Jeffrey Gundlach sieht schwarz

Jeffrey Gundlach: Vielleicht sind viele unserer Vorstellungen über die Makroökonomie ausschließlich durch sinkende Zinsen geprägt. Aber die Zinssätze fallen nicht mehr. Vielleicht ist also das, was wir sicher zu wissen glauben, gar nicht so.

Unser Finanzierungsbedarf ist enorm. Was ist, wenn wir in der nächsten Rezession tatsächlich unsere Schulden nicht mehr bedienen können? Was ist, wenn die Zinssätze in der nächsten Rezession steigen und diese höheren Zinssätze keine Refinanzierung zulassen? Wer sagt, dass es nicht zu viel mehr Zahlungsausfällen und viel niedrigeren Rückzahlungsquoten kommen könnte als in früheren Rezessionen?

Wir erleben jetzt die Folgen einer töricht langen Periode von Nullzinsen. Diese niedrigen Zinssätze haben es uns ermöglicht, so viel Geld zu leihen – zu viel – und jetzt werden die Schulden zu viel höheren Zinssätzen refinanziert, die wir nicht bereit sind, zu zahlen.

Wenn man sich die Prognosen des Congressional Budget Office (CBO) ansieht, erkennen die Treuhänder des Medicaid-Systems an, dass dem System bis 2030 das Geld ausgehen wird. In ähnlicher Weise räumen die Treuhänder der Social Security Administration ein, dass ihnen 2032 das Geld ausgeht. Und dies alles basiert auf optimistischen Annahmen.

Die Projektionen des CBO gehen davon aus, dass die Zinssätze bei 3% liegen werden – sie liegen aber bereits bei 4 bis 5%. Sie gehen davon aus, dass das Haushaltsdefizit bei 3% oder 4% liegen wird – heute sind es aber 6,5%. Sie gehen auch davon aus, dass das BIP-Wachstum nominal etwa 4% und real etwa 2% betragen wird. Und sie gehen davon aus, dass es keine Rezession geben wird. Dies sind optimistische und unwahrscheinliche Annahmen.

Gundlach glaubt, dass wir vor 2025 eine weitere Rezession haben werden. Er prognostiziert eine 75%ige Wahrscheinlichkeit für eine Rezession im Jahr 2024. Daher dürfte der Leitzins zunächst noch sinken, aber im großen Bild sieht er ihn steigen. Das bedeutet, dass Medicaid vor 2030 kein Geld mehr haben wird und die Sozialversicherung vor 2032 ausläuft. Wann auch immer es passiert, es wird ein großer Moment sein. Sprechen wir über den „Great Reset", sagt Gundlach. Sie bekommen eine Vorstellung davon, wie groß der Umstrukturierungsbedarf ist.

213 Bill. Dollar an ungedeckten Verbindlichkeiten stehen 188 Bill. Dollar an Vermögenswerten gegenüber (laut Debt Clock). Also sind die USA sozusagen bankrott. In acht Monaten stehen Präsidentschaftswahlen an, und die Menschen beginnen, sich über das Defizit Sorgen zu machen. Gundlach glaubt, dass das Defizit bis zur Wahl 2028 der einzige Faktor sein wird, an den die Menschen denken. Die Verbindlichkeiten müssen umstrukturt werden. Danach könnte es zu einer Phase des Wohlstands kommen. Aber zwischen hier und dort liegt ein tiefes Tal.

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