S&P 500 – beachtlicher Sprung

Die US-Aktienmärkte steigen, die europäischen Aktienmärkte mit der fünften Gewinnwoche in Folge. Technisch kritische Pegel wurden übersprungen. Über das zurückliegende Wochenende haben sich die USA und die VR China auf niedrigere Zollsätze und weitere Verhandlungen verständigt. Alles wird gut…

Der S&P 500 steigt auf Wochensicht um 5,3%. NDX und Nasdaq Composite gewinnen 6,8%, bzw. 7,2%. Der Dow mit +3,4%. Der DAX tritt auf der Stelle. Die Ölpreise der Sorten Brent und WTI weiter fest mit +2,2%, bzw. +1,4%. Der CRB-Rohstoffindex gut behauptet mit +0,3%, Kupfer etwas gedrückt. Gold (in Dollar) verliert auf Wochensicht 3,9%, Silber –1,6%.

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Die Rendite der 10yr-TNotes ist die dritte Woche in Folge fester mit +1,5%. Die Rendite der 2yr-Tnotes steigt im Wochenvergleich um 4,2%, die Rendite der 13wk-TBills fester mit +0,5%. Euro/Dollar erneut leichter mit –0,8%, der Dollar-Index +0,6%. Dollar/Yen auf Wochensicht gut behauptet mit +0,2%, Euro/Yen leichter mit –0,6%.

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Der Rendite-Spread am langen Ende im Wochenvergleich im positiven Bereich unverändert. Der Spread über das gesamte Spektrum weitet sich weiter aus. Der Spread zwischen der Rendite der 2yr-TNotes und der eff FFR ist deutlich weniger negativ. Die Erwartungen hinsichtlich einer Leitzins-Senkung scheinen auf mittlere Sicht nur noch gut einen Zinsschnitt zu sehen. Die Zinsstruktur versteilert sich am kurzen Ende weiter.

Unter der Oberfläche großer Aktien-Indices: Der BKX-Index regionaler Banken (Fortführung des KBW) legt auf Wochensicht um weitere 6,5% zu. Gegenüber dem Allzeithoch aus Mitte Januar 2022 (147,56) steht er 11,2% tiefer. Der „Globalisierungsindikator“, der Dow Jones Transport Index (DJT), fest mit +8,0%, er steht nun 14,6% unter seinem Allzeithoch von Ende November 2024 (17754,38). Der „Technologieindikator“, der Halbleiterindex SOX, gewinnt weitere 10,2%. Er notiert nun 16,4% unter seinem Allzeithoch vom 10. Juli 2024 (5904,54).

Der Paukenschlag am Montag: Die USA und China haben sich darauf geeinigt, einige Zölle für 90 Tage abzubauen, was eine spürbare Deeskalation der Handelsspannungen signalisiert. Im Rahmen der in Genf erzielten Vereinbarung werden die USA die Zölle auf chinesische Waren auf 30% senken, während China die Zölle auf US-Importe auf 10% reduzieren wird. Die Ankündigung hat die globalen Märkte beflügelt und den US-Dollar gestärkt.

Der US-CPI für April zeigt mit 2,3% das niedrigste Inflationsniveau seit Februar 2021, die Kerninflation kommt auf 2,8%. Ohne Berücksichtigung der Kosten für Unterkunft betrug die Steigerung nur 1,4%, bzw. 1,8%. Die Fed hat die Leitzinssätze auf 4,5% festgesetzt und führt weiterhin eine quantitative Straffung (QT) durch. Die inflationsbereinigten kurzfristigen Zinssätze liegen mithin bei plus zwei Prozent. In den zurückliegenden 25 Jahren war es bei so hohen Realzinsen nur eine Frage der Zeit, bis etwas im Finanzsystem brach (was der Fed einen Vorwand lieferte…).

Die NFIB-Umfrage unter Kleinunternehmern ergab für April, dass der Small Business Optimism Index um 1,6 auf 95,8 gesunken ist und damit den zweiten Monat in Folge unter dem 51-Jahres-Durchschnitt von 98 liegt. Der Unsicherheitsindex ging im Vergleich zum März um vier Punkte auf 92 Punkte zurück, blieb aber weit über dem historischen Durchschnitt von 68 Punkten.

