Mit der Ankündigung neuer umfassender Zölle verlor der US-Aktienmarkt innerhalb von zwei Tagen 6 Bill. Dollar an Marktkapitalisierung. Das ist weit mehr als die 4,4 Bill. Dollar, die im ersten Covid-Schock im März 2020 verloren gingen. Der Ausverkauf griff am Freitag auf die ganze Welt über. Staatsanleihen waren hingegen heiß begehrt.
Der S&P 500 verliert auf Wochensicht 9,1%, NDX und Nasdaq Composite kommen auf –9,8%, bzw. –10,0%. Der Dow büßt 7,9% ein. Der DAX sehr schwach mit –8,1%. Die Ölpreise der Sorten Brent und WTI fallen um 8,5%, bzw. 9,1%. Der CRB-Rohstoffindex verliert 6,0%, Kupfer sehr schwach. Gold (in Dollar) beendet seine Gewinnserie mit auf Wochensicht –1,5%, Silber –12,8%.
Die Rendite der 10yr-TNotes verliert 6,4%. Die Rendite der 2yr-TNotes im Wochenvergleich schwach mit –8,9%, die Rendite der 13wk-TBills gibt 0,8% ab. Euro/Dollar gewinnt 1,3%, der Dollar-Index verliert ein Prozent. Dollar/Yen auf Wochensicht schwach mit –1,9%, Euro/Yen leichter mit –0,8%.
Unter der Oberfläche großer Aktien-Indices: Der BKX-Index regionaler Banken (Fortführung des KBW) fällt auf Wochensicht um 13,8%. Gegenüber dem Allzeithoch aus Mitte Januar 2022 (147,56) steht er 29,3% tiefer. Der „Globalisierungsindikator“, der Dow Jones Transport Index (DJT), verliert 9,8% und steht nun 24,9% unter seinem Allzeithoch von Ende November 2024 (17754,38). Der „Technologieindikator“, der Halbleiterindex SOX, verliert 16,0%. Er notiert nun 39,1% unter seinem Allzeithoch vom 10. Juli 2024 (5904,54).
Der Rendite-Spread am langen Ende nimmt im Wochenvergleich im positiven Bereich leicht weiter zu. Der Spread über das gesamte Spektrum geht klar zurück. Der Spread zwischen der Rendite der 2yr-TNotes und der eff FFR baut sein Minus deutlich aus. Die Erwartungen hinsichtlich einer Leitzins-Senkung scheinen auf mittlere Sicht nun drei Zinsschnitte zu sehen. Die Zinsstruktur versteilert sich am langen Ende weiter und wird am kurzen Ende negativ (invers).
Der Ausverkauf an den Aktienmärkten begann am Donnerstag, nachem Trump am Mittwoch nach Börsenschluss die neuen, umfassenden Zölle veröffentlicht hatte, die viele hinsichtlich Höhe und Umfang überraschten. Er beschleunigte sich am Freitag und griff auf die ganze Welt über, als China beschloss, einen Zoll von 34% auf alle aus den USA importierten Waren zu erheben. Bereits am Donnerstag hatte Kanada verkündet, den von Trump eingeführten Zoll von 25% auf aus den USA importierte Fahrzeuge zu übernehmen. Die Rohstoffmärkte wurden in Mitleidenschaft gezogen, die Rohölsorte Brent wurde auf dem niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren gehandelt.
Auf einer Konferenz am Freitag wies der Fed-Vorsitzende Powell darauf hin, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zollerhöhungen größer sein dürften als erwartet und mit „erhöhten Risiken sowohl für höhere Arbeitslosigkeit als auch für höhere Inflation“ einhergingen.
Der US-Arbeitsmarktbericht für März, den das Arbeitsministerium am Freitag veröffentlichte, trug wenig zur Beruhigung der Märkte bei. Die Arbeitgeber haben im März 228.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, verglichen mit geschätzten 140.000, und damit deutlich mehr als die 117.000 Stellen im Februar. Die Arbeitslosenquote steigt von 4,1% im Februar auf 4,2% an. Das Jahres-Wachstum der durchschnittlichen Stundenlöhne sinkt um 0,1% auf 3,8%. Der Arbeitsmarkt zeigt sich stabil, jedoch mit weiteren Bremsspuren. Er kann sich jetzt rasch verschlechtern.
