S&P 500 – Bullen vor

Die Aktienmärkte steigen weiter, der S&P 500 hat die Verluste seit der Zollankündigung Anfang April wettgemacht. Vermutungen über Zollgespräche zwischen den USA und China stützen, ebenso die als robust angesehenen Daten vom US-Arbeitsmarkt. Das im ersten Quartal schrumpfende US-BIP wird abgehakt. Der Risiko-Appetit nimmt weltweit wieder zu.

S6P 500 und NDX stehen jetzt höher als am „Tag der Befreiung“, dem 2. April, beim Dow fehlt auch nicht mehr viel. Der S&P 500 steigt auf Wochensicht um 2,9%, er hat den neunten Tag in Folge im Plus geschlossen. Das ist die längste Gewinnserie seit mehr als 20 Jahren. NDX und Nasdaq Composite kommen auf jeweils +3,4%. Der Dow gewinnt 3,0%. Der DAX schafft weitere 3,8%. Die Ölpreise der Sorten Brent und WTI sehr schwach mit –6,6%, bzw. –7,4%. Der CRB-Rohstoffindex verliert 2,7%; Kupfer sehr volatil, aber kaum verändert. Gold (in Dollar) verliert auf Wochensicht weitere 2,3%, Silber –1,4%.

blank

Die Rendite der 10yr-TNotes fester mit +1,3%. Die Rendite der 2yr-TNotes im Wochenvergleich fester mit +1,0%, die Rendite der 13wk-TBills steigt nach zwei Verlustwochen um 0,4%. Euro/Dollar leichter mit –0,5%, der Dollar-Index +0,5%. Dollar/Yen steigt Wochensicht um 0,9%, Euro/Yen gut behauptet mit +0,3%.

blank

Unter der Oberfläche großer Aktien-Indices: Der BKX-Index regionaler Banken (Fortführung des KBW) legt auf Wochensicht um weitere 4,3% zu. Gegenüber dem Allzeithoch aus Mitte Januar 2022 (147,56) steht er 17,3% tiefer. Der „Globalisierungsindikator“, der Dow Jones Transport Index (DJT), mit +4,3% fester, er steht nun 20,3% unter seinem Allzeithoch von Ende November 2024 (17754,38). Der „Technologieindikator“, der Halbleiterindex SOX, gewinnt weiter 3,4%. Er notiert nun 25,5% unter seinem Allzeithoch vom 10. Juli 2024 (5904,54).

Der Rendite-Spread am langen Ende im Wochenvergleich im positiven Bereich unverändert. Der Spread über das gesamte Spektrum weitet sich etwas aus. Der Spread zwischen der Rendite der 2yr-TNotes und der eff FFR ist etwas weniger negativ. Die Erwartungen hinsichtlich einer Leitzins-Senkung scheinen auf mittlere Sicht weiterhin zwei Zinsschnitte zu sehen. Die Zinsstruktur versteilert sich am kurzen Ende etwas.

Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe des Institute of Supply Managers sinkt den dritten Monat in Folge und ist im April in Kontraktion gerutscht. Der Sub-Index für Produktion zeigt sich schwach. Der ISM-Index gilt als einer der zuverlässigsten Frühindikatoren für das US-Wirtschaftswachstum.

Zuvor wurde bekannt, dass der Index des Verbrauchervertrauens (CCI) im April mit einem Minus von 8 Punkten auf ein fast fünfjähriges Tief gefallen ist. Dies ist der fünfte monatliche Rückgang in Folge und der stärkste seit 2008. Der Rückgang wurde von der Erwartungskomponente des CCI angeführt. Die Beurteilung der aktuellen Lage ist relativ positiv. Das Verhältnis zwischen der Komponente der aktuellen Lage und der der Erwartungen ist jedoch im April wie bei vergangenen Rezessionen stark angestiegen.