Dann folgte der Überblick über die US-Einzelhandelsumsätze im April. Gegenüber dem Vormonat gab es praktisch keine Änderung, im Jahresvergleich lag der Wert 5,2% höher.

Schließlich zeigt sich das US-Verbrauchersentiment im Mai (vorläufig) den fünften Monat in Folge im Rückwärtsgang.

Walmart meldet ein robustes Umsatzwachstum, doch die steigenden Einkaufskosten könnten das Ergebnis ab dem kommenden Quartal belasten. Erstmals war das Unternehmen weltweit im E-Commerce profitabel. Die Bruttomarge erreichte 24,2% – trotz gestiegener Einkaufspreise und höherer Logistikkosten. Der operative Gewinn stieg um 4,3%, ursächlich waren Effizienzgewinne und margenstarke Segmente wie digitale Werbung und E-Commerce. Wegen der höheren Zölle sieht die Firma steigende Kosten. Die Belastung sei zu hoch, um sie vollständig zu absorbieren. Das wird sich auf die Preise auswirken, die Kunden könnten das bereits Ende Mai spüren, heißt es.

In der Makrolage schlagen sich die Zölle noch nicht deutlich nieder – Ausnahme, die Stimmungsindikatoren.

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Der S&P 500 ist überkauft, er hat sich in den letzten drei Wochen raketenhaft nach oben geschraubt. Ist dies der Beginn einer neuen Bullenperiode … oder handelt es sich „nur“ um eine durch Deckung von Leerverkäufen ausgelöste (kurzatmige) Rally?

Die ungeliebte Rally: Der S&P 500 „knallt“ zwar nach oben, aber der Kapitalfluss bleibt defensiv (Chartquelle),

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Die Fragen sind nicht zwangsläufig alternativ zu beantworten. Was mit kurzfristigen Impulsen angeschoben wurde, muss nicht genauso schnell wieder zu Ende sein. Möglich, dass sich längerfristige Effekte auf die kurzfristigen draufsetzen. Was man relativ sicher sagen kann: Wir laufen jetzt (auch nach dem Verfallstag am zurückliegenden Freitag) in eine Konsolidierung, in der sich dann die weitere Entwicklung abzeichnen wird. Mehr dazu weiter unten!

Der DAX ist in den zurückliegenden fünf Wochen um 27% angestiegen und steht nun 17% höher als zu Jahresbeginn. Bemerkenswert auch, der DAX trotz eines Einbruchs um mehr als 20% schon nach 35 Handelstagen ein neues Rekordhoch markiert hat. Der marktbreite S&P 500 mit den größten börsennotierten Unternehmen der USA notiert nun wieder (nur) auf dem Stand vom Jahresanfang. Die Outperformance des DAX gegenüber dem S&P 500 war zeitweilig so groß wie zuvor nur im März 2000. Der Vermögensverwalter Blackrock hat errechnet, dass die Outperformance europäischer Aktien gegenüber den US-Pendants den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt erreicht hat. Marktbeobachter sind mehrheitlich der Meinung, dass dieser Trend anhält.

Zeit maximaler Unsicherheit – Howards Marks, Oaktree Capital: „Eines der Dinge, auf die ich bestehe, ist, dass selbst für jemanden, der sich mit der Zukunft mittels Prognosen beschäftigt, eine Prognose nicht ausreicht. Neben einer Vorhersage braucht man auch ein gutes Gespür für die Wahrscheinlichkeit, dass die Vorhersage richtig ist, denn nicht alle Vorhersagen sind gleich. Unter den aktuellen Umständen muss man akzeptieren, dass Prognosen noch seltener zutreffen als sonst.

Und warum? In erster Linie wegen der riesigen Anzahl von noch nie dagewesenen Unbekannten, die mit der aktuellen Angelegenheit verbunden sind, die das Potenzial hat, sich zur größten wirtschaftlichen Entwicklung unserer Lebenszeit zu entwickeln. Hier gibt es kein Vorwissen, sondern nur Komplexität und Ungewissheit, und das müssen wir als wahr akzeptieren.