Der am Dienstag veröffentlichte ISM-Bericht zeigt den Index nach zwei Monaten in Expansion im März wieder in Kontraktion (-1,3 auf 49 Punkte). Der Subindex für Preise steigt im Expansionsbereich weiter auf 69,4, ein Anstieg von 7 Punkten gegenüber dem Wert aus Februar. Der Subindex für den Auftragsbestand geht um 2,3 auf 44,5 zurück. Der Subindex für die Beschäftigung sinkt um 2,9 auf 44,7. Ein Wert von 50 trennt bei Diffusionsindices Expansion von Kontraktion.
Ich habe mich zuletzt in mehreren Artikeln mit der Zoll-Thematik beschäftigt – siehe hier, hier, hier und hier.
John Mauldin schreibt: „…diese ganze Sache mit den Zöllen ist einfach wirtschaftspolitisches Fehlverhalten. (…) Es scheint, dass Peter Navarro, der das wirtschaftliche Verständnis hat, das Gott einer Gans gegeben hat (was ich vor acht Jahren sagte), obwohl er keine offizielle Position hat, das Ohr des Präsidenten hat, was noch wichtiger ist.“
Navarro war schon in Trumps erster Amtszeit mit seiner Obsession hinsichtlich Handelsbilanz-Defiziten aufgefallen (siehe hier und hier).
Immer wurde behauptet, das Handelsdefizit der USA sei „unhaltbar“. Dem ist nicht so. Die USA haben seit einem halben Jahrhundert fast in jedem Jahr ein Handelsdefizit. In dieser Zeit ist die Wirtschaft erheblich gewachsen, US-Unternehmen haben viele innovative Technologien erfunden. Die Stellung der USA hat sich in dieser Zeit extrem verstärkt und das hat damit zu tun, das der Dollar zur Weltleitwährung wurde. Und die damit verbundenen Vorteile konnten die USA nur deswegen ernten, weil sie der Welt über ein beständiges Defizit in der Handelsbilanz die benötigten Dollar für einen zunehmenden Handel lieferten (siehe hier).
Umgekehrt zeigt das Beispiel Deutschland, dass ein Handelsüberschuss die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe nicht unbedingt fördert. Im Gegenteil, die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe geht, gemessen an der Zahl der Erwerbstätigen, trotz eines wachsenden Handelsüberschusses seit 1970 kontinuierlich zurück.
In einem kürzlich erschienenen Leitartikel des Wall Street Journal heißt es dazu: „Zwischen 2000 und 2024 stieg Deutschlands Handelsbilanz im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt von einem Defizit von 1,5% auf einen Überschuss von 5,8%. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil der Fabrikarbeitsplätze in Deutschland von 20% auf 16%. In einer Studie aus dem Jahr 2021 wurde festgestellt, dass der Rückgang des Anteils der Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe in den amerikanischen und deutschen Industriestandorten trotz der großen Unterschiede in den nationalen Handelsbilanzen ähnlich verlief.“ Und weiter: „Selbst wenn die Exporte des verarbeitenden Gewerbes in den USA so stark zunehmen würden, dass das Handelsdefizit ausgeglichen werden könnte -was äußerst unwahrscheinlich ist- und wenn die Beschäftigung im gleichen Maße wachsen würde, würde der Anteil der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe nur von 8% auf 9% steigen. Nicht gerade transformativ.“
Noch einmal Mauldin: Es ist eine mathematische Gewissheit, dass die Reservewährung der Welt ein Defizit aufweisen muss. Das ist ein exorbitantes Privileg, und die USA brauchen es wirklich, wirklich, wirklich dringend. Alle Dollar, die wir exportieren, kehren in der einen oder anderen Form in die Vereinigten Staaten zurück. Ein Großteil davon wird zum Kauf unserer Schulden verwendet, aber auch zum Kauf aller möglichen Waren und Dienstleistungen, einschließlich Aktien. Wenn Sie sich fragen, warum der Aktienmarkt in dieser Woche nicht besonders gut läuft, dann ist dies ein Teil der Gleichung.
