Es geht nicht um China oder Europa… Alle sind damit beschäftigt, darüber zu debattieren, ob es sich bei Trumps neuer Zollrhetorik um Protektionismus, Wahltaktik oder geopolitische Strategie handelt. Aber das geht am Thema vorbei, völlig …
Was wie Protektionismus aussieht, könnte in Wirklichkeit eine Rezessionsstrategie sein.
Das schreibt Bitpanda-CEO Eric Demuth auf LinkedIn. Und vermutet: Vielleicht ist die wirtschaftliche Abkühlung gar kein Nebeneffekt, sondern genau das Ziel.
Nachfolgend bringe ich eine Übersetzung aus dem Österreichischen, äh, Englischen [Bitpanda ist in Wien ansässig]:
„Die US-Regierung steht vor einer massiven Refinanzierungswelle. Bis Ende 2026 muss sie 9 Bill. Dollar (ja, Billionen mit einem 'T') an fälligen Staatsanleihen umtauschen. Der größte Teil dieser Anleihen wurde in den Jahren begeben, in denen die Zinssätze fast bei Null lagen – eine Zeit, die wir so schnell nicht wieder erleben werden. Heute liegt die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen unter 4,20%, nachdem sie in Q4/2024 einen Höchststand von über 4,60% erreicht hatte.
Dieser Satz ist die Zahl, auf die es ankommt. Jeder einzelne Basispunkt, der eingespart wird, bedeutet eine Zinsersparnis in Milliardenhöhe im nächsten Jahrzehnt.
Und hier ist die brutale Wahrheit: Die einzige realistische Möglichkeit, diese Rendite zu senken, besteht darin, die Wirtschaft zu bremsen. Wenn nötig, mit Gewalt.
Einführung von Zöllen; Einsatz von „wirtschaftlichem Nationalismus“. Das sind Maßnahmen, die irrational aussehen, aber genau darauf abzielen, die langfristigen Wachstumserwartungen zu dämpfen.
Und ja, ich verstehe das Argument, dass Zölle kurzfristig zu Inflation führen können. Aber was wir hier sehen, ist eine systematische und groß angelegte Umsetzung, die mittelfristig eine Rezession in der US-Wirtschaft auslösen wird. Und das ist genau das Szenario, das ich oben beschrieben habe.
Eine schwächere Wirtschaft führt zu niedrigeren Inflationserwartungen, geringerer Kapitalnachfrage und damit zu niedrigeren Renditen. Das ist genau das, was Trump -und offen gesagt jeder, der an der Spitze einer schuldengeplagten Supermacht steht- im Moment braucht.
Es geht nicht nur um Zölle. Wir sehen eine bewusste Duldung, ja sogar Planung einer wirtschaftlichen Verlangsamung. Der Spielplan ist klar:
1. Die Renditen jetzt unterdrücken.
2. Billionen zu niedrigeren Kosten refinanzieren.
3. Dann in den Stimulus-Modus wechseln, die Wirtschaft ankurbeln und die Geldschleusen wieder öffnen.
Wir haben diesen Film schon einmal gesehen. Denken Sie an 2020-2021. Quantitative Lockerung in großem Umfang. Nullzinsen. Explosive Risiko-Rallye. Das wird sich nicht wiederholen, bis dieser Refinanzierungszyklus abgeschlossen ist – und bis die 10-jährige Rendite unter Kontrolle ist.
Bis dahin bleiben wir in einem Umfeld knapper Liquidität. Die Fed ist immer noch dabei, ihre Bilanz zu reduzieren, und die Risikoaktiva -vor allem im Tech- und Kryptobereich- bleiben infolgedessen gedämpft.
Wenn also das nächste Mal jemand sagt, dass Trump „einen Handelskrieg anzettelt“, sollten Sie das anders sehen. Es handelt sich nicht um einen Handelskrieg.
Es ist ein Renditekrieg.
Und für diejenigen, die die Märkte beobachten: Verfolgen Sie die Renditekurve 10-jähriger Staatsanleihen. Dort wird die wahre Geschichte geschrieben."
Anmerkung
Die Sichtweise scheint „verrückt". Und genau deshalb sollte man darüber nachdenken. So machen nicht wenige der anscheinend diletantischen Winkelzüge plötzlich Sinn. Zwar können Trump & Co die Rezession der Biden-Regierung so nicht in die Schuhe schieben, aber über diese Schiene wird das drängendste Problem der USA direkt adressiert. Die Hypothese hat was – was meinen Sie?
Bei der Beobachtung der Märkte sollte man den Dollar (und Bitcoin) hinzunehmen.
Nachtrag
Martin Armstrong äußert sich ähnlich, auch er sieht als wichtiges Ziel sinkende Zinsen – allerdings eher zu dem Zweck, die Finanzierungskosten zu senken (z.B. für Firmen, die ihre Produktion in die USA zurückholen wollen oder für Leute mit hoher Belastung seitens Hypotheken oder für Häuslebauer…).
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