Der PCE-Kernpreisindex, der Nahrungsmittel und Energie ausschließt, verringerte sich im März um +0,03% (+0,3% auf Jahresbasis), nachdem er im Februar stark nach oben revidiert worden war. Auf Jahressicht ist er um 2,7% angestiegen. Das war auch so erwartet worden. Meine „effektive“ Inflation, die die unterschiedlichen Verläufe der Kern- und der „Headline“-Inflation berücksichtigt, hat den Rückgang aus Januar und Februar fortgesetzt und liegt für März bei zwei Prozent.

Das Q1-BIP der USA ist in der ersten Schätzung leicht geschrumpft, real um 0,3%. Das ist der erste Rückgang seit der Pandemie. Die Nettoexporte zogen fast fünf volle Prozentpunkte vom BIP ab – hierzu kam es durch Front-Running bei den Importen. Diese Importe tragen zu einem höheren Lagerbestand bei, was sich positiv auf das BIP auswirkt (und negativ, wenn er abgebaut wird). Die Konsumausgaben steigen, die Investitionen nehmen zu. Also ist doch (fast) alles in Ordnung?

In diesem Zusammenhang ein Blick auf den McDonalds-Indikator – der Umsatz im ersten Quartal 2025 um 3,6% gesunken. Dies ist der stärkste vierteljährliche Rückgang seit dem Beginn der Pandemie. Das Unternehmen stellte außerdem fest, dass die Ausgaben von Verbrauchern mit niedrigem und mittlerem Einkommen im Vergleich zum Vorjahr im nahezu zweistelligen Prozentbereich zurückgegangen sind. McDonalds ist kein Spitzenrestaurant, es könnte ein weiteres Zeichen dafür sein, dass die Realwirtschaft abkippt. Oder auch nicht… Die endgültige GDPNow BIP-Prognose für Q1 betrug -1,5%. Die erste GDPNow-Prognose für Q2 zeigt +2,4%.

Yardeni sieht auch nach den jüngsten Wirtschaftsberichten die subjektive Wahrscheinlichkeit einer Rezession weiterhin bei 45%. Die von mir verfolgten Rezessions-Indikatoren zeigen von der Makro-Seite her gegenwärtig keine signifikante Wahrscheinlichkeit, auch aus Sicht der Entwicklung bei Geld und Kredit ist eine Rezession momentan wenig wahrscheinlich. Aus Sicht von Renditen und Renditestruktur war eine Warnung mit Unterbrechungen seit August 2022 bis November 2024 aktiv. Demnach wäre mit einer Rezession innerhalb den nächsten vier bis sechs Quartale zu rechnen. Unter dem Strich dürfte Yardeni mit seiner Einschätzung nicht falsch liegen.

Die Aktienkurse bekamen am zurückliegenden Freitag neuen Schub („Nachbrenner“?). Der US-Arbeitsmarktbericht für April ist besser ausgefallen als erwartet. Die Gesamtzahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg um 177.000 auf einen Rekordwert von knapp 160 Millionen Arbeitsplätzen. Der Schwachpunkt: Die zivile Beschäftigung in der Bundesregierung ging im April weiter zurück, das ist der dritte Monat in Folge. Die Daten zeigen die vollen Auswirkungen des Stellenabbaus noch nicht, etwa weil Beschäftigte zwar freigestellt, aber noch bezahlt werden.

Die Magnificent-7 sind immer noch großartig. Drei von ihnen (Alphabet, Meta und Microsoft) haben die Gewinnerwartungen für Q1 übertroffen. KI bringt zwar den Anbietern von großen Sprachmodellen eventuell Geld ein, aber das Ergebnis wird in jedem Fall eine größere Nachfrage nach Cloud Computing sein. Das stärkt insbesondere Google/Alphabet und Microsoft.

Präsident Trump hatte zuletzt behauptet, er habe einen Anruf vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping erhalten und befinde sich in aktiven Gesprächen mit ihm. Das wurde von chinesischer Seite als „haltlos“ oder „Fake News“ abgetan. Am Freitag aber erfreute eine Nachricht, dass China das Angebot der USA zur Aufnahme von Handelsverhandlungen prüft. China warnte allerdings, die Verhandlungen hingen davon ab, dass die USA ihre einseitigen Zollerhöhungen zurücknehmen.