Im vierten Quartal 2024 besaßen ausländische Investoren 16,5 Bill. Dollar oder 18% der US-Aktien – laut Daten der Federal Reserve der höchste Anteil, der je verzeichnet wurde. Das ist ein Anstieg gegenüber 8% im Jahr 2000 und nur 2% in den 1950er Jahren. (Chartquelle)
Mauldin weiter: Am vergangenen Wochenende erklärte Peter Navarro (der wahrscheinlich gefährlichste Mann, der mit dem Präsidenten spricht) gegenüber Fox News: „Zölle werden etwa 600 Mrd. Dollar pro Jahr einbringen, etwa 6 Bill. Dollar über einen Zeitraum von 10 Jahren“. Wirklich? Ausgehend von einem Gesamtimportvolumen von 4,1 Billionen Dollar im vergangenen Jahr bedeutet dies einen durchschnittlichen Zollsatz von 15% auf importierte Waren und Dienstleistungen. Aber das ist wahrscheinlich zu niedrig angesetzt, weil ein großer Teil der Gesamteinfuhren auf Kanada und Mexiko entfällt, die offenbar günstigere Steuersätze erhalten werden. Das würde bedeuten, dass auf alles andere eher 20% erhoben werden. Die Amerikaner, nicht die Ausländer, werden den größten Teil dieser Kosten über höhere Preise, niedrigere Gewinnspannen und verlorene Arbeitsplätze tragen. So weit Mauldin.
Allmählich wird deutlich, was die Strategie der Trumpschen Zollpolitik ist. Die Ziele liegen nicht so sehr in der Absicht, bessere Verhandlungspositionen zu bekommen. Und wahrscheinlich auch weniger darin, mehr wirtschaftliche Autarkie zu erreichen, sowie mit den Zolleinnahmen einen Teil der Einkommensteuer zu ersetzen. Sondern darin, über eine gezielte Abwertung des Dollar die amerikanische Produktion über zunehmende Exporte anzukurbeln. Die damit verbundenen erheblichen Auswirkungen auf den Status des Dollar als Weltleitwährung allerdings machen die Unsicherheit nur noch größer als sie bei einem beliebigen Drehen an irgendwelchen Zollschrauben wäre. Und die Finanzmärkte mögen keine Unsicherheit, heißt es.
Trump am Freitag Nachmittag auf Truth Social: „Dies wäre ein PERFEKTER Zeitpunkt für den Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, die Zinssätze zu senken. Er ist immer „spät dran“, aber jetzt könnte er sein Image ändern, und zwar schnell. Die Energiepreise sind gesunken, die Zinssätze sind gesunken, die Inflation ist gesunken, sogar die Eier sind um 69% gesunken, und die Arbeitsplätze sind gestiegen, und das alles innerhalb von zwei Monaten – ein großer Gewinn für Amerika. SENKEN SIE DIE ZINSEN, JEROME, UND HÖREN SIE AUF, POLITIK ZU SPIELEN!“
Yardeni revidiert Prognosen: Wir erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines pessimistischen Stagflationsszenarios von 35% auf 45%. Das Stagflationsszenario beinhaltet die Möglichkeit einer flachen Rezession in der zweiten Hälfte dieses Jahres.
Wir hatten für dieses Jahr mit einem realen BIP-Wachstum von 2,5% bis 3,0% gerechnet, ähnlich dem Tempo des vergangenen Jahres. Wir senken diesen Wert auf 1,5%. Die letzten beiden Quartale könnten negative Vorzeichen haben. Der erwartete sprunghafte Anstieg des realen BIP in Q2 spiegelt einen Kaufrausch der Verbraucher im April und Mai wider, bevor die Zölle die Preise im Juni in die Höhe treiben.
Wie bereits erwähnt, heben wir unsere PCED-Inflationsprognose für den Rest dieses Jahres auf 3,0% bis 4,0% an und senken sie dann auf 2,0% bis 3,0% im Jahr 2026. Dabei gehen wir davon aus, dass es nicht zu einem Handelskrieg mit entsprechenden Vergeltungsmaßnahmen kommen wird. Sollte dies der Fall sein, wird es zu einer Rezession kommen, die die Inflation nach unten drücken wird.
Wir haben vorhergesagt, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr nicht senken wird, weil das BIP-Wachstum besser als erwartet sein sollte. Jetzt sagen wir voraus, dass die Fed die Zinsen nicht senken kann, selbst wenn die Wirtschaft stagniert, weil die höhere Inflation die Fed zwingen wird, auf der Stelle zu treten. Wir bleiben bei unserer Prognose, dass die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen in diesem Jahr zwischen 4,25% und 4,75% liegen wird.
Unsere auf 45% gestiegene Stagflationswahrscheinlichkeit ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich die aktuelle Aktienmarktkorrektur in einen ausgewachsenen Bärenmarkt verwandelt. Mit anderen Worten: Wenn wir eine Stagflation in der Wirtschaft haben, können wir einen Bärenmarkt bei Aktien erwarten.
