Gestern gab es das heiß erwartete Fernseh-Duell zwischen Merkel und Schulz. Natürlich sind beide nach eigener Einschätzung als Sieger daraus hervorgegangen, obwohl es bei einem richtigen Duell nur einen geben kann. Und der Unterlegene ist danach meistens tot.
Glaubt man einer Grafik in der FAZ, so antworteten Zuschauer zu Beginn der Veranstaltung auf die Frage, wen sie überzeugender finden, 22% pro Schulz und 52% pro Merkel. Am Ende waren es 29% pro Schulz und 55% pro Merkel. Die Unentschlossenen haben sich damit eher Schulz zugewandt.
Ich habe mich am Ende der Fernseh-Übertragung gefragt, warum die beiden nicht in einer Partei sind. Die Unterschiede bei den vorher verabredeten Themen Migrationspolitik, Außenpolitik, soziale Gerechtigkeit und innere Sicherheit waren so marginal, dass man schon eine Lupe brauchte. Themen wie z.B. Bildungspolitik und Umweltschutz kamen bestenfalls indirekt und dann völlig unterbelichtet zur Sprache.
Die FAZ schreibt, „(s)eit Merkel regiert, kommen nicht Holzhammer oder Säbel in der Auseinandersetzung gut an. Florett ist gefragt.“ Florett? Eher Stecknadeln. Richtig offensiv wurde Schulz dann doch, als er gefragt wird, ob Merkels Politikstil dem Land und der Demokratie schade. Er antwortete, unter Merkel sei die kontroverse Debatte untergegangen. Es fehle das Salz in der Suppe. Und als ob er sich über sich selbst und die eigene Forschheit erschrocken hat, fügte er an, in dieser Schärfe werde er das aber nicht noch einmal sagen.
Die zweite Sternstunde des Herausforderers war, als er Merkel darauf festnagelte, mit ihr werde es keine Verlängerung der Lebensarbeitszeit über 67 hinaus geben. Und dann fragte, ob es da genauso gehe mit der Maut, bei der Merkel ja auch vor der vorherigen Bundestagswahl versichert hatte, dass es die mit ihr nicht geben werde. Großartig!
Es lohnt sich nicht, sich mit den kleinen Unterschieden zwischen den beiden Duellanten zu befassen. Auffallend die Einigkeit hinsichtlich „Diesel-Affäre“. Klar, jetzt kommt keiner mehr darum herum, den Managern der Automobilindustrie ein paar böse Worte zuzurufen ob des Lugs und Betrugs in Zusammenhang mit Abgaswerten. Für mich hört sich das an wie ein Konjunkturprogramm – wrackt Eure Diesel ab (die vor Jahren noch als saubere Alternative galten) und kauft Benziner. Und in ein paar Jahren geschieht mit denen das gleiche wie jetzt mit den Dieseln?
Die ganze Verlogenheit dieser Geschichte offenbart sich für mich darin, dass im Büro 20 mal mehr Stickstoffdioxid erlaubt ist als auf der Straße (siehe z.B. hier!). Im Büro sitzt man acht Sunden, wer sich acht Sunden an die Straße setzt, ist selbst schuld; die Konzentration nimmt mit Entfernung von der Straße rasch ab. (Ist jetzt der MAK-Wert für das Büro zu hoch oder der für die Straße zu niedrig?)
Hier geschieht das gleiche wie mit dem Atomausstieg – die Bürger sollen die Zeche zahlen. Zunächst durch Entwertung der Diesel-Kfz. Das dicke Ende kommt erst noch – wenn es nämlich mit der Elektromobilität Ernst würde, dann gerät die für unsere Wirtschaft wichtigste Branche, die Kfz-Industrie mit all ihren Zulieferern, so in Bedrängnis, dass es mich nicht wundert, wenn wir dann eine Bankenrettung 2.0 erleben, indem die Auto-Industrie mit Milliardenbeträgen gestützt wird. Und wer zahlt das? Siehe Bankenrettung 1.0!
Die sogenannte Politikverdrossenheit wird mit solcher, gestern erneut vorgeführter Alternativlosigkeit immer verständlicher.
Nachtrag:
(7.9.17) Die folgende Graphik zeigt, dass der Index vieler Schadstoffe in der Luft zum Teil deutlich zurückgegangen ist, auch der der Stickoxide (Chartquelle).
Die Ammoniakemission ist seit Mitte der 1990er Jahre hingegen leicht angestiegen, verantwortlich hierfür ist v.a. die intensive Landwirtschaft und die Massentierhaltung. Treffen ammoniakhaltige Gase mit Stickoxiden oder Schwefeloxiden aus Industrie und Verkehr zusammen, bilden sich „sekundäre Feinstaub-Partikel“, die aufgrund ihrer geringen Größe bis in die Lungenbläschen vordringen können. Das erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Allergien, Asthma und Lungenkrebs.
Schreibe einen Kommentar