Mit den nun angekündigten neuen, umfassenden Importzöllen wird deutlich, dass die Trump-Administration in der Handelspolitik mehr sieht als ein Faustpfand in Verhandlungen. Es geht um einen grundsätzlichen Umbau der Handels- und Finanzpolitik.
Thomas Mayer sieht als das Ziel dahinter, dass Zölle zu mehr wirtschaftlicher Autarkie führen und die Zolleinnahmen einen Teil der Einkommensteuer ersetzen sollen. Im Unterschied dazu merkt Simplicius an, Trump gehe es um eine gezielte Abwertung des US-Dollar. Ziel sei dabei, die amerikanische Produktion über zunehmende Exporte wieder anzukurbeln.
Im November 2024 hatte Stephen Miran den Leitfaden „A User's Guide to Restructuring the Global Trading System“, der nach Ansicht von Experten genau dem entspricht, was Trump jetzt umzusetzen versucht. Einer der Kernpunkte des Dokuments befasst sich damit, den Dollar abzuwerten, um US-Exporte günstig zu machen und so die amerikanische Produktion zu beleben.
Hier kommt das Triffinsche Dilemma ins Spiel, das besagt: Ein Land, dessen Währung die globale Reservewährung ist, die von anderen Nationen als Devisenreserven zur Unterstützung des internationalen Handels gehalten wird, muss die Welt irgendwie mit seiner Währung versorgen, um die weltweite Nachfrage nach diesen Devisenreserven zu erfüllen. Diese Versorgungsfunktion wird nominell durch den internationalen Handel erfüllt, wobei das Land, das den Reservewährungsstatus innehat, ein unvermeidliches Handelsdefizit aufweisen muss.
Das Dilemma für ein solches Land besteht darin, dass die nationale Handelspolitik und seine Geldpolitik effektiv im Widerspruch zueinander stehen. Um seine Währung als Reservewährung zu behalten -und alle damit verbundenen geopolitischen Vorteile zu ernten- muss das Land seine eigene Wirtschaftsleistung durch ein großes Handelsdefizit schmälern. Das Land muss beständig mehr importieren als exportieren. Das beeinträchtigt die inländische Produktion bis hin zur völligen Aufgabe.
Warum muss ein Land ein Handelsdefizit aufweisen, um seinen Status als Weltreservewährung zu behalten?
Wenn eine Währung die Weltreservewährung ist, sind die Länder der Erde darauf angewiesen, sie im internationalen Handel ständig einzusetzen. Mit einer wachsenden Weltwirtschaft wächst die Notwendigkeit, die Dollar-Liquidität zu erhöhen. Die einzige Möglichkeit hierzu besteht darin, dass die USA stets mehr importieren als exportieren und die Netto-Käufe im Ausland mit Dollar tätigen. Wenn umgekehrt das Ausland netto mehr US-Waren kauft und mit Dollar zahlt, kämen Dollar in die USA zurück. Es herrschte dann ein Mangel an Dollar-Liqudität im Welthandel und das Ausland müsste anfangen, in eigenen Währungen zu handeln. Das wäre das Ende des Dollar-Reservesystems.
Armstrong Economics schreibt, die Annahme hinter der Methode, wie die reziproken Zölle berechnet wurden, ist, dass ein US-Handelsdefizit mit einem Land bedeutet, dieses nutze die USA aus. Die Weltwirtschaft ist jedoch stark vernetzt, und die Verhängung willkürlicher Zölle auf der Grundlage eines bilateralen Defizits spiegelt nicht das Gesamtbild wider. Wir können kein vollständiges Gleichgewicht im Handel erwarten. Die ärmeren Länder können einfach nie die gleiche Menge von Amerika kaufen wie dorthin geliefert wird. Die Löhne in diesen Ländern liegen weit unter dem US-Mindestlohn, so dass die Produktion allein aus Sicht der Arbeitskräfte billiger ist. Zum Beispiel wird niemand aus Kambodscha ein in Amerika hergestelltes Auto kaufen wollen. Und eine kambodschanische Fabrik wird ihren Betrieb nicht in die USA verlagern, um den 49%-igen Zoll zu umgehen. Ungleichgewichte sind ein natürlicher Bestandteil des Handels.