Wir senken unser Jahresendziel für den S&P 500 (erneut) von 6400 auf 6100, was einem Plus von 4% gegenüber dem Ende des letzten Jahres entsprechen würde. In diesem Szenario könnte sich die derzeitige Korrektur in den kommenden Monaten in einen Bärenmarkt verwandeln, bevor sie sich später in diesem Jahr wieder in einen Bullenmarkt verwandelt, in der Erwartung einer Wiederaufnahme unserer „Roaring 2020s“ im Jahr 2026 und danach.
Auch die Vigilanten der Börse verlieren ihr Vertrauen in Trump 2.0. Das Risiko besteht darin, dass sie einen Bärenmarkt auslösen, der zu einer von den Verbrauchern über negative Vermögenseffekte ausgehenden, die Verbraucherausgaben drückende Rezession führt (vor allem bei den in den Ruhestand gehenden Baby-Boomern). Wir hoffen, dass die Republikaner erkennen, dass sie ihre Mehrheiten in beiden Häusern des Kongresses verlieren könnten, wenn das Weiße Haus weiterhin eine stagflationäre Handelspolitik verfolgt. So weit Yardeni.
Charts zum Thema: BONUS CONTENT: Damage Assessment Report In 16 Charts Of Trump Tariff Turmoil 2.0.
Siehe auch Jeffrey Sachs in „Trump’s Absurd Trade Policies Will Impoverish Americans and Harm the World“ – immer lesenswert, was Sachs zu sagen hat!
Wolf Richter: Der Status des US-Dollars als vorherrschende globale Reservewährung hat den USA geholfen, ihre doppelten Defizite (Haushaltsdefizit und Handelsdefizit) zu finanzieren, und hat sie dadurch ermöglicht. Der Status als Reservewährung rührt daher, dass andere Zentralbanken (nicht die Fed) Billionen von auf US-Dollar lautenden Vermögenswerten wie Schatzanweisungen, andere Staatspapiere, Unternehmensanleihen und sogar Aktien gekauft haben. Er war für die USA von entscheidender Bedeutung, und je mehr diese Vormachtstellung langsam schwindet, desto mehr Risiken häufen sich.
Laut den heute veröffentlichten COFER-Daten des IWF hat der US-Dollar im Jahr 2024 weiter an Boden als führende globale Reservewährung verloren. Der Gesamtbestand an auf US-Dollar lautenden Wertpapieren anderer Zentralbanken (außer der Fed) sank von 6,69 Bill. Dollar Ende 2023 um 59 Mrd. Dollar auf 6,63 Bill. Dollar Ende 2024.
Der Anteil des Dollar an den gesamten zugewiesenen Devisenreserven sank Ende 2024 auf 57,8 % und damit auf den niedrigsten Stand seit 1994, was einem Rückgang von 7,3 Prozentpunkten innerhalb von 10 Jahren entspricht, da die Zentralbanken ihre Bestände seit Jahren auf Vermögenswerte, die auf andere Währungen als den Dollar lauten, und auf Gold diversifizieren, so Richter.
Dazu passt der Verlauf des Goldpreises in Dollar (Chartquelle). Yardenis Ziel für 2024: 4000.
Credit Strategist: Die kommende Krise wird höchstwahrscheinlich in Form von Käufern von US-Staatsanleihen auftreten, die höhere Renditen für diese Anleihen verlangen und damit das Defizit in untragbare Höhen treiben. Das derzeitige Wachstum des Defizits und die jährlichen Kosten für dessen Bedienung machen eine Krise praktisch unvermeidbar, wobei die einzige Frage ist, „wann“ und nicht „ob“ sie eintritt. (…) Carmen Reinhart warnt: „Wenn es ein gemeinsames Thema für die große Bandbreite der weltweiten Finanzkrisen gibt, dann ist es, dass eine übermäßige Anhäufung von Schulden, sei es durch die Regierung, Banken, Unternehmen oder Verbraucher, oft größere Risiken birgt, als es während eines Booms scheint.“ Heute ist jeder Teil der Weltwirtschaft übermäßig verschuldet – viel mehr als vor der Großen Finanzkrise 2008/9. (…) Es ist unmöglich, das wachsende Ausmaß der weltweiten Verschuldung des öffentlichen und privaten Sektors objektiv zu betrachten und zu einem anderen Schluss zu kommen als dem, dass (a) diese Schulden niemals zurückgezahlt werden können, (b) sie das Wirtschaftswachstum behindern, (c) sie das Ergebnis von schlechtem Wirtschaftsmanagement und politischer Feigheit sind und (d) sie, wenn sie andauern, zu Krisen, Katastrophen und unermesslichem Leid führen werden. Es gibt Möglichkeiten, diese Folgen abzumildern, aber keine davon wird ohne erhebliche Opfer auf Seiten aller kommen.“ Das schreibt der Credit Strategist.
