Der S&P 500 konnte in der zurückliegenden Woche 2,4% zulegen. Was wichtiger ist – er überstieg am Mittwoch die EMA50 und die Abwärtslinie vom ATH aus Ende Januar.
Die Abwärtslinie war zuvor Mitte März und Mitte April vergeblich attackiert worden. Die Überwindung ist in jedem Fall ein klares Zeichen dafür, dass die Bullen noch nicht tot sind. Aber – jetzt steht der Index an der Unterseite des seit der Wahl von Trump zum US-Präsidenten etablierten Aufwärtskanals aus November 2016. Der ist im folgenden Chart (Chartquelle) dunkelgrün markiert.
Wenn sich der S&P 500 oberhalb der Abwärtslinie halten kann, ist das früher hier dargestellte Szenario eines Abwärtsdreiecks hinfällig. Wenn…
Es gibt ein paar gute Gründe, davon auszugehen, dass den Bullen zunächst einmal rasch die Puste ausgeht. So ist die Verteilung der auf steigende und fallende Aktien Volumina zum Wochenende in Distribution gekippt, was besagt, dass der auf sinkende Aktien entfallende Anteil steigt. Das bedeutet nicht zwingend schon fallende Kurse, aber die Wirkung der Schwerkraft nimmt zu.
Bestätigt wird das durch die schlechter werdende Marktbreite nach TRIN, der die Anzahl steigender und fallender Aktien ins Verhältnis zu den jeweils darauf entfallenden Volumina setzt. Gleichzeitig zeigt die Auswertung des Put/Call-Verhältnisses an der CBOE nur eine sehr geringe bullische Ausrichtung. Das kann man üblicherweise als Hinweis auf eine entsprechend wenig optimistische Ausrichtung großer Investoren nehmen. Zudem befindet sich der VIX in einem nach Stochastik auf Tagesbasis deutlich überverkauften Zustand.
Stellt man, wie im folgenden Chart den Kursverlauf des S&P 500 und die invertierte Rendite der 10yr-TNotes gegenüber (als „Proxy“ für die entsprechenden Anleihekurse), dann spricht die „Waage“ zwischen beiden (die türkise Linie) noch mit einer leichten positiven Steigung für Aktien. Die Rendite liegt nicht weit unter der Marke von 3%, am 25. April wurde intraday ein Hoch bei 3,024% markiert. Sollte ihr der Ausbruch darüber nachhaltig gelingen, wendet sich das Bild sehr schnell.
In der zurückliegenden Woche wurden Inflationsdaten für April gemeldet, die etwas unter den Erwartungen hereinkamen. Das gab einerseits den Bullen Rückenwind, weil damit die Sorgen vor einer härteren Gangart der Fed bei den Zinsen etwas nachließen und drückte andererseits die Rendite der TNotes etwas. Die ist aber technisch auf Wochensicht überkauft – mit einer unmittelbar bevorstehenden, erfolgversprechenden Attacke auf den Pegel von 3% würde ich daher ohnehin nicht rechnen. Das gibt den Bullen noch etwas Spielraum.
Erste Hinweise zeigen, dass das US-BIP im zweiten Quartal deutlich stärker ausfallen dürfte als im ersten. Da sich auch die Breakeven-Inflationserwartungen im Bereich von mehr-Jahres-Hochs bewegen, ist es kein Wunder, dass die implizite Wahrscheinlichkeit für einen nächsten Zinsschritt der Fed am 13. Juni bei 100% gesehen wird.
Alles in allem scheint sich die Sache im S&P 500 zunächst so zu entwickeln – er schleicht sich aus dem Abwärtsdreieck heraus und läuft in einer Seitwärtsbewegung, deren Grenze unten bei rund 2670 und oben bei 2800 liegen könnte (siehe Markierung ersten Chart).
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