Das heißt, wenn wir darauf bestehen, Gewissheit oder gar Vertrauen als Vorbedingung für unser Handeln zu erreichen, werden wir in der Untätigkeit erstarren. Oder, so wage ich zu behaupten, dass wir uns wahrscheinlich häufiger irren. Wir müssen unsere Entscheidungen in Ermangelung von Gewissheit oder Zuversicht treffen. Aber wir müssen auch bedenken, dass die Entscheidung, nicht zu handeln, nicht das Gegenteil von Handeln ist, sondern eine Handlung an sich.“

Nachfolgend zwei Ausblicke/Prognosen, die eine gewise Bandbreite zeigen – Ungewissheit eben:

Peter BoockvarDas Spiel hat sich geändert: Wir befinden uns in einem neuen wirtschaftlichen Umfeld: Weniger Staatsausgaben, mehr Zölle und Verbraucherstress. Die Tage der Dominanz der US-Märkte sind wahrscheinlich vorbei, internationale Aktien und Rohstoffe werden sich in Zukunft besser entwickeln.

Globale Verschiebung: Jahrelang dominierten US-Aktien – aber internationale Aktien beginnen, sich besser zu entwickeln. Die Zentralbanken wenden sich vom Dollar ab und erhöhen ihre Goldreserven.

Das US-Wirtschaftswachstum wurde in letzter Zeit von den Ausgaben der oberen Einkommensschichten, den staatlichen Konjunkturprogrammen und der künstlichen Intelligenz angekurbelt – all dies lässt nun nach. Die Verbraucher mit niedrigerem/mittlerem Einkommen haben zu kämpfen. Das verarbeitende Gewerbe befindet sich in einer Rezession. Der Verkauf von Eigenheimen ist auf einem 30-Jahres-Tief. Der Welthandel ist schwach.

Die Kapitalinvestitionen (mit Ausnahme von KI) sind ins Stocken geraten. MAG-7 verliert an Fahrt, Microsoft erreichte seinen Höchststand Mitte 2024 – vor den großen KI-Ankündigungen. MAG-7-Index seit Jahresbeginn um 7% gesunken, 11% unter dem Höchststand. Ausländische Anleger verkaufen sowohl MAG-7 als auch den Dollar – ein wichtiger Stimmungsumschwung. Der Anteil der USA an der weltweiten Marktkapitalisierung beträgt inzwischen über 65% – der höchste Wert seit den 1970er Jahren – wahrscheinlich unhaltbar.

Das US-Haushaltsdefizit war eine wichtige Triebfeder für die Unternehmensgewinne – doch die steigenden Schuldendienstkosten belasten jetzt. Die Zinsen für die US-Schulden nähern sich einer Bill. Dollar pro Jahr. Zölle: Neue pauschale Zölle (10%) könnten wie eine Steuer in Höhe von 330 Mrd. Dollar für US-Unternehmen wirken. Das entspricht einer Anhebung des Körperschaftssteuersatzes von 21% auf 34% – und würde die Steuersenkung von 2017 zunichtemachen.

Der Stress der Verbraucher nimmt zu – „Buy Now, Pay Later“ führt dazu, dass 40% der Nutzer von Verbraucherkrediten mit ihren Zahlungen im Rückstand sind. Unternehmen wie Domino's, Pepsi, Colgate, AutoNation, sogar Gucci berichten über schwächere Verbrauchertrends. Die Zahl der Entlassungen ist nach wie vor gering, aber die Zahl der Neueinstellungen nimmt rapide ab. Nach den Einstellungsschwierigkeiten gegen Ende der Pandemie sind die Unternehmen mit dem Abbau von Arbeitsplätzen noch vorsichtig – aber das könnte sich schnell ändern. Sagt Boockvar.

Barry Habib sieht die Inflation in Zukunft tendenziell niedriger – er erwartet eine deutliche Verbesserung der Kerninflation bis Mitte/Ende 2025. Er glaubt, dass die Fed die Zinsen deutlich senken wird, sobald sich die Inflation weiter abkühlt. Er geht davon aus, dass die Hypothekenzinsen unter 6% und möglicherweise in den Bereich von 5% fallen werden. Starke Zuversicht für den Wohnungsmarkt: begrenztes Angebot, starke Nachfrage und starker demografischer Rückenwind. Der alternde Wohnungsbestand und die Gründung von Haushalten durch die Millennials stützen weiterhin die Preise. Er hält einen Zusammenbruch des Immobilienmarktes trotz der hohen Preise für sehr unwahrscheinlich – die Erschwinglichkeit wird sich mit niedrigeren Zinsen verbessern.