Die jüngste Volatilität am US-Schatzmarkt hat gezeigt, wie stark fremdfinanzierte Hedge-Fonds-Strategien, insbesondere „Relative-Value“-Geschäfte, die Marktdynamik verändern. Diese Geschäfte haben zwar dazu beigetragen, die staatlichen Kreditkosten trotz steigender Zinssätze zu stabilisieren, aber sie haben den Markt auch anfälliger für plötzliche Schocks gemacht, wie der jüngste Ausverkauf, der durch die Angst vor Zöllen und Inflation ausgelöst wurde. Die Anleger verlangen zunehmend höhere Renditen für langfristige Anleihen, was auf die wachsende Besorgnis über fiskalische Risiken und politische Unsicherheit zurückzuführen ist.

David Solomon, CEO von Goldman Sachs, sprach auf der jährlichen Investitionskonferenz des norwegischen Staatsfonds in Oslo über die Auswirkungen von Präsident Trumps Handelskrieg und die politische Unsicherheit. Er warnte, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle kurzfristig anhalten könnten, da die Unsicherheit die Unternehmen dazu veranlasse, ihre Investitionen und Ausgaben einzuschränken. Solomon sprach auch über die Zukunft des Dollars als Reservewährung, über Chancen auf den europäischen Märkten und über seinen Ausblick auf das globale Wachstum. „Wenn es ein hohes Maß an Unsicherheit gibt, schnallen die Menschen den Gürtel enger, investieren weniger, geben weniger aus, und all das bremst das Wachstum“, sagte Solomon. Aha!

Es wird erwartet, dass Präsident Trump einen Haushaltsvorschlag vorlegen wird, der Kürzungen bei den Bundesausgaben in Höhe von 163 Mrd. Dollar vorsieht. Der Entwurf zielt Berichten zufolge auf eine Reihe von diskretionären Programmen ab, darunter Initiativen für Klima und saubere Energie, Gesundheitsforschung, Bildung und Auslandshilfe. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehören die Streichung bestimmter EPA-Programme, die Schließung von USAID und die Kürzung der Budgets für die NIH und NSF. Der Plan spiegelt ein breiteres Bestreben wider, die Bundesausgaben einzudämmen und mehr Verantwortung auf die Regierungen der Bundesstaaten zu übertragen.

Die Zinssätze an den US-Finanzierungsmärkten sind gestiegen, was auf Liquiditätsengpässe Ende April hindeutet, die durch die Zollpolitik von Trump ausgelöst wurden und zu Risikominderung und Marktverwerfungen führten. Die Secured Overnight Financing Rate erreichte mit 4,36% den höchsten Stand seit zwei Wochen, während die Nachfrage nach gesponserten Repo-Geschäften stark angestiegen ist. Die Fed hat den Abbau ihrer Bilanz verlangsamt, um potenzielle Belastungen abzumildern.

Tatsache ist, dass Trumps Zölle auf eine ohnehin fragile chinesische Wirtschaft treffen. Der chinesische Index für das Verbrauchervertrauen blieb im März sehr niedrig und bewegt sich um die Tiefstände nach Covid. Die chinesischen Haushalte haben durch das Platzen der Immobilienblase einen erheblichen Vermögensschaden erlitten. Dazu tragen auch die trotz der Rallye zu Beginn dieses Jahres immer noch gedrückten chinesischen Aktienkurse bei. Die offizielle chinesische Umfrage unter Einkaufsmanagern zeigt im April deutliche Rückgänge bei den Indizes für neue Exportaufträge sowohl im nicht-verarbeitenden als auch im verarbeitenden Gewerbe. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe lag im April wieder unter 50. Das gilt auch für den Produktions-und den Auftragseingangs-Index. Der Beschäftigungsindex liegt schon seit Jahren meist unter der Schwelle von 50, die Kontraktion und Expansion trennt. (Siehe auch hier!).