Die Besorgnis wächst, dass ausländische Investoren ihre Käufe von US-Schatzpapieren als Vergeltung für die Zölle von Präsident Donald Trump reduzieren könnten, insbesondere China und Japan, die größten ausländischen Inhaber von US-Schulden. „Ein mögliches Element der Vergeltungsmaßnahmen ist die Zurückhaltung beim Kauf von Staatsanleihen“, sagt John Velis, Makrostratege bei BNY Mellon. „Nicht zu kaufen ist wahrscheinlich wahrscheinlicher als zu verkaufen“, sagte er und fügte hinzu, dass es Alternativen wie Bundesanleihen gebe, da Deutschland die Emission von Anleihen erhöht.
Die neuen Zölle von US-Präsident Donald Trump auf chinesische Einfuhren könnten Waren im Wert von 400 Mrd. USD auf andere Märkte umleiten, diese möglicherweise überschwemmen und die Handelsspannungen verschärfen. Wirtschaftswissenschaftler warnen, dass dies zu einem „China-Schock“ führen und Antidumpingmaßnahmen weltweit verstärken könnte.
Vontobel: Betrachtet man die Haupttreiber der Renditen im ersten Quartal 2025, so fallen einem als erstes die Zölle ein. Doch während dies für Aktien und Kreditspreads zutrifft, war bei den globalen festverzinslichen Wertpapieren der Hauptfaktor für die Gesamtrenditen im ersten Quartal der Ausverkauf von Bundesanleihen, der durch einen bedeutenden Richtungswechsel in der deutschen Finanzpolitik ausgelöst wurde. Und auch das ist nicht die ganze Geschichte, denn die Tatsache, dass eine der heftigsten Bewegungen bei Bundesanleihen seit Jahrzehnten mit einer Rallye bei US-Treasuries (USTs) einherging, ist ebenso wichtig und ungewöhnlich.
Der US-Dollar ist nach der Ankündigung umfassender neuer Importzölle durch Präsident Trump stark gefallen, woraufhin die Anleger Sicherheit im Yen, Schweizer Franken und Gold suchten. Die Basiszölle in Höhe von 10% -die etwa 60 Länder betreffen sollen- schürten Ängste vor einer weltweiten Konjunkturabkühlung und Inflation. Die Renditen von Staatsanleihen stürzten ab, und die Marktvolatilität nahm zu, da die Nachfrage nach sicheren Häfen in die Höhe schnellte.
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat angekündigt, dass die EU zusätzliche Gegenmaßnahmen als Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle in Höhe von 20% auf europäische Waren und 25% auf ausländische Automobile vorbereitet. Von der Leyen forderte die USA außerdem auf, „von der Konfrontation zur Verhandlung überzugehen“. Schweden und Irland haben ihre Enttäuschung über die Zölle zum Ausdruck gebracht, wobei der irische Tanaiste Simon Harris zu einer maßvollen Reaktion aufrief.
Die jüngsten US-Zölle sollten für Europa ein „Marsch in die Unabhängigkeit“ sein, sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde. „Ich halte dies für einen Moment, in dem wir gemeinsam entscheiden können, unser Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, und ich denke, es ist ein Marsch in die Unabhängigkeit“, sagte Lagarde vor dem Inkrafttreten der neuen Zölle von US-Präsident Donald Trump und fügte hinzu, Europa dürfe sich nicht vor den USA ‚hinlegen‘.
Der S&P 500 hat am zurückliegenden Freitag bei 5074,08 geschlossen. Der Index notiert unter der EMA50 (sinkend bei 5760) und unter der EMA200 (5691, sinkend) (Chartquelle).
Am Donnerstag und Freitag hat der Index zwei große Abwärtslücken gerissen und jetzt alle Gewinne seit Anfang August 2024 ausradiert. Zudem ist er unter die Aufwärtslinie aus Oktober 2022 gefallen und notiert so tief wie seit Mai 2024 nicht. Zum Wochenschluss hat er auch das 50er-Retracemnt des Aufwärtsimpulses aus November 2023 (5128) (knapp) unterboten.
