Vor dem Start des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos warnt die Entwicklungsorganisation Oxfam: Erstmals seit 25 Jahren hätten extremer Reichtum und extreme Armut gleichzeitig zugenommen.
Durch den deutlichen Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise im vergangenen Jahr seien Milliardäre noch reicher geworden. So heißt es im aus Anlass der Jahrestagung des WEF vorgelegten Bericht der Organisation „Survival of the Rightest“.
95 Lebensmittel- und Energiekonzerne weltweit haben ihre Gewinne im Jahr 2022 mehr als verdoppelt. Sie erzielten demnach 306 Mrd. Dollar an Zufallsgewinnen und schütteten 257 Mrd. Dollar davon an ihre Aktionäre aus. Nach Oxfam fällt ein Zufallsgewinn an, wenn er den Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021 um mindestens zehn Prozent übersteigt.
Konzerne und Superreiche sind nach Oxfam die Gewinner von Coronapandemie und Energiekrise. Seit 2020 sind insgesamt 26 Bill. Dollar an das reichste Prozent der Menschheit gefallen, 16 Bill. Dollar an die restlichen 99%. Das reichste Prozent der Weltbevölkerung hat seit Beginn der Coronapandemie also rund zwei Drittel des weltweiten Vermögenszuwachses kassiert. In Deutschland ist der Trend noch deutlicher: 81% des Vermögenszuwachses aus den Jahren 2020 und 2021 entfielen auf das reichste eine Prozent der Bevölkerung.
Das Gesamtvermögen aller Milliardäre ist seit 2020 im Durchschnitt täglich um 2,7 Mrd. Dollar gestiegen. Für jeden pro Kopf erzielten Dollar Vermögenszuwachs bei den ärmeren 90% der Weltbevölkerung hat ein Milliardär im Schnitt 1,7 Mrd. Dollar hinzugewonnen.
Zugleich leben laut Oxfam mindestens 1,7 Milliarden Werktätige in Ländern, in denen die Inflation größer ist als die Lohnentwicklung. Etwa jeder zehnte Mensch auf der Erde würde hungern, heißt es. 60% der hungernden Weltbevölkerung sind weiblich. Drei Viertel aller Regierungen planten laut Oxfam, die Ausgaben im öffentlichen Sektor, etwa im Bildungs- und Gesundheitsbereich, zu kürzen.
Seit Jahren fordert Oxfam als Weg aus der Krise vor allem höhere Steuern für Reiche – so auch dieses Jahr wieder. Jahrzehntelange Steuersenkungen für die Reichsten und für Unternehmen haben die Ungleichheit verschärft. In manchen Ländern hätten die Ärmsten höhere Steuersätze als Milliardäre. Weltweit stammen laut Oxfam nur noch vier Prozent der Steuereinnahmen aus Steuern auf Vermögen.
Von der Bundesregierung erwartet Oxfam die Einführung einer Übergewinnsteuer während der Energiekrise. Hier sei ein Steuersatz von 50% nötig. Außerdem soll wieder eine Vermögensteuer eingeführt werden, sowie eine einmalige Abgabe auf hohe Vermögen. Das Geld solle in Bildung, Gesundheit und die sozialen Sicherungssysteme investiert werden.
Nachtrag:
Institute for Policy Studies – "Nach unserem jüngsten Bericht über das Wohlstandsgefälle zwischen den Rassen verfügt die schwarze Durchschnittsfamilie [in den USA ]über ein Vermögen von rund 3.500 Dollar, während die weiße Durchschnittsfamilie fast 147.000 Dollar besitzt. Anders ausgedrückt: Die weiße Durchschnittsfamilie besitzt 41 Mal mehr Vermögen als die schwarze Durchschnittsfamilie."
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