China hat im Vergleich zu den USA die dynamischere Volkswirtschaft und wird langfristig aus dem derzeitigen Handelskrieg als Sieger hervorgehen, wie Hua Bin sagt. Kurz- und mittelfristig ist das Land aber anfällig für Versuche, es wirtschaftlich zu isolieren. Es liegt auf der Hand, dass das Land den Binnenkonsum ankurbeln muss. China hat viele Möglichkeiten, den Konsum auch kurzfristig fiskalisch zu stimulieren, zumal der Staat den Kreditfluss über die staatlichen Banken kontrolliert. Auf längere Sicht aber ist es wichtig, die Sozialsysteme (Renten, Gesundheitssystem) zu verbessern. Das würde einen Anreiz schaffen, die hohe Sparquote von rund 40% des BIPs zu senken, was der Stärkung des internen Konsums zugute käme.

Erinnern Sie sich noch daran, als der ausländische Appetit auf US-Staatsanleihen zu versiegen drohte und die USA bald nicht mehr in der Lage sein würden, ihre Schulden zu verkaufen? Das war vor, nun ja, drei Wochen – hat nicht lange gehalten (Chartquelle).

blank

Und dennoch – der Chart weist auf ein Problem hin. Auch darum geht es bei den folgenden Beiträgen.

Die Rolle der USA als weltgrößter Konsument von Industriegütern und größter Produzent von Schuldtiteln zur Finanzierung ihres Überkonsums ist nicht nachhaltig, schreibt Ray Dalio. Die Annahme, dass man den USA verkaufen und leihen kann und mit harten (d.h. nicht abgewerteten) Dollars auf seine US-Schuldenbestände zurückbezahlt wird, ist naiv. Die unhaltbar großen Handels- und Kapitalungleichgewichte treffen auf die Deglobalisierung und müssen folglich abgebaut werden. Dalio:
1) Wir stehen am Rande des Zusammenbruchs der Währungsordnung, der innenpolitischen und der internationalen Weltordnung aufgrund unhaltbarer, schlechter Fundamentaldaten, die leicht zu erkennen und zu messen sind,
2) Die Abfolge der Ereignisse, die zu diesen zunehmenden Störungen führen, ähnelt denen, die im Laufe der Geschichte immer wieder aufgetreten sind.
3) Es besteht ein wachsendes Risiko, dass die USA sich diesen Herausforderungen stellen müssen. Dabei werden sie zunehmend von einer Welt von Ländern isoliert, die neue Synapsen um die USA herum schaffen.
Wenn die Staatsverschuldung im Verhältnis zur Geldmenge, die für den Schuldendienst benötigt wird, zu hoch ist, wird die Regierung entweder die Geldmenge erhöhen und/oder den Betrag, den sie zahlen wird, reduzieren. Beides ist nicht gut für die Inhaber von Schuldtiteln. So weit Dalio.

