S&P 500 – weiterer Schwung?

Der S&P 500 ist in der zurückliegenden Woche um 1,5% angestiegen. Geholfen hat dabei die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten für Juni und die Tatsache, dass am 6. Juli die Welt nicht untergegangen ist. An diesem Datum, dem zurückliegenden Freitag, traten neue US-Strafzölle im Handel mit der VR China in Kraft.

Möglicherweise ist dieses Thema jetzt zunächst einmal „ausgelutscht“, vielleicht knüpfen einige Akteure auch Hoffnung an das Gerücht, im Handel zwischen den EU und den USA könnten die Zölle für Kraftfahrzeuge vollständig fallen. Vielleicht ist da etwas dran, vielleicht macht auch China demnächst ein paar Zugeständnisse in den laufenden Auseinandersetzungen um Kapital-Zugang und Schutz von intelektuellem Eigentum. Gerüchte werden gerne gekauft…

Im Hintergrund steht die Drohung von Trump, eine Ausweitung der Strafzölle auf chinesische Importe in die USA im Volumen von 500 Mrd. Dollar vorzunehmen. Die jetzt erfolgte erste Runde von Strafzöllen betrifft gerade einmal zwei Prozent der chinesischen Importe. Selbst wenn jedes in die USA importierte chinesische Produkt mit einem Strafzoll von 25% belegt würde, würde das das Wachstum der chinesischen Wirtschaft um lediglich rund 0,5% dämpfen, haben Analysten von JPMorgan vorgerechnet. Die längerfristigen strukturellen Konsequenzen stehen aber auf einem völlig anderen Blatt, Reduzierung oder Verschiebung von Investitionen in beiden Ländern könnten folgen und könnten eine erheblich größere Belastung bringen. In China wurden schon erste kleine geldpolitische Schritte unternommen, um Folgen abzufedern.

Der S&P 500 notiert knapp unter einer Abwärtslinie vom ATH aus Ende Januar. Er hatte in den zurückliegenden Tagen seine EMA50 knapp unterboten und Support an einer langfristigen Aufwärtslinie gefunden. Die EMA50 konnte am zurückliegenden Freitag wieder klar überwunden werden – Rückenwind gab es dabei vom Technologiebereich, von dem angenommen wird, dass er im Zusammenhang mit dem Handelstreit besser dasteht als die „old economy“ (Chartquelle).

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Die kommenden Tage müssen zeigen, ob der S&P 500 die Kraft hat (besser die großen Akteure das Zutrauen), die Abwärtslinie vom ATH aus und den Widerstandspegel bei rund 2796 zu überwinden. Der Rückenwind von den jüngsten US-Arbeitsmarktdaten wird dazu alleine nicht reichen. Die Berichtssaison für das zweite Quartal läuft an, im Vorfeld wurden die Erwartungen schon einmal etwas zurückgenommen. Enttäuschungen bei einzelnen Unternehmensergebnisse werden sicher schnell dem Handelsstreit zugeschrieben, die Wirkung wäre dann nicht auf das einzelne Unternehmen beschränkt. Das gilt umso mehr, als dass das KGV nach Shiller-CAPE bei 32,8 steht und zeigt damit eine im historischen Vergleich hohe Bewertung an.

Trotz des eher widrigen Rahmens sieht es vom technischen Hintergrund so aus, als ob die Aktienbullen zunächst die besseren Karten haben. Der VIX bestätigt die Aufwärtsbewegung des S&P 500 der zurückliegenden Tage. Der „Angstmesser“ notiert jetzt wieder unter seiner EMA50, was eine erhöhte Wahrscheinlichkeit anzeigt, dass es weiter abwärts gehen dürfte. Die Stochastik unterstützt das und der MACD steht kurz vor einem Verkaufssignal. Der VIX kann als Reaktanz-Indikator interpretiert werden, sinkende Notierungen legen eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen ungünstige Nachrichten nahe.

Die Auswertung der Volumenverteilung an der NYSE zeigt deutlich überdehnte Distribution, worauf in der Regel Akkumulation mit bullischem Einfluss auf die Kurse folgt, und auch die fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis legen nahe, dass es zunächst wieder zu einer expansiven Episode an den Finanzmärkten kommt.

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