Anleihen sind derzeit äußerst attraktiv, insbesondere Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten. Barry geht davon aus, dass die Fed erst später im Jahr 2025 einen Zinsschritt vollziehen wird, der die Anleiherenditen und Hypothekenzinsen nach unten drückt. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, sich langfristige Anleihen zu sichern.

Die Anzeichen für eine Konjunkturabschwächung mehren sich – Nachlaufeffekte früherer Zinserhöhungen werden sich bemerkbar machen. Die Arbeitslosigkeit wird wahrscheinlich steigen, die Unternehmen werden sich an die strengeren finanziellen Bedingungen anpassen. Immobilien bleiben aufgrund des knappen Angebots und des Rückenwinds durch die Zinsen eine solide Anlage. Bleiben Sie geduldig: Der Marktpessimismus kann in den kommenden Monaten gute Einstiegsmöglichkeiten bieten. So weit Habib.

Vor einer Woche hatte ich mich aus Anlass des Rückzugs von Warren Buffett mit seinem Berkshire-Konglomerat befasst. Porter Stansberry schreibt darüber, wie man ein Portfolio aufbaut, das das von Berkshire übertrifft. Lesenswert!

Fed-Chef Powell kündigte an, dass die Zentralbank ihren geldpolitischen Rahmen als Reaktion auf die dauerhaften Veränderungen bei der Inflation und den Zinssätzen seit 2020 überdenken wird. Das Ergebnis der Überprüfung, das für den Spätsommer erwartet wird, wird sich wahrscheinlich nicht unmittelbar auf Zinsentscheidungen auswirken, aber es ist ein Zeichen dafür, dass die Ära der anhaltend niedrigen Zinssätze möglicherweise vorbei ist. „Das wirtschaftliche Umfeld hat sich seit 2020 erheblich verändert, und unsere Überprüfung wird unsere Einschätzung dieser Veränderungen widerspiegeln“, sagte Powell.

Es wird erwartet, dass die US-Aufsichtsbehörden in den kommenden Monaten die ergänzende Verschuldungsquote (Supplementary Leverage Ratio, SLR) neu kalibrieren, um die Fähigkeit der Banken zu verbessern, die Liquidität auf dem US-Schatzmarkt zu unterstützen, insbesondere in Stressphasen. Eine Verfeinerung der SLR wäre ein Segen für den Markt für Staatsanleihen, so Analysten, und könnte das Ziel der Regierung, die Kreditkosten zu senken, unterstützen, indem sie den Banken die Möglichkeit gibt, ihre Bestände an Staatsanleihen zu erhöhen.

Japans Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal auf Jahresbasis um 0,7% und damit stärker als erwartet, was auf einen stagnierenden Konsum und schwache Exporte zurückzuführen ist. Die sich abzeichnenden Auswirkungen der US-Zölle, insbesondere auf Automobile, haben einen Schatten auf Japans Erholung geworfen und den Weg der Bank of Japan zu weiteren Zinserhöhungen erschwert. Die politischen Entscheidungsträger sehen sich mit wachsendem Druck für fiskalische Anreize konfrontiert, da die globalen Handelsspannungen und die schwache Binnennachfrage die Wachstumsaussichten belasten.

Die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs wuchs im ersten Quartal um 0,7% und übertraf damit die Prognosen, nachdem das Wachstum im vierten Quartal noch bei 0,1% gelegen hatte. Das britische Amt für Statistik führt dies auf Investitionszuwächse und einen stärkeren Nettohandel zurück, obwohl Ökonomen davor warnen, dass der Schub nur von kurzer Dauer sein könnte – Stichwort US-Zölle.

Trump-Besuch in Saudi-Arabien: Ein Großauftrag von Qatar Airways umfasst 160 Boeing-Flugzeuge, der größte Auftrag in der Firmen-Geschichte. Nvidias CEO Jensen Huang kündigte an, dass das Unternehmen mehr als 18.000 seiner neuesten KI-Chips an das saudische Unternehmen Humain verkaufen wird, das während des Besuchs von auch Partnerschaften mit AMD, Amazon-AWS und Groq bekannt gab.