Die Marktindikatoren notieren mit 0:57 per Saldo bärisch.. Die Volumenverteilung im S&P 500 ist nicht mehr in Akkumulation. Weitere Daten hinsichtlich der Volumenverteilung zeigen ein bärisches Bild, die Marktbreite nach TRIN ist neutral bis bärisch. Die Stimmungsindikatoren: Das Verhältnis SPX/VIX ist bärisch und hoch in „Fear“, das Put/Call-Verhältnis ist ebenfalls bärisch.
Der VIX, Angstmesser an Wall Street, notiert mit einem Tages-Plus von 50,9% bei 45,31 über seiner EMA50 (steigend, 21,04). Nach Stochastik und MACD ist mit weiter aufwärts zu rechnen. Das lässt für den S&P 500 weiteren Abwärtsdruck erwarten. Die Auswertung seiner tatsächlichen und seiner impliziten Volatilität zeigt keine „Selbstzufriedenheit“, sowie einen Volatilitätsausbruch.
Der Verlauf der Rendite von Ramsch-Anleihen zeigt stark abnehmende Risikoneigung (der Wert vom zurückliegenden Freitag ist nicht enthalten). Der TQual-Indikator, gebildet aus RSI, Stochastik und MACD internationaler Aktienindices läuft im bärischen Bereich kurzfristig seitwärts.
Bis hierhin ist von weiterer Kursschwäche auszugehen.
Die fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis sehen bei Aktien lineare Eigenschaften als dominant an. Bullische Kursmuster laufen mit nur noch geringem Anteil abwärts, bärische dominierend aufwärts (Anteil über 60%). Das zuletzt hier angegebene Ziel an der Oberseite von 5650 wurde per Mittwoch erreicht. Die Prognose der TimePatternAnalysis für den S&P 500 sieht den Index mit instabilem Zyklusgerüst kurz seitwärts, dann abwärts laufen bis in den Bereich von 4800+ laufen (automatische Trading-Empfehlung „Hold Put“).
Die Charts der zusammengefassten Marktindikatoren, der Auswertung der Rendite der Ramsch-Anleihen, sowie der fraktalen Oszillatoren der TimePatternAnalysis, die Übersicht über die automatisch generierten Trading-Tipps und der Prognosechart des Tages werden börsentäglich auf der Startseite aktualisiert.
Zusammengefasster Ausblick auf die nächste Woche: Ich hatte zuletzt geschrieben, dass es nahe liegt, wenn der Bereich bei 5500 angegangen wird. Dort eröffnete der Index auch am Donnerstag mit einer Abwärtslücke, aber dann gab es kein Halten. Jetzt ist viel charttechnisches Porzellan zerschlagen (eigentlich fast alles). Mag sein, dass es einiges Geplänkel um die Zone bei 5120, dem Zusammentreffen zweier Retracements und des Tiefs aus Anfang August 2024, geben wird. Sollte es dort zu einer Stabilisierung kommen, wäre das erste Bullen-Ziel ~5350, hier verläuft aktuell die Aufwärtslinie aus Oktober 2022, sowie das 32er Retracement des Aufwärtsimpulses aus Anfang November 2023 (Start des AI-Hypes).
Weitere Perspektive: Selbst wenn es dazu kommt, dürfte es im weiteren Verlauf des April hinaus eher noch weiter abwärts gehen. Als Ziel an der Unterseite bietet sich der Bereich um 4850 an, hier verläuft das 62er-Retracement des Aufwärtsimpulses aus November 2023 und ein statischer Pegel (Hoch aus Anfang 2022 vor Beginn des Rückzugs bis Oktober 2022).
Das große Bild: …ist stark angeschlagen, so dass momentan alle bullischen Aktivitäten Gegenbewegungen gegen die bärische Schwerkraft sind. Und die Rahmenbedingungen trüben eher weiter ein.
Ich hatte hier längerfristige Perspektiven erörtert. Das war einige Wochen, bevor der Topp-Bildungs-Prozess im S&P 500 im Oktober 2023 begann, der in der zweiten Februar-Hälfte abgeschlossen wurde. Selbstverständlich kann es (irgendwann) neue Topps geben. Aber auf mittlere Sicht (sechs bis zwölf Monate) ist das nun eher unwahrscheinlich.
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herzlichen Dank für diese phantastische Zusammenfassung der aktuellen Ereignisse
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