Die jetzt angekündigten Zölle sind nicht „reziprok“, wie die Trump-Administration behauptet. Es werden nicht die tatsächlichen Zölle betrachtet, die andere Länder für ihre US-Importe erheben. Durch die willkürliche Erhebung von Zöllen steigen die Kosten für in die USA importierte Waren. Die Erhöhung der Import-Zölle wird die Produktionskosten in die Höhe treiben. Die Belegschaft wird schrumpfen, die Gewinne sinken. Die Verbraucher tragen über höhere Preise die Hauptlast dieser Politik.
Der Ausverkauf vom Donnerstag an den Aktienmärkten ist ein Zeichen dafür, dass Kapital aus den USA abfließt. Die Trump-Administration hat der Welt im Grunde gesagt, dass Amerika für internationale Geschäfte geschlossen ist, und das Kapital reagiert auf diese Drohung. Die wirklichen Auswirkungen dieser Zölle werden sich bald zeigen, wenn wir tiefer in eine Phase der Stagflation eintreten, so Martin Armstrong.
Die USA kamen zwar im Rahmen der Globalisierung und mit der Etablierung des Dollar als Weltleitwährung in den Genuss billigerer Waren, aber Zölle alleine machen inner-amerikanische Investitionen nicht attraktiver. Die USA gefährden mit ihrer Handelspolitik den Status des Dollar als Weltleitwährung, wodurch sie auch dadurch bedingte geopolitische Vorteile aufs Spiel setzen. Dazu gehört auch ganz wesentlich, dass die Welt sich bisher auch über die relative Dollar-Schwäche an der zunehmenden Staatsverschuldung der USA beteiligt hat, indem sie bereitwillig Staatsanleihen gekauft hat. Den USA fiel es so besonders leicht, zu verschulden.
Die Länder der Erde erkennen ein weiteres Mal, dass die USA kein verlässlicher Faktor sind. Das erste Mal mussten sie mit den Sanktionen gegen Russland einsehen, dass es gefährlich sein kann, Kapital in Dollar im Ausland zu halten. Das ist mit ein Grund, warum die Nachfrage nach Gold so stark gestiegen ist. Jetzt können sie nicht sicher sein, dass Trump nicht wieder jederzeit an der Zollschraube dreht. Also werden sich immer mehr Länder bemühen, Alternativen zu eventuellen Lieferungen aus und in die USA zu finden.
Am Ende könnte das Kalkül der Trump-Adminstration nicht aufgehen – der Dollar hat seine Funktion als Reserve- und Leitwährung eingebüßt und gleichzeitig entwickelt sich das Exportgeschäft wie geplant. Dann stehen die USA am Ende isoliert da und haben womöglich auch noch mit massiven wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Im Hintergrund lauert die hohe Staatsverschuldung, die dann kein Ausländer mehr in seinen Büchern stehen haben möchte.
Auf der anderen Seite sind die USA mit Kapital und Macht überall in der Weltwirtschaft präsent, so dass mit Gegenschlägean auf allen Ebenen gerechnet werden muss. Ich erinnere nur daran, wie die Ampel Deutschland in kürzester Zeit hinsichtlich Gas-Lieferungen von den USA abhängig gemacht hat.
Hinsichtlich Globalisierung zeigt der folgende Chart, dass das Welthandelsvolumen um die Jahrtausendwende herum mit gemittelt über sechs Jahre acht Prozent seine höchste Zuwachsrate hatte. Von da an ließ das Wachstum zunächst schleichend, mit der Finanzkrise dann beschleunigt nach. Per 2024 kommt es noch auf zwei Prozent. Die Spitze des Wachstum des globalen BIP liegt mit gemittelt 4,5% im Jahr 2008. Aktuell kommt es noch auf drei Prozent. Klare Feststellung: Beide Zeitreihen befinden sich derzeit in einer Topp-Bildung.
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