Felix Zulauf prognostiziert einen makroökonomischen Regimewechsel: von Globalisierung zu Protektionismus, von Dollar-Dominanz zu multipolarem Handel, von Disinflation zu strukturell höherer Inflation. Er prognostiziert, dass die Marktvolatilität im Zuge der Neuausrichtung des Systems erhöht bleiben wird.
Er glaubt, dass sich die Aktienmärkte einem mittelfristigen Tiefpunkt nähern, insbesondere wenn Trump die Zölle vor den Zwischenwahlen 2026 abbaut. Bis Herbst sollte man in wirtschaftlicher Schwäche eher Liquidität aufbauen und dann auf eine zwei Jahre anhaltende Rallye bei Aktien setzen. Er prognostiziert einen Anstieg des S&P 500 in den Jahren 2026 und 2027 um bis zu 40% gegenüber dem aktuellen Stand. Er ist bärisch für Bonds und den Dollar, bullisch für Rohstoffe.
Er geht auch davon aus, dass der Ölpreis beim derzeitigen Stand allmählich einen Boden ausbildet und dann aufgrund unzureichender Investitionen, geopolitischer Veränderungen und der Auffüllung strategischer Reserven per Spätjahr 2027 über 150 bis 200 Dollar pro Barrel steigen wird (kein Tippfehler).
Gold: Als sicherer Hafen und De-facto-Reservewährung. Die derzeitige Rallye geht in eine parabolische Höhepunktphase über (Ziel: 3.400 Dollar), bleibt aber strukturell bullisch, da die Hegemonie des Dollars schwindet.
Auf einer höheren Ebene argumentiert er, dass wir das Ende der von den USA geführten Wirtschaftsordnung der Nachkriegszeit erleben und in eine Ära eintreten, in der Geopolitik, Inflation und Handelskonflikte die Kapitalströme und die Geldpolitik stärker bestimmen als in den zurückliegenden 30 Jahren. Das war Zulauf.

Howard Marks: Es geht nicht um einen Handelskrieg, es entwickelt sich eine globale wirtschaftliche Spaltung. Jahrzehntelang lautete die Devise: Long bei multinationalen Unternehmen, long in Schwellenländern, short auf Volatilität, Baisse-Kurse sind Kaufkurse. In einer zollintensiven, fragmentierten Welt gilt: Die Margen werden gedrückt, Lieferketten brechen zusammen. Es kommt zu unvorhersehbaren Inflationsschüben. Die politischen Risiken nehmen zu.
Daraus folgt für Marks: Preissetzungsmacht von Unternehmen bedeutet Überleben. In einem fragmentierten, inflationären Markt gewinnen die Unternehmen, die in der Lage sind, ihre Lieferkette zu kontrollieren, ihre eigenen Preise festsetzen, regional operieren können und höhere Inputkosten verkraften können. Dies wird zu einer radikalen Neubewertung der Sektoren führen.
Die wahrscheinlichen Gewinner werden sein: Inländische Hersteller, Verteidigung, sowie Luft- und Raumfahrt, Rohstoffe und Bergbau, Infrastruktur und Versorgungsunternehmen, Industrieunternehmen mit Preissetzungsmacht. Marks: „Sichere Anlagewerte werden wieder wichtig werden“.
Die Verlierer werden wahrscheinlich sein: Globale, von Importen abhängige Einzelhändler, verschuldete Unternehmen, die Zinsschocks ausgesetzt sind, Technologieunternehmen mit schwachen Margen, exportabhängige Schwellenländer. Damit sind viele der heutigen Marktlieblinge in diesem neuen Umfeld strukturell benachteiligt.
Das permanente Risiko: Politische Interventionen. Wenn die Inflation anhält und der wirtschaftliche Druck zunimmt, werden die Regierungen bestimmte Industrien subventionieren, Preiskontrollen einführen, sowie Kapitalflüsse einschränken. Die Finanz-Märkte sind für diese Art von Eingriffen nicht gerüstet. So weit Marks, Mitbegründer und Co-Vorsitzender von Oaktree Capital Management, dem weltweit größten Investor in notleidende Wertpapiere (Anleihen).

Die zitierten Meinungen von Zulauf, Marks und Dalio decken sich in der Annahme: Wir stehen am Rande des Zusammenbruchs der Währungsordnung, der innenpolitischen und der internationalen Weltordnung aufgrund unhaltbarer, schlechter Fundamentaldaten. Die Deglobalisierung führt dazu, dass die Handels- und Kapitalungleichgewichte zugunsten der USA untragbar werden. Es findet ein Regimewechsel statt von Globalisierung zu Protektionismus, von Dollar-Dominanz zu multipolarem Handel, von Disinflation zu strukturell höherer Inflation. Wie sich das auf die Unternehmen auswirkt, hat Marks sehr gut dargestellt.

