Export-Meister Draghi

Die EZB hat am Donnerstag bekannt gegeben, dass ihre Anleihekäufe ab Oktober auf 15 Mrd. Euro monatlich halbiert werden und zum Jahresende auslaufen. Außerdem sollen die Leitzinsen bis mindestens Mitte 2019 bei Null Prozent bleiben.

Manche hatten erwartet, dass mit der Ankündigung eines Ausstiegs aus dem seit März 2015 laufenden QE-Programms Aktien und Staatsanleihen unter die Räder kommen und der Euro durch die Decke geht. Das Gegenteil trat ein. Die Aktienkurse stiegen deutlich an, der Stoxx Europe 600 legte so stark zu wie seit zwei Monaten nicht, der DAX zeigte die beste Tagesperformance seit mehreren Jahren, angetrieben durch eine Short-Squeeze. Automobilhersteller führten die Gewinne an den europäischen Aktienmärkten an. Die Kurse von Staatsanleihen befestigten sich, die Renditen sanken.

Der Euro kam im Verhältnis gegen Dollar heftig unter Druck. Die europäische Exportwirtschaft fest im Blick ist das vermutlich genau das, was die EZB erreichen wollte.

Die trickreiche Verknüpfung der Ankündigung des Endes des QE-Maßnahmen mit der Aussicht auf mindestens ein weiteres Jahr Nullzinsen erwischte viele auf dem falschen Fuß, die bisher angenommen hatten, das Ende von QE sei gleich zu setzen mit dem Beginn der geldolitischen Normalisierung. Dem ist nicht so. Das wird auch dadurch unterlegt, dass die EZB ihre Prognose für das diesjährige Wirtschaftswachstum der Eurozone von 2,4% auf 2,1% zurück genommen hat. In 2019 soll es bei +1,9% liegen und in 2020 +1,7% erreichen.

Der Dollar-Index sprang mit dem EZB-Entscheid auf sein Ende Mai markiertes Jahreshoch und attackiert eine aus Ende 2016 stammende Abwärtslinie (Chartquelle). Es kommen zwei unterstützende Faktoren hinzu: Am Mittwoch hatte die Fed bekannt gegeben, dass die Leitzinsen in diesem Jahr wahrscheinlich noch zweimal um jeweils 0,25% erhöht werden. Außerdem wurden am Donnerstag US-Einzelhandelsumsätze gemeldet, die im Mai so stark gestiegen sind wie seit sechs Monaten nicht und nun 5,9% über dem Vorjahreswert liegen.

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Die Rohölpreise hatten am zurückliegenden Freitag einen sehr schwachen Tag. Gold wurde ebenfalls stark verkauft und verlor am Freitag 1,7%, Silber gab um 3,5% nach, Kupfer verlor 2,0%. Das dürfte zumindest teilweise dem starken Dollar geschuldet sein. Wie nachhaltig all diese Bewegungen sind, werden die nächsten Tage zeigen. Hinzu kommen allerdings Bedenken, Chinas Wirtschaft als zweitgrößte auf der Welt und als einer der größten Rohstoff-Nachfrager, wie auch die Emerging Markets insgesamt könnten schwächeln.

Der IWF hat am Donnerstag gewarnt, dass die US-Steuerreform mit einem Effekt von 1,5 Bill. Dollar und die Kredit-finanzierte Steigerung der öffentlichen Ausgaben um zunächst 300 Mrd. Dollar ein zunehmendes Risiko für die Weltwirtschaft darstellen. Das US-BIP könnte sich im laufenden Jahr zwar noch fest präsentieren, dürfte danach aber rasch an Tempo verlieren. Es könnte zu einer Inflationsüberraschung kommen, heißt es. Das wiederum könnte die Fed zu einer aggressiveren Gangart bei den Leitzinsen bewegen, was über Kapitalflüsse besonders aus den Emerging Markets den Dollar stärkt und zusammen mit den steigenden US-Leitzinsen die Refinanzierung von Schulden dort erschwert (siehe hier!).

Ein starker Dollar ist zwar für Exporteure in Europa und in den Emerging Markets willkommen, aber er erschwert den Absatz neuer US-Schulden an Ausländer. Da die Trump-Administration handelspolitisch den Kurs fährt, die Industrie im eigenen Land zu stärken und finanzpolitisch eine höhere Staatsverschuldung anstrebt, dürften ihr beide Effekte ungelegen kommen. Ich würde mich nicht wundern, wenn von dort schon bald wieder Vorstöße kommen, den Dollar schwach zu reden.

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