Goldman Sachs reduziert die Rezessionswahrscheinlichkeit für die USA in den nächsten 12 Monaten von 45% auf 35% und erhöht das Jahresendziel für den S&P 500 auf 6100. Der Chefvolkswirt von JP Morgan senkte seine Rezessionswahrscheinlichkeit auf „jetzt unter 50%“. Yardeni hat die subjektive Rezessionswahrscheinlichkeit von 35% auf 25% gesenkt und das Jahresendziel für den S&P 500 von 6000 auf 6500 angehoben.

Yardeni: Zu Beginn diesen Jahres erklärte US-Finanzminister Scott Bessent, dass er und Präsident Donald Trump sich auf die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen als Schlüsselindikator für die wirtschaftliche Gesundheit konzentrieren und nicht auf den kurzfristigen Zinssatz der Fed. Das deutet auf eine Strategie zur Steuerung der Kreditkosten durch die Finanzpolitik hin, anstatt die Fed zu einer Zinssenkung zu drängen.

Das hielt nicht lange an. Alsbald begann Trump, Powell zu drängen, den Leitzins zu senken. Jetzt hat der Fed-Chef Powell dem Weißen Haus einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er deutete an, dass die Anleiherenditen aufgrund häufigerer „Angebotsschocks“, wie etwa Zöllen, hoch bleiben könnten. „Höhere reale Zinssätze können auch die Möglichkeit widerspiegeln, dass die Inflation in Zukunft volatiler sein könnte als in der Zeit zwischen den Krisen der 2010er Jahre“, sagte Powell. „Wir könnten in eine Periode häufigerer und möglicherweise anhaltenderer Angebotsschocks eintreten – eine schwierige Herausforderung für die Wirtschaft und für die Zentralbanken.“

Das klingt, als erwarte Powell häufigere Stagflationsphasen, die in der Vergangenheit mit Angebotsschocks einhergingen. Die Aktien- und Anleihemärkte reagierten nicht sonderlich auf die Rede, was zum Teil daran lag, dass die aktuellen Indikatoren in Bezug auf die kurzfristigen Aussichten für eine Stagflation zweideutig waren.

Yardeni weiter: Wir haben eine Übergewichtung des S&P 500 Informationstechnologie (einschließlich Kommunikationsdienste), Finanzwerte und Industriewerte empfohlen. Wir halten daran fest und freuen uns, dass sie den Boden wiedergewinnen, den sie während der Korrektur verloren haben.

Porter Stansberry: Der Buffett-Indikator (Marktkapitalisierung zu US-BIP) war zu Beginn dieses Jahres mit 209 % so hoch wie nie zuvor, und das Orakel von Omaha verkaufte Aktien. Er hat eine Barreserve von 334 Mrd. Dollar angehäuft. Das sind gewaltige 54% seines Portfolios, denn er weiß, dass die Aktienkurse zu hoch sind. Er hat Rücklagen gebildet und wartet darauf, dass der Markt fällt.

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Der Buffett-Indikator ist auch ein Maß für Wachstumstitel im Vergleich zu zyklischen Sachwertanlagen. Wenn die Weltwirtschaft floriert, steigen Wachstumsaktien. Da wir aber jetzt in eine Phase eintreten, in der der Welthandel aufgrund von Zöllen und Deglobalisierung zersplittert, wird das Wirtschaftswachstum beeinträchtigt.

Lange übersehene, unterbewertete Rohstoffwerte sprudeln nur so vor Geld. Buffett kauft Gewinne mit einem Abschlag, ganz gleich, woher sie stammen. Er hat in Süßwarenhersteller und Möbelhäuser investiert, und jetzt hat er es auf die Goldproduzenten abgesehen.

Und es wäre nicht das erste Mal, dass Buffett sich an Sachwerten wie Gold und Silber vergreift. Buffett baute im Mai 1998, als die Internetblase an Fahrt aufnahm, eine Silberposition von 130 Millionen Unzen auf, der Buffett-Indikator stieg auf 150%.

