das populärere Vorhaben, die Reduktion der Zahl der Abgeordneten in der Nationalversammlung, musste bereits mehrfach verschoben werden.
Aber auch in Europa eckt er an. Die deutsche Regierung zeigt sich von seinen Reformplänen hinsichtlich der EU wenig begeistert. Und Italien, von Macron einst als Bündnispartner auserkoren, zeigt wenig Ambitionen, seinen Vorschlägen zu folgen.
Man darf gespannt sein, ob es Macron gelingt, verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Er wäre nicht der erste Demagoge, der hart landet, weil er zu früh durchblicken lässt, in wessen Interesse er tatsächlich handelt.
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