BIS warnt vor Risiken an den Finanzmärkten

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS/BIZ) warnt vor sich auftürmenden Risiken an den Finanzmärkten. Die sehr niedrigen Zinsen und Renditen bei Festverzinslichen verleite eigentlich eher konservative Großinvestoren wie Pensionsfonds oder Vermögensverwalter zu immer höheren Risiken. Sie stehen teilweise unter dem Druck, garantierte Erträge erwirtschaften zu müssen.

Der neue Chefvolkswirt der „Zentralbank der Zentralbanken“, Hyun Song Shin, sagt: „Aktuell sieht alles zwar sehr gut aus, aber es baut sich möglicherweise ein schmerzhafter und sehr zerstörerischer Umschwung auf.“ Der aktuelle Jahresbericht der BIS spricht davon, dass die begrenzt nachvollziehbare Abkopplung der Marktdynamik von den zugrundeliegenden wirtschaftlichen Entwicklungen weltweit irritiert. Die Erwartung einer noch lange lockeren Geldpolitik treibe Aktienmärkte auf Höchststände, heißt es. Die geringen Kursschwankungen an den Finanzmärkten gelten Shin als Warnsignal, die trügerische Ruhe verdecke, dass einzelne Investoren immense Risiken aufgebaut hätten.

Der Druck auf die Geldpolitik sei hoch, weil die Staaten ihre Haushalte nicht ausreichend sanierten und Reformen zu wünschen übrig ließen. So sei „eine gewisse geldpolitische Lockerung zweifellos notwendig, doch sind seit der Krise überhöhte Forderungen an die Zentralbanken gestellt worden“, schreibt die BIZ. In nahezu allen Industrieländern liegen die Leitzinsen nahe null und die Zentralbanken haben ihre Bilanzen drastisch ausgeweitet. So übersteigen die Bilanzsummen der Zentralbanken mittlerweile die Marke von 20 Bill. Dollar.

„Für die Geldpolitik besteht die Gefahr, dass ihre Maßnahmen mit der Zeit nicht mehr greifen, während ihre Nebenwirkungen rasch zunehmen,“ heißt es in dem Bericht. Die Geldflutung führt zu einer Verzerrung der Asset-Preise und begünstigt Blasenbildungen an den Finanzmärkten. Die BIS sieht die Gefahr, dass die Normalisierung der Geldpolitik zu spät kommt und zu langsam erfolgt.

Die Weltwirtschaft erholt sich zwar, aber das Wachstum bleibt im historischen Vergleich schwach, heißt es weiter. Die Verschuldung des privaten Sektors ist in den Krisenländern immer noch sehr hoch und die Gesamtverschuldung wächst weiter. So kommt die Schuldenquote des privaten und des staatlichen Sektors in den entwickelten Volkswirtschaften mittlerweile auf 275%, in den Emerging Markets liegt sie bei 175%. Zudem befinden sich viele Schwellenländer in der Endphase eines Finanzbooms, was künftig schwächeres Wachstum erwarten lässt. China wird im Bericht als Beispiel gebracht.

Fast sechs Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise müssten drei Schritte unternommen werden, schreibt die BIS. Zum einen sei es dringend erforderlich, vom schuldenfinanzierten Wachstumskurs wegzukommen, der die Dynamik bremst. Zweitens müsse die Normalisierung der Geldpolitik frühzeitig eingeleitet werden. Drittens sei ein verlässliches Finanzsystem erforderlich. Hier sei der Handlungsbedarf insbesondere in Europa weiter groß, um die Banken widerstandsfähiger und ihre Geschäftsmodelle tragfähig zu machen. Der Bankensektor leidet unter seinem hohen Verschuldungsniveau, die Staatsschuldenkrise belastet die Kreditqualität, die wirtschaftliche Stagnation drückt die Erträge. Ein Lichtblick: Vor allem in den USA hätten sich die Gewinne der Banken im vergangenen Jahr wieder deutlich verbessert.

Solche Warnungen der BIS hat es schon früher gegeben. So hatte der frühere Chefvolkswirt der Institution, William White, im August 2005 beim Notenbanker-Treffen in Jackson Hole die Risiken einer überbordenden Kreditexpansion aufgezeigt. Es erging ihm wie dem Rufer in der Wüste – keiner der für die Geldpolitik Verantwortlichen hat reagiert und so kam, was kommen musste – der September 2008.

Der Bericht der BIS enthält eine Fülle interessanten Detail-Materials, mit dem wir uns in weiteren Artikeln beschäftigen.

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