Buffett kaufte 2020 auch Aktien von Barrick Mining (GOLD). Wiederum zu einer Zeit, als sein Buffett-Indikator mit 200% deutlich überbewertet war. Nun war sein Indikator zu Beginn dieses Jahres noch höher und die Chance für Gold und Sachwerte ist noch größer, meint Porter Stansberry.

Aktienrückkäufe: In den ersten drei Monaten diesen Jahres kündigten US-Unternehmen Aktienrückkäufe über 518 Mrd. Dollar an. Und das ist noch nicht das Ende, es wird ein Volumen von über einer Bill. Dollar in 2025 erwartet. Besonders aktiv waren bisher Apple (100 Mrd. Dollar), Alphabet (70 Mrd. Dollar), Wells Fargo (40 Mrd. Dollar) und Visa (30 Mrd. Dollar).

Schön für Anleger: Mit Rückkäufen steigen gewöhnlich die Kurse. Aber: Das Ergebnis je Aktie steigt (kosmetisch), weil die Zahl der Aktien sinkt. Das KGV sinkt und verschleiert eine hohe Bewertung. Die Gewinnerwartungen werden überboten, es wird besser als erwartetes Geschäft vorgespiegelt. Aktienrückkäufe blähen Bilanzen auf, verzerren Gewinne und hemmen Innovation.

Rückkäufe werden zudem vor allem dann beschlossen, wenn die Kurse hoch sind. Unternehmen kaufen teuer ein und verzichten auf Investitionen. Oft werden die Rückkäufe auch noch fremdfinanziert (in 2023 laut S&P Global 28%). Bei steigenden Zinsen ist das riskant.

Zwischen 2012 und 2021 gaben die 465 größten US-Firmen acht Bill. Dollar für Rückkäufe aus – doppelt so viel wie für Investitionen in neue Anlagen. Unternehmen investieren so in den Kurs, nicht in die Zukunft. Boni-Anreize für Vorstände verschärfen das Problem zusätzlich.

Aktienrückkäufe – kein gutes Zeichen. Sie sind oft ein Beleg für fehlende Strategie. Wer langfristig denkt, investiert ins Unternehmen. Meist gilt: Wer auf kurzfristigen Schein setzt, zieht Rückkäufe vor.

Tom McClellan in Ergänzung des Themas „Put/Call-Verhältnis“ (vor einer Woche hier): Ich sage gerne, dass es für den gesamten Aktienmarkt nur 2 Fundamentaldaten gibt, die wichtig sind. Vergessen Sie Kurs-Gewinn-Verhältnisse, Dividendenrenditen, Buchwert usw. Die einzigen beiden Fundamentaldaten, die für den Aktienmarkt wichtig sind, sind: (1) Wie viel Geld ist vorhanden? und (2) Wie viel davon will investiert werden?

Die US-Notenbank steuert weitgehend Faktor Nummer 1, wobei Veränderungen der Geldmenge eine große Rolle spielen. QE und QT spielen ebenfalls eine Rolle, ebenso wie die sanfte QE des Reverse-Repos-Marktes. Die Fed hat auch einen gewissen Einfluss auf Faktor 2, denn die Kontrolle der Fed über die kurzfristigen Zinssätze bedeutet, dass die Einlagenrenditen, die an die Maßnahmen der Fed gebunden sind, um das Geld der Anleger konkurrieren.

Ein sehr niedriges Put/Call-Verhältnis oder andere extreme Stimmungswerte deuten darauf hin, dass der Fundamentalfaktor Nr. 2 so weit wie möglich gestreckt ist. Der Optionshandel hat keinen Einfluss darauf, wie viel Geld vorhanden ist. Aber er sagt uns etwas über den Geisteszustand der Anleger, ein Zustand, der sich im Handumdrehen ändern kann, wenn der richtige Anreiz besteht. Das ist hier das Risiko. So weit McClellan.

Der S&P 500 hat am zurückliegenden Freitag bei 5958,38 geschlossen. Er notiert über der EMA50 (5645, steigend) und über der EMA200 (5652, leicht steigend) (Chartquelle).

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Die USA und die VR China haben sich doch noch ein wenig lieb. Mit dieser Nachricht vom zurückliegenden Wochenende brach der S&P 500 über den u.a. vom Hoch aus Mitte Juli 2024 stammenden Pegel bei 5674 nach oben aus. Es entstand eine Aufwärtslücke zwischen 5692 und 5787. Das „Death Cross“ vom 11. April, es gilt als schlechtes Omen, steht auf dem Prüfstand. Für ein als gutes Omen gesehenes „Golden Cross“, den Schnitt der EMA50 von unten durch die EMA200, fehlen gerade noch sechs Punkte. Beide EMAs steigen, das zeigt Aufwärtsdynamik auf mehreren Zeitebenen an. Da der Kurs jedoch weit von dem möglichen Kreuzungspunkt entfernt ist, ist die Wahrscheinlichkeit zunächst schwächerer Kurse nach dem Vollzug des „Golden Cross“ hoch.

Die Marktindikatoren notieren mit 71:0 per Saldo bullisch. Die Volumenverteilung im S&P 500 ist weiter in Akkumulation. Das ist zwar per se bullisch zu werten, jedoch ist diese Phase nun klar überdehnt. Weitere Daten hinsichtlich der Volumenverteilung sprechen nicht gegen ein bullisches Bild. Die Marktbreite nach TRIN ist bullisch, die ADL-Linie zeigt im bullischen Status anhaltenden Tempoverlust. Die Stimmungsindikatoren: Das Verhältnis SPX/VIX ist neutral und in „Doubt“. Das totale Put/Call-Verhältnis (PCR) bleibt mit 0,69 bullisch. Das PCR für Aktien ist mit 0,43 sehr bullisch, das für ETFs kommt auf 0,88, für den Index notiert es bei 0,96.

Der VIX, Angstmesser an Wall Street, notiert bei 17,24 unter seiner EMA50 (24,05, sinkend). Nach Stochastik und MACD ist wohl noch mit ‚seit-, abwärts’ zu rechnen. Die Auswertung der tatsächlichen und der impliziten Volatilität des S&P 500 meldet „Selbstzufriedenheit“. Der bullische Herdentrieb…

Der Verlauf der Rendite von Ramsch-Anleihen zeigt sich in der Berichtswoche per Saldo weiter gesteigerte Risikoneigung (der Wert wird mit einem Tag Verzögerung veröffentlicht). Der TQual-Indikator, gebildet aus RSI, Stochastik und MACD internationaler Aktienindices läuft im bullischen Bereich aufwärts, der Status ist weiter bullisch.

Bis hierhin dürfte davon auszugehen sein, dass der Index noch nach oben tendiert.

Die fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis sehen bei Aktien zyklische Eigenschaften als dominant an. Bullische Kursmuster dominieren und laufen weiter aufwärts, bärische mit leichter Aufwärtstendenz. Es wird „Inflow“ angezeigt. Die Prognose der TimePatternAnalysis für den S&P 500 sieht den Index zunächst seitwärts laufen. Signifikante Zyklen gibt es so gut wie keine, die wenigen verbleibenden sind überdehnt. Es wird ein kurzfristig volatiler Kursverlauf abgeleitet.

Zusammengefasster Ausblick auf die nächste Woche: Wenig verändert – das Bild trübt sich für die Bullen schnell ein, wenn 5637 gebrochen wird (etwa die Zusammenführung der betrachteten EMAs). Darunter käme 5500 ins Visier. Auf der Oberseite liegt das erste Bullen-Ziel bei 6000, bzw. 6020.

Weitere Perspektive: Ein beachtlicher Sprung – wo landet der S&P 500? Auf Sicht einiger Tage dürfte es zu einer Konsolidierung der Gewinne kommen. Was günstig für dem Bestand des Bull-Runs wäre. Auf der Unterseite muss (spätestens) der Bereich bei ~5370 halten, um die bullische Grund-Ausrichtung nicht zu gefährden.

Das große Bild: …bleibt weiterhin angeschlagen. Neue Topps sind auf sechs bis zwölf Monate weniger wahrscheinlich.

Die Charts der zusammengefassten Marktindikatoren, der Auswertung der Rendite der Ramsch-Anleihen, sowie der fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis, die Übersicht über die automatisch generierten Trading-Tipps und der Prognosechart des Tages werden börsentäglich auf der Startseite aktualisiert.

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