Griechenland ist wieder in den Fokus gerückt. Lange war es still, ein ETF auf den MSCI Greece war seit Mitte 2012 (als Draghi seine Versicherung abgab, die EZB werde alles tun, um den Euro zu retten) von 0,90 Euro bis auf 2,10 im März diesen Jahres angestiegen. Dann kam der Absturz bis auf aktuell 1,20.
Aus den zwischenzeitlich um sich greifenden politischen Querelen könnte die linke Syriza gestärkt hervorgehen und möglicherweise bald die Regierung übernehmen. Ihr Vorsitzender Alexis Tsipras hat bereits angekündigt, dass er den Schuldendienst neu verhandeln möchte und fällige Zahlungen Griechenlands aussetzen will, wenn keine Einigung erzielt wird.
Und schon geht wieder das Gespenst einen Austritts des Landes aus der Eurozone um – ein Land, das sich unter tatkräftiger Mithilfe von Investmentbanken in den Euro hineingelogen hat (ganz passend zu einem EU-Kommissionschef, der sagte, wenn es ernst wird, muss man lügen).
Die einen sehen darin eine Katastrophe und fürchten, dann würden bald andere südeuropäische Länder folgen, woraufhin das europäische Finanzsystem zusammenbricht. Die anderen meinen, das brächte nichts für das Land, es würde nur die Importe verteuern.
Die Ansteckungsgefahr, schreibt Tobias Straumann im Blog des schweizerischen Tagesanzeigers, mag real sein. Wenn aber die Eurozone weiterhin stagniert, sei ein Zerfall ohnehin nicht aufzuhalten. Ein Ende mit Schrecken sei dann besser als ein Schrecken ohne Ende. Es sei höchst gefährlich, ohne Rücksicht auf die sozialen und politischen Kosten an einem Währungssystem festzuhalten. Auch eine Abwertung löse nicht alle Probleme, aber sie würde Griechenland wieder zu einem günstigen Standort machen, wo es sich zu investieren lohnt.
Er nimmt die Türkei als Beispiel. Das Land sei in vielem zu Beginn der Jahrtausendwende vergleichbar mit Griechenland gewesen und zeige, dass eine unabhängige Währung für ein Schwellenland enorme Vorteile bringt. Die Türkei durchlebte Anfang der 2000er-Jahre eine heftige Finanzkrise, die Währung stürzte ab und machte das Land für neue Investitionen interessant. Ein neuer Wachstumsschub setzte ein und ließ die Türkei auch die Folgen der Finanzkrise im Gefolge der Lehman-Pleite recht gut überstehen.
Griechenland wies in den Jahren vor der Finanzkrise ein deutlich höheres Wachstum aus, künstlich angestachelt durch die niedrigen Zinsen, die der Eurobeitritt mit sich brachte. Der Abstieg begann 2007, in der Finanzkrise implodierte die Wirtschaft, es gab und gibt kein Korrektiv einer eigenen Währung, die über eine massive Abwertung gegengewirkt hätte. Und so siecht das Land dahin, verknotet im Euroraum, angewiesen auf immer mehr Finanzhilfen und trotzdem ohne Chancen.
Noch ein paar aktuelle Zahlen zum Vergleich – auch in der Türkei lauern neben den politischen viele wirtschaftliche Probleme:
Nachtrag:
(4.1.15) Siehe hierzu auch die FAZ samt Leserkommentaren!
(4.1.15) Zahlen zur Vermögensverteilung nach einer Untersuchung der EZB auf Basis von Daten aus 2009 und 2010 finden Sie hier!
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