Donald Trumps Liebe zu Zöllen war bekannt. Dass er aber so heiß in sie verliebt ist, hat die Märkte dann doch überrascht. Am „Liberation Day“, der in die Geschichte als Tag der Verschrottung des globalen Freihandels eingehen könnte, verkündete er Zölle von 10 bis 50 Prozent.
Das schreibt Thomas Mayer, Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute. Und weiter: „Tatsächlich ist sie Teil eines geplanten grundsätzlichen Umbaus der Handels- und Finanzpolitik, bei der Zölle zu mehr wirtschaftlicher Autarkie führen und die Zolleinnahmen einen Teil der Einkommensteuer ersetzen sollen. Widerspenstigen Handelspartnern soll auch mit dem Entzug von militärischem Schutz gedroht werden, wenn sie sich nicht fügen. Das macht frühere Partnerländer der USA, die sich darauf verlassen hatten, besonders erpressbar. Nimmt man Trumps Gelüste nach einer Vergrößerung des Staatsgebiets der USA hinzu, drängt sich der Vergleich mit dem US-Präsidenten William McKinley auf. Dieser verfolgte gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine protektionistische Wirtschaftspolitik und verleibte den USA vormals eingeständige Länder wie Hawaii, Puerto Rico und Guam ein.“
McKinley sei erfolgreich gewesen, fährt Mayer fort: „In seiner Amtszeit erholte sich die US-Wirtschaft von der Wirtschaftskrise von 1893. Die Industrie wuchs, in der Stahlerzeugung, im Maschinenbau und in der Telekommunikation. Die Landesteile wurden mit Eisenbahnen vernetzt. Im Jahr 1900 band McKinley den US-Dollar fest ans Gold und gewann damit das Vertrauen von Investoren und der Finanzwelt. Seine Schutzzölle für die junge Industrie ließen die heimische Produktion und die Unternehmensgewinne steigen.“
Ob Trump McKinleys Erfolg wiederholen kann? Mayer hält das für unwahrscheinlich. Er findet den Fokus der Handelspolitik auf bilaterale Güterhandelsströme bizarr. Wie die Zolltabelle zustande kam, nach der die USA neue Importzölle erheben werden, habe ich hier dargestellt. Wenn das Handelsbilanzdefizit der USA den gesamten Importen entsprechen würde, müsste nach dieser Methode jetzt ein genereller Einfuhrzoll von 50% verhängt werden. Hat was Absurdes…
Die Finanzmärkte haben auf die Ankündigung am 2. April nach Börsenschluss mit Entsetzen reagiert. Mayer glaubt nicht, dass der abwegige Versuch gelingt, die bilateralen Handelsbilanzen mit Zöllen anstatt mit einer Änderung der die US-Nachfrage treibenden expansiven Fiskalpolitik ausgleichen zu können. Auch den Umbau der Staatseinnahmen von traditionellen Steuern hin zu Zöllen dürfte fehlschlagen.
Stattdessen wird ein Stagflationsszenario wahrscheinlicher. Durch die Zollpolitik könnte das Wachstum um ein Prozent sinken. Nach der GDPNow-Zeitreihe wird aktuell ein Wirtschaftswachstum von –2,8% für das erste Quartal angezeigt. Im vierten Quartal 2024 lag das reale Wachstium des BIP noch bei +2,3%. Der Gleichlauf beider Zeitreihen ist gut, wenn auch nicht perfekt (Chartquelle).
Schätzungen gehen davon aus, dass die Inflation durch die neuen Zölle um bis zu zwei Prozent anstegen könnte. Sie hatte sich schon zuvor robuster gezeigt als erhofft. Es spricht nicht viel dagegen, dass der Gleichlauf der Inflation zur Periode zwischen März 1966 und Dezember 1982 weiter fortbesteht. Damals, zum Vergleichszeitunkt Dezember 1974, dauerte es noch gut fünf Jahre, bis die Inflation endlich ihre Spitze erreicht hatte.
Beide Effekte zusammengenommen unterstreichen auch die zunehmende Wahrscheinlichkeit einer in den USA aufziehenden Rezession. Die dürfte sich dann mit hoher Wahrscheinlich auf die Weltwirtschaft ausweiten.
In den frühen 1930er Jahren kam es zusammen mit einem Einbruch an den Aktienmärkten zu einem allgemeinen Handelskrieg. Damals stiegen die effektiven Einfuhrzölle in die USA auf über 20%. Es wird geschätzt, dass die aktuell angekündigten Zölle diesen Rekordwert überschreiten.
Mayers Hoffnung ist, der Satz des bekannten österreichischen Finanzministers Eugen von Böhm-Bawerk aus dem frühem 20. Jahrhundert möge sich rasch durchsetzen, wonach sehr vereinfacht gesagt ökonomische Gesetzmäßigkeiten politische Eingriffe brechen.
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