Die zyklische Sicht: Es findet in gewissem Sinne eine Rückabwicklung der Geschichte seit den frühen 1970er Jahren statt. Das würde ich als grobes Drehbuch sehen. Die drei bis vier Dekaden sinkender Zinsen sind zu Ende, sie steigen vermutlich viel schneller als sie zuvor gesunken sind. Kapital wird wieder teuer, demzufolge müssen Investitionen gut durchdacht sein. Das führt auch dazu, solide Unternehmen mit einem stabilen Geschäftsmodell zu bevorzugen.

David L. Bahnsen hebt auf einen kürzeren Horizont ab: Lieferketten sind eine komplizierte Angelegenheit, dennoch können wir Folgendes mit Sicherheit sagen und kennen die allgemeinen, mit Vorbehalten behafteten Zeitangaben:
– Bei den Containern im Transitverkehr ist es bereits zu Verspätungen und Annullierungen gekommen.
– Die Anlieferungen in den Häfen werden wahrscheinlich bis Mitte oder Ende Mai erheblich zurückgehen.
– Die Lkw-Nachfrage hört dann auf bzw. bricht von dort aus zusammen.
– Anfang Juni werden die Regale in den Geschäften immer leerer
– Entlassungen folgen wahrscheinlich auf den zweiten, dritten und vierten der genannten Schritte
– Dann wird es einfacher, eine Rezession auszurufen (falls dies nicht schon geschehen ist)
Das Szenario, bzw. die zeitliche Abfolge der einzelnen Etappen wird in einer Analyse von Apollo Investments ähnlich gesehen.

Die zitierten Sichtweisen auf die kommenden sechs Monate bei Aktien laufen so ziemlich auf das Gleiche hinaus: Die Realwirtschaft kommt ins Stolpern. Womöglich springt die Fed bald zur Seite und öffnet die Geldschleusen. Die Zollthematik kommt mit er Zeit aus den Schlagzeilen, auch weil Trump in seinem „Respekt“ vor den Kursen (siehe hier!) und vielleicht bald schon im Hinblick auf die Midterm-Wahlen in den USA Rückzieher macht. So würde auch das Szenario von Zulauf plausibel, ebenso die Sicht von Yardeni.

Ed Yarden ist der Meinung, dass die Märkte inzwischen so sehr von Pessimismus durchdrungen sind, dass es eines Zusammenbruchs im Stil von Lehman bedürfte, um ihn zu rechtfertigen. Aber den sieht er nicht kommen. Und er glaubt, dass es ein teurer Fehler sein könnte, 2025 zu früh aufzugeben. Sein „Roaring Twenties“-Szenario sei übergeordnet weiter gültig. Sein Jahresendziel für den S&P 500 liegt bei 6000. Die Jahresendziele für 2026 bei 7000, 8000 im Jahr 2027, 9000 im Jahr 2028 und (immer noch) 10.000 im Jahr 2029.

Der S&P 500 hat am zurückliegenden Freitag bei 5686,67 geschlossen. Er notiert über der EMA50 (5576, leicht steigend) und über der EMA200 (5639, flach) (Chartquelle).

blank

Am Donnerstag der Berichtswoche sprang der Index mit einer Aufwärtslücke über die EMA50 und steht jetzt über dem 50er Retracement des Aufwärtsimpulse aus August 2024, sowie einem Pegel bei 5674, der u.a. vom Hoch aus Mitte Juli 2024 stammt. Die Abwärtslücke (zwischen 5497 und 5573) vom 3. April wurde geschlossen. Das „Death Cross“ vom 11. April hat Bestand, es gilt als schlechtes Omen. Aber ein „Golden Cross“, der Schnitt der EMA50 von unten durch die EMA200, ist nicht aus der Welt.

