UBS wird zum Banken-Dinosaurier

Die UBS kauft die Crédit Suisse für 3,25 Mrd. Dollar. Das liegt rund 60% unter dem Wert bei Börsenschluss am zurückliegenden Freitag. Die Aktionäre der Bank erhalten für Aktien, die am Freitag noch 1,86 Franken wert waren, den Gegenwert von 0,76 Franken in UBS-Aktien.

Die UBS erhält zudem von der Schweizer Regierung eine Verlustgarantie über 9 Mrd. Franken, sowie einen Kredit von der Schweizer Nationalbank von bis zu 100 Mrd. Franken. Die Besitzer von AT1-Anleihen (Additional Tier One) der Crédit Suisse im Gesamtwert von 17 Mrd. Dollar gehen leer aus.

AT1-Anleihen, auch als „Contingent Convertibles" („CoCos") wurden im Zuge der Finanzkrise von 2008 geschaffen, um ausfallenden Banken die Möglichkeit zu geben, Verluste aufzufangen und so eine vom Steuerzahler finanzierte Rettungsaktion weniger wahrscheinlich zu machen. Diese Art von Anleihen kann schnell in Eigenkapital umgewandelt oder auch vollständig abgeschrieben werden.

AT1-Anleihen sind mit einem höheren Risiko behaftet, daher bieten sie eine höhere Rendite als die meisten anderen Anleihen, die von Kreditnehmern mit ähnlicher Bonität ausgegeben werden. Das macht sie bei institutionellen Anlegern beliebt.

Normalerweise stehen Anleihegläubiger in der Hackordnung höher als die Aktionäre, wenn eine Bank scheitert. Da der Untergang der Credit Suisse jedoch nicht im Rahmen eines traditionellen Konkurses erfolgte, müsste diese Regel nicht zwangsläufig gelten, heißt es.

Die EU-Bankenaufsichtsbehörden und die Bank of England versicherten den AT1-Anlegern, dass sie im Falle künftiger Bankenkrisen Vorrang vor den Aktionären haben würden. „Common Equity-Instrumente [Aktien] sind die ersten, die Verluste auffangen müssen, und erst nach ihrer vollständigen Nutzung müsste zusätzliches Tier 1 abgeschrieben werden", so die EU-Regulierungsbehörden in einer Erklärung.

Christine Lagarde, Präsidentin der EZB, sagte am Montag, Banken in der Eurozone hätten „ein sehr begrenztes Engagement" bei der Crédit Suisse, insbesondere in Bezug auf AT1-Anleihen. Es gehen nicht um Milliarden, sondern um Millionen, sagte sie. Der europäische Markt für solche Anleihen hat ein Volumen von etwa 250 Mrd. Dollar.

Der Markt für AT1-Anleihen könnte nun einfrieren, heißt es. Die Anleger fragen sich, ob ihre Bestände bei einem Zusammenbruch einer anderen Bank vernichtet werden könnten. Für Emittenten dürfte es schwierig werden, neue AT1-Anleihen zu akzeptablen Konditionen zu platzieren.

Es dürfte auch Auswirkungen auf den breiteren Anleihemarkt geben, Anleger dürften höhere Renditen für Anleihen verlangen, da sie jetzt als risikoreicher gelten. Die Finanzierung der Banken über Anleihen dürfte teurer werden.

Für eine solche Entwicklung gibt es bereits Anzeichen. Der börsengehandelte Fonds AT1 Capital Bond von Invesco, der AT1-Anleihen abbildet, wird derzeit mit einem Minus von 5,5% gegenüber dem Schlusskurs vom vergangenen Freitag gehandelt. WisdomTree, ein weiterer börsengehandelter AT1-Fonds, fiel im gestrigen Nachmittagshandel um 7,4%.

Die Crédit Suisse hat in zurückliegenden zehn Jahren rund 30 Mrd. Dollar an Boni und sonstigen Vergünstigungen gezahlt.

Personelle "Zufälle": Der CEO der Crédit Suisse ist wie auch der CEO der UBS „Contributor“ des World Economic Forum (WEF), ebenso der Chef der Schweizer Nationalbank (SNB). Beide Banken zählen zu den strategischen Partnern des WEF, auch BlackRock gehört dazu. Der Vorgänger auf dem Chefsessel der SNB ist heute Vice Chairman bei BlackRock, dessen Gründer Larry Fink sitzt im Vorstand des WEF. BlackRock ist ein wichtiger Berater von EZB und Fed.

Mit der Übernahme der Bank durch die UBS entsteht eine Bank, die wahrscheinlich zu groß ist, um im Falle einer Schieflage vom Schweizer Staat gerettet werden zu können. Das Risiko im europäischen Bankensystem ist mit diesem Schritt auf längere Sicht nicht kleiner, sondern größer geworden.

Die „neue" UBS ist der weltweit zweitgrößte Vermögensverwalter. Weitere Details hier!

Die Schweiz ist eine Zombie-Bank los, hat dafür jetzt aber eine Monster-Bank. Die Bilanzsumme der „neuen“ UBS ist fast doppelt so gross wie die Schweizer Wirtschaftsleistung. Sie ist somit erst recht zu gross, um sie untergehen zu lassen. „Too big to fail“ ist mit Wucht zurück. Vor 15 Jahren, nach der Finanz-Krise, hieß es noch, der Staat soll nie mehr eine marode Bank stützen müssen.

Nachtrag:
(23.3.23) Die 'neue' UBS wird mit 597,3 Mrd.Dollar nach US-Vermögensverwalter BlackRock der zweitgrösste Anbieter von Anlagefonds und ETF in Europa. Als künftig grösster europäischer Fondspromoter liegt sie beim verwalteten Vermögen deutlich vor Amundi (526,4 Mrd.Euro). In der europäischen ETF-Branche verdrängt die künftige UBS (89 Mrd.Euro) als neue Nummer vier den US-Finanzriesen Vanguard (85,1 Mrd.Euro) auf den fünften Platz (Quelle).

(24.3.23) Die Bankenregulierung erwies sich im Fall CS als untauglich. Weitere Zeitbomben ticken im gigantischen Schattenbanken-Geschäft – „Die Banken sorgten [nach 2008] nicht nur dafür, dass die Regulierungen schwach und voller Löcher sind, sondern sie haben die riskantesten Spekulations-Aktivitäten einfach in Schattenbanken ausgelagert. Die gesamte Summe der nicht regulierten Spekulationsgeschäfte beträgt weltweit 150 Billionen Franken oder Dollar. (…) Finanzprofessor Marc Chesney machte in der Sendung darauf aufmerksam, dass das Systemrisiko noch viel grösser sei, als es bereits die Bilanzsumme zeigt. Denn in den Bilanzen stehe nicht, wie gross die Nominalwerte der eingegangenen hochriskanten Wettgeschäfte seien. Diese Nominalwerte der sogenannten Derivate, darunter unzählige sogenannte strukturierte Produkte, würden jetzt bei der UBS und CS zusammen nicht das Doppelte, sondern etwa das Vierzigfache des Schweizer Bruttoinlandprodukts erreichen. (…) …die jetzt entstandene Monsterbank UBS sei nicht nur «much too big to fail», sondern auch ‚too big to save’.
Anmerkung: Die Nominalwerte der Derivate müssen saldiert werden, bevor das tatsächliche Risiko hieraus deutlich wird.

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