Die Marktindikatoren notieren mit 57:14 per Saldo mäßig bullisch. Die Volumenverteilung im S&P 500 ist weiter in Akkumulation. Das ist per se bullisch zu werten. Weitere Daten hinsichtlich der Volumenverteilung unterstreichen das bullische Bild. Die Marktbreite nach TRIN ist jetzt bärisch, die ADL-Linie zeigt im bullischen Status Tempoverlust. Die Stimmungsindikatoren: Das Verhältnis SPX/VIX ist neutral und in „Doubt“ (kein überschäumender Optimismus). Das Put/Call-Verhältnis bleibt bullisch.

Der VIX, Angstmesser an Wall Street, notiert bei 22,68 unter seiner EMA50 (25,92, leicht sinkend). Die am 3. April gerissene Aufwärtslücke ist nun definitiv geschlossen. Nach Stochastik und MACD ist wohl nach ‚abwärts’ noch kurz mit ‚seitwärts’ zu rechnen. Das lässt für den S&P 500 zunächst nicht mehr viel Aufwärtsdruck erwarten. Die Auswertung der tatsächlichen und der impliziten Volatilität zeigt keine „Selbstzufriedenheit“.

Der Verlauf der Rendite von Ramsch-Anleihen zeigt sich in der Berichtswoche volatil, per Saldo aber wenig veränderte Risikoneigung (der Wert wird mit einem Tag Verzögerung veröffentlicht). Der TQual-Indikator, gebildet aus RSI, Stochastik und MACD internationaler Aktienindices läuft im neutralen Bereich bestätigt aufwärts (bullisch), der Status ist neutral.

Bis hierhin dürfte davon auszugehen sein, dass die Erholungstendenz pausiert. Konsolidierung scheint angesagt.

Die fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis sehen bei Aktien lineare Eigenschaften als dominant an. Bullische Kursmuster dominieren jetzt und laufen weiter aufwärts, bärische abwärts. Es wird „Inflow“ angezeigt. Die Prognose der TimePatternAnalysis für den S&P 500 sieht den Index mit instabilem Zyklusgerüst zunächst noch seitwärts, leicht aufwärts laufen (~5730 – automatische Trading-Empfehlung „Hold Call“). Danach wird eine Abwärtsbewegung womöglich bis in den Bereich von 5300 angezeigt. Der fraktale Hintergrund zeigt für Aktien allgemein gegenüber der Vorwoche nur noch mäßige bullische Dynamik.

Zusammengefasster Ausblick auf die nächste Woche: Das Bild trübt sich für die Bullen schnell ein, wenn die EMA50 bei 5576 gebrochen wird. Dann käme 5500 ins Visier. Darunter liegt die Aufwärtslinie aus Oktober 2022. Auf der Oberseite liegt das erste Bullen-Ziel im Pegel bei 5759, zusammenfallend mit dem 38er Retracement des Aufwärtsimpulses von Anfang August 2024.

Weitere Perspektive: Die Erwartung einer Handelsspanne zwischen ~5500 und ~5250 hat sich nicht realisiert. Die bullische Dynamik war größer als gedacht. Welche gute Meldung könnte die Bullen jetzt weiter antreiben? In der kommenden Woche, am 6. und 7. Mai tagt das FOMC der Fed. Ein Zinsschnitt wird mehrheitlich nicht erwartet. Entscheidend ist mal wieder die Kaffeesatzleserei in den Verlautbarungen. Der Bereich bei ~5280 muss halten, um die bullische Grundstimmung nicht zu gefährden.

Das große Bild: …ist stark angeschlagen, so dass momentan alle bullischen Aktivitäten Gegenbewegungen gegen die bärische Schwerkraft sind. Und die Rahmenbedingungen trüben eher weiter ein. Neue Topps sind auf sechs bis zwölf Monate weniger wahrscheinlich.

Die Charts der zusammengefassten Marktindikatoren, der Auswertung der Rendite der Ramsch-Anleihen, sowie der fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis, die Übersicht über die automatisch generierten Trading-Tipps und der Prognosechart des Tages werden börsentäglich auf der Startseite aktualisiert.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bewertung: 5.0/